Ein Jahr nachdem die Beatles die Welt mit „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ eroberten, trat Frank Zappa mit seinem dritten Album mit den Mothers Of Invention auf den Plan und stellte die Dinge auf den Kopf. Während die beiden brillanten Vorgänger „Freak Out!“ (mit den Hirnschrauben ‚Who Are the Brain Police?‘, ‚Help, I’m a Rock‘, ‚The Return of the Son of Monster Magnet‘) und „Absolutely Free“ (das die Hits ‚Plastic People‘, ‚Call Any Vegetable‘ und den Supersong ‚Brown Shoes Don’t Make It‘ enthält) bereits revolutionäre Schritte in der Rockmusik darstellten, war es „We’re Only In It For The Money“, mit dem Zappa die Essenz seiner musikalischen Philosophie perfektionierte: ein untrennbares Zusammenspiel von Text, musikalischer Experimentierfreude und provokativem Humor.
Mit diesem Album legte Zappa die Grundlagen für seinen unverwechselbaren Stil, der in den unzähligen nachfolgenden Werken weiter verfeinert und ausgeweitet wurde. Alben wie „Lumpy Gravy“, „Sheik Yerbouti“, „Uncle Meat“, „The Grand Wazoo“, „Hot Rats“, „Jazz from Hell“ sowie das fantastische Live-Werk „Zappa In New York“ zählen zu den bedeutendsten Werken der Rockgeschichte. Sie belegen eindrucksvoll Zappas außergewöhnliches Talent, Musik zu etwas weit über das Konventionelle hinausgehendes zu erheben. Doch „We’re Only In It For The Money“ bleibt eines seiner kühnen und markanten Meisterwerke – nicht nur wegen seiner musikalischen Komplexität und den anspruchsvollen Kompositionen, sondern auch aufgrund seines bissigen Humors und der unerschrockenen Gesellschaftskritik, die in den Texten und der Musik zum Ausdruck kommt.
„We’re Only In It For The Money“ ist vielleicht das bunteste und stimulierendste Karussell in Zappas makelloser Diskografie. Es vereint ein breites Spektrum an satirischen Seitenhieben, Angriffen und Spitzen gegen die Popkultur und die Hippie-Bewegung der späten 1960er Jahre. Diese subversive Haltung, die tief in jedem Track verankert ist, hebt das Album weit über eine bloße musikalische Leistung hinaus. Es wird zu einem intellektuellen und kulturellen Kommentar, der bis heute nichts von seiner Schärfe und Relevanz eingebüßt hat.
Musikalisch betrachtet ist es nahezu unmöglich, Zappa in Worte zu fassen – das wäre in etwa so, als würde man versuchen, Helene Fischer gut zu finden. Zappa entzieht sich den klassischen Kategorisierungen; seine Musik ist eine verschlungene Mischung aus Rock, Jazz, Avantgarde und Comedy, durchsetzt mit ungewöhnlichen Zeit- und Taktwechseln, dissonanten Harmonien und überraschenden Instrumentierungen. Songs wie ‚Flower Punk‘ und ‚Who Needs the Peace Corps?‘ sind mit ihren zynischen Texten Paradebeispiele für Zappas satirische Spitze, während Stücke wie ‚Concentration Moon‘ und ‚Mom & Dad‘ tiefere, nachdenklichere Untertöne ansprechen.
Die satirische Schärfe der Texte wird durch die innovative Produktion unterstrichen. Zappa und Co-Produzent Gary Kellgren nutzten das Studio als kreatives Instrument, das weit über die traditionellen Grenzen der Aufnahme hinausging. „We’re Only In It For The Money“ ist eines der besten Beispiele für seine Fähigkeit, den Geist seiner Zeit einzufangen, ihn zu sezieren und in seine Einzelteile zu zerlegen, um ihn dann auf seine ganz eigene, unverwechselbare Weise wieder zusammenzusetzen. Ein Werk, das nicht nur die Rockmusik, sondern auch die Art und Weise, wie wir Musik hören und interpretieren, für immer mit verändert hat.
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