Eines der 10 besten Punk-Alben und zugleich ein ungemein einflussreiches Werk für nachfolgende Gitarristen. Andrew Gill, der Superstar auf dem Album, hatte seine eigene Vision und kreierte funkige Gitarren-Stakkatos, die die Rockmusik nachhaltig massiv prägten. Zudem ist Entertainment! die Ohrfeige für alle, die ahnungslos behaupten, Punk sei anspruchslose Assimusik.
Sonntag, 5. August 2018
Gang Of Four - Entertainment!
Eines der 10 besten Punk-Alben und zugleich ein ungemein einflussreiches Werk für nachfolgende Gitarristen. Andrew Gill, der Superstar auf dem Album, hatte seine eigene Vision und kreierte funkige Gitarren-Stakkatos, die die Rockmusik nachhaltig massiv prägten. Zudem ist Entertainment! die Ohrfeige für alle, die ahnungslos behaupten, Punk sei anspruchslose Assimusik.
Muxmäuschenstill
Regie: Marcus Mittermeier, 2004
Ich traue es mir fast gar nicht zu schreiben, aber Muxmäuschenstill aus dem Jahr 2004 ist einem C'est arrivé près de chez vous (Man Bites Dog) – es ist wirklich unglaublich – ebenbürtig. Nein, Muxmäuschenstill ist kein Abklatsch, keine billige Kopie oder ein deutsches Remake des Kultklassikers aus Belgien. Muxmäuschenstill ist ein eigenständiger, kluger, anspruchsvoller und wahnsinnig ernster und ehrlicher Film, der aber kein Geheimnis daraus macht, dass er sich in jeder Sekunde, jeder Szene und in den Dialogen vor dem übergroßen Vorbild aus Belgien verneigt.
Mux versucht mit seinen Methoden die Welt zu verbessern, hier im Berliner Großstadtzirkus, indem er selbst Richter und Henker spielt. Als seine rechte Hand wird Gerd, ein Langzeitarbeitsloser, von Mux als Begleiter und Kameramann angeheuert. Gemeinsam üben sie Selbstjustiz aus, wobei Mux aktiv auch mal mit Knarre vor der Kamera die "Gesetzlosen" angeht und Gerd passiv hinter der Kamera alles dokumentiert.
Hierdurch entstehen unglaublich witzige Momente, bei denen man aber innerhalb einer Nanosekunde zu ersticken droht. Der Film steigert sich immer mehr, die Gewalt wird schonungsloser, und es wird kein Tabu umgangen. Kinderpornografie wird genauso behandelt wie die "Bevorteilung" von Behinderten. Es wird einfach nichts ausgelassen: Ob es nun Hundehalter sind, die für die Scheißhaufen auf den Gehwegen bestraft werden, Falschparker auf Behindertenparkplätzen, weil Mutters Kind mal eben nur kurz in die Ecke pinkeln muss, Opas mit Kinderpornografie in der Tüte zur Rede gestellt werden oder eine Studentin, die im Kaufhaus einen BH klaut und vor laufender Kamera und den Blicken von Mux und Gerd gedemütigt den geklauten BH wieder in der Umkleide ausziehen muss.
Mit fortschreitender Laufzeit tut der Film auch schon mal weh. Manche Szenen sind schon recht derb, besonders weil sie "unkommentiert" und realistisch gezeigt werden – und hier sind die großen Parallelen zu Man Bites Dog. Auf der anderen Seite wird man von der ersten Sekunde an von Mux an die Hand genommen und durch den Film geschleift. Jan Henrik Stahlberg trägt den Film in jeder Sekunde und hat das gleiche Charisma und eine ähnliche Wirkung wie Benoît Poelvoorde in Man Bites Dog. Eine fantastische Schauspielleistung, die niemals aufdringlich oder realitätsfern wirkt.
