Regie: John Carpenter, 1976
John Carpenter, Kultregisseur und stilprägende Ikone der 70er Jahre Filmkunst, hat mit "Assault on Precinct 13" neben seinem unumstößlichen Oberkultklassiker "Dark Star" (der hier irgendwann auch noch gesondert besprochen wird und bei mir eine ganz besondere Stellung einnimmt) für mich einen bis heute kaum erreichten, mental geilen und einzigartigen Action-Klassiker der Filmgeschichte gedreht.
Es gibt in dem Film so manche Szenen, die auch heute noch in die Ewigkeiten der Filmlandschaft fest eingebrannt sind und bei jedem echten Filmfan die Augen triefen lassen. Oft wird der Film nur auf die für heutige Verhältnisse noch sehr drastische und in ihrer unvorbereiteten Art extrem brutal wirkende "Eiswagen"-Szene reduziert. Dabei bietet "Assault on Precinct 13" so viel mehr.
Der für mich vielleicht wichtigste Punkt ist, dass "Assault on Precinct 13" eben kein typischer Actionfilm ist, sondern darüber hinaus ein rundum perfekter Carpenter-Film. Die Stimmung ist über die gesamte Laufzeit hinweg zutiefst düster und überaus spannend, Carpenter beschwört diese Atmosphäre fast wie ein Ritual herauf. Die Geschichte selbst ist dabei eigentlich komplett unwichtig und auch nicht gerade die größte Stärke des Films, wenn man denn nach Kritik suchen will. Aber die gesamte Inszenierung des Films stellt bis heute aus meiner Sicht die größte Meisterleistung von John Carpenter dar. Woran das genau liegt, kann ich nicht einmal sagen.
Was ich jedoch behaupten kann, ist, dass der Film zu mehr als 50% von seinem alles überragenden Score lebt und bis heute fasziniert. Der Soundtrack, wie gewohnt von Carpenter höchstpersönlich komponiert und eingespielt, stellt alles andere in den Schatten. Man muss sich das in der heutigen Zeit mal vorstellen: Der Regisseur hat fast alles selbst in die Hand genommen – das war schon damals eine Seltenheit. Neben dem Score hat Carpenter auch das Drehbuch geschrieben und sogar selbst mit der Schere beim Schnitt angesetzt.
Das Main Theme gehört bis heute zu meinen Top 3 der besten Filmscores, die jemals von einem Menschen komponiert wurden, vielleicht sogar zur einsamen Nummer 1. Dieser stille, aber bereits unruhige Anfang, der Einsatz dieses fremdartigen, mächtigen Basstons, was auch immer das ist, und dann dieser nächtliche, übernatürlich harmonische Synthesizer-Angriff auf die Sinneszentrale – das ist musikalische Gottheit. Nichts anderes als unverfälschte Genialität, die mit den einfachsten Mitteln direkt aus Carpenters Kopf auf ein Instrument (oder mehrere) übertragen und vertont wurde. In diesem speziellen Fall halte ich Carpenter für das, was man allgemein als Genie bezeichnet, etwas, das vielen Songschreibern abgeht.
Nebenbei muss ich auch seine beispiellose Leistung als Regisseur hervorheben. Gerade mit seinen ersten beiden Filmen hatte Carpenter für mich etwas, das vielen (technisch besseren) Regisseuren fehlt: Er war so unglaublich einfallsreich und irre kreativ, dass er selbst mit einem Minimalbudget etwas Großartiges erschaffen hat, was eigentlich undenkbar war. Als Beispiel führe ich immer wieder die grenzgenialen Dialoge, das "Alien" und eines der besten Filmenden aus "Dark Star" sowie die "Eiswagen"-Szene, den Gott-Score und die einmalige Stimmung aus "Assault on Precinct 13" an.
Und wer auch nur ein bisschen auf sich hält, sollte nicht nur "Halloween" (unbestritten ein Klassiker und "A Nightmare on Elm Street" sowie "Friday the 13th" so lächerlich überlegen) und "Escape from New York" kennen, sondern vorrangig auch "Dark Star" und "Assault on Precinct 13", die bis heute zu meinen hochgeschätzten Lieblingsfilmen gehören. Und ich merke schon, dass ich Carpenter hier noch viel öfter "verwenden" muss.
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