Technisch gesehen ist das gesamte Album absolute Speerspitze. Hirnfickende Gitarrenriffs, die sich tief durch die Nervenbahnen fräsen, ein unglaublich tightes und zugleich mördermäßiges Drumming und eine rostige Kehlkopfstimme sorgten 2007 für ein absolutes Highlight in der weltweiten Black-Metal-Szene.
Der Sound ist voluminös, aber natürlich, und trotzdem extrem roh. Er bietet großen Freiraum für die brillanten Gitarrenriffs. Drückend und unbarmherzig sägen die Black-Metal-untypischen Riffs über einen hinweg. Ein unbeschreiblicher Sturm aus harmonischen Melodien und gnadenlosen, fast schon thrashigen Riffsalven wird im Sekundentakt abgefeuert. Zwischendurch werden die überdurchschnittlich langen Songs immer wieder durch fantastische Breaks, Grooveattacken und orientalische Melodien aufgerüttelt.
Allein diese ungewöhnliche Gitarrenarbeit auf „Eater Of Birds“ stellt ein absolutes Erkennungsmerkmal dieser grandiosen amerikanischen Black-Metal-Band dar. Nicht nur die einzigartigen Gitarrenriffs machen „Eater Of Birds“ zu einem Szenenhighlight; die gesamten Songs bilden eine so dichte Einheit, dass Akustikgitarren und orkanartige Riffs nahtlos verschmelzen. Das Songwriting geht dabei eigentlich schon weit über die eigentliche Black-Metal-Kunst hinaus.
Neben den wuchtigen Riffs ist besonders das Drumming auf „Eater Of Birds“ eine absolute Meisterleistung. Wie tight und abwechslungsreich, zugleich unglaublich songdienlich, wird hier geprügelt, gegroovt und gerockt – und das alles auf einem technischen Niveau, das weit entfernt vom üblichen Black-Metal-Drumming ist. Es macht einfach nur Spaß, jeden einzelnen Schlag von Erik Wunder zu verfolgen, sich auf den bevorstehenden Taktwechsel zu freuen, die Dynamik und den Groove zu bestaunen, während man von den irren sägenden Riffs begleitet wird – oder umgekehrt.
Da stört es auch nicht, dass kaum bis gar kein Bassspiel zu vernehmen ist. Wie intensiv Cobalt diese beiden Instrumente auf dem Album zusammenschweißen, ist in meinen Ohren völlig einzigartig im Black Metal! Songs wie „Ulcerism“, „Invincible Sun“, „Witherer“ oder der Showdown „Eater Of Birds“ wären von einer europäischen Black-Metal-Band niemals auch nur ansatzweise zustande gebracht worden.
Cobalt verarbeiten sicherlich jede Menge genrefremde Einflüsse (Sludge, Doom, Thrash, Hardcore), aber im tiefsten Kern sind sie schwärzer und beängstigender als viele der skandinavischen Black-Metal-Bands. Spielerisch kommen nur wenige Bands an Cobalt heran. Das gesamte Sounddesign auf „Eater Of Birds“ ist so beeindruckend und ergreifend. Die Gitarren könnten nicht drückender produziert sein, und das Drumming ist so fesselnd und mitreißend, dass man es in diesem Ausmaß höchstens noch bei Absu oder Mayhem bestaunen kann.
Cobalt haben sich fast schon einen eigenen Sound erschaffen, der weit über die geltenden Black-Metal-Standards hinausgeht. Damit haben sie sich an die Speerspitze des USBM gespielt. Neben Bands wie Woe, Krallice, Wolves In The Throne Room, Absu und neueren Acts wie Ash Borer, Liturgy, Castevet, Fell Voices und vielen weiteren spannenden Bands gehören Cobalt zu einer fantastischen und eigenständigen Black-Metal-Szene, die fernab europäischer Traditionen völlig eigenständige Werke hervorbringt. In Sachen Kunst und Underground hat diese Szene die vor sich hindümpelnde skandinavische Szene längst abgehängt.
So oder so, Cobalt haben mit „Eater Of Birds“ und dem nicht weniger herausragenden Nachfolger „Gin“ ein absolutes Meisterwerk des USBM erschaffen!