Der Film hat zudem ein wackelfestes Fundament aus bitterbösem und tiefschwarzem Humor, der für einen deutschen Film schon fast zu heftig ist. Natürlich ist der Film keine seichte Unterhaltung, und manche Szenen sind wirklich unglaublich unangenehm, dabei verliert sich der Film nie in billiger Unterhaltung oder sinnlosen Gewaltszenen und ist perfekt gestrafft und kontinuierlich auf den Punkt gebracht.
Ich bin stolz, dass so eine Filmperle aus Deutschland kommt – das muss man einfach mal sagen. Für mich einer der besten Filme der letzten Jahre, die ich gesehen habe.
Bolt Thrower - Nachkriegsschauplatz
Heute war für mich ein trauriger Bügeltag, denn als ich in meinen Wäschekorb griff und mein Businessunterhemd auf mein Bügelbrett hievte, wurde ich daran erinnert, dass bereits vor längerer Zeit meine Lieblingssympathieband ihre „Todesanzeige“ veröffentlichte. Die englische Panzermacht Bolt Thrower gab nach genau dreißig Jahren ihr Ende bekannt.
Die Schaffensphase von Bolt Thrower ist auch heute noch einzigartig, nicht nur im Prügelsektor. Die Band, die fast alle Handgriffe im Business selbst in die Hand nahm, begann ihren Siegeszug mit einer Mischung aus Punk, Hardcore, Thrash Metal und einer Prise Crust. Sogar John Peel war so begeistert von der Musik, dass er Bolt Thrower zu seiner legendären Peel Session einlud. Die Band bekam mehr Aufmerksamkeit und hatte bald einen Plattenvertrag im Panzerhandschuhfach.
1988 erschien mit In Battle There Is No Law! das extrem rumpelige und unbarmherzige Debüt, das jedoch noch unter einem miserablen Sound litt und somit nur erahnen ließ, welche Detonationen die Band in den kommenden Jahren zünden würde. Ein Jahr später war es allerdings soweit: Realm of Chaos: Slaves to Darkness rollte gnadenlos durch die beginnende Blütezeit der Death Metal-Welle und hinterließ zum ersten Mal den für Bolt Thrower so berühmten „Nachkriegsschauplatz“. Mit Realm of Chaos fand die Band zu ihrem unverwechselbaren und bis heute einzigartigen Stil: Kettenfahrzeugriffs, singende Panzer, tanzendes Haubitzendrumming und gewaltige Flak-Batterien. Gerade weil auf Realm of Chaos ein Spagat zwischen altem Chaossound und zukünftiger Soundwand vorherrscht, gehört dieses Album zu meinen Top 3 der Band.
War Master, das dritte Werk aus dem Jahr 1991, schoss die Band dann endgültig in die Sphären der großartigsten Death Metal-Bands auf dem Erdenreich. Produziert von Colin Richardson, wurde mit War Master der typische Bolt Thrower-Sound zur Vollendung getrieben. War Master war auch gleichzeitig das letzte Album, auf dem das Chaos im Sound bei der Kriegsführung mitentscheiden durfte.
Mit The IVth Crusade (1992), ...for Victory (1994) und Mercenary (1998) veröffentlichte die Band für mich ihre drei größten Klassiker. Spielerisch war die Band mittlerweile unglaublich mächtig, webte die irrsinnigsten Melodien zwischen Riffpower und Tempowechseln und perfektionierte ihren Sound zur unkopierbaren Panzerschlacht.
2005 erschien mit Those Once Loyal das letzte Werk. Vielen Dank an Jo Bench – die schärfste und authentischste Bassfrau im Langhaarsektor, Barry Thomson und Gavin Ward – das mächtigste Gitarrenduo, das der Death Metal je hervorgebracht hat, Karl Willetts – der einzig wahre Panzergeneral – und natürlich Andrew Whale und den leider viel zu früh verstorbenen Martin Kearns – ihr habt mit eurem wichsfreien Schlagzeugspiel die Kriegsmaschine erst zum Rollen gebracht!
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