Samstag, 7. Juni 2025

Autopsy - Mental Funeral


Die ersten beiden Alben waren in meiner verlotterten Jugend essenziell und prägend für meine Wahrnehmung von Death Metal und wie er für mich zu klingen hat. 1991 lieferte Chris Reifert mit seinem morbiden Heer und "Mental Funeral" den Grundstein für klaustrophobischen, grotesken und authentisch beängstigenden Death Metal. Die Band entwickelte mit diesem noch relativ neuartigen Sound ihr unverkennbares Klangdesign, das von unbändiger, doomiger Schwere geprägt ist, aber auch plötzliche, nervenaufreibende Ausbrüche enthält.
Während dieser goldenen Ära des Death Metal waren die meisten Bands auf Geschwindigkeit getrimmt, doch Reifert nahm sich in aller verwesenden Ruhe die Zeit, sich mit einer verschlammten Klobürste im Studio die Zähne zu putzen und durch einen Jauchesud aus getrocknetem Eiter, porösen Gedärmen, madenzerfressenen Innereien und verspritzten Fäkalien zu schlürfen. Sein gleichermaßen roher wie natürlicher Drumsound und sein einzigartiger Gesang, der wie das Gurgeln eines gerade erwachten Toten im fortgeschrittenen Verwesungszustand klingt, sind bis heute ein Unikum in diesem Genre.
Dazu gesellt sich abscheuliches Riffing, das zwischen groteskem Wahnsinn und erdrückender Monotonie dahinsiecht, sowie Steve Cutlers wunderbar polterndes Basswummern. Besonders die psychotischen Lead-Gitarren, die durch das gesamte Album wimmern, tragen zum bizarren, halluzinogenen Temperament bei. Ein sumpfiges Loch aus Verfall mit all seiner Lobpreisung auf den Tod in seiner ekelerregendsten Form - und für mich eindeutig das vielleicht verdorbenste Meisterwerk in der Geschichte des Death Metal.

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