Es ist eine beachtliche Leistung, dass Cultes des Ghoules nach ihrem überwältigenden Opus „Henbane, ...or Sonic Compendium of the Black Arts“ – für mich eines der düstersten und kreativsten Black Metal-Werke des letzten Jahrzehnts – mit „Coven“ noch einmal eine Schippe drauflegen konnten. Realistisch betrachtet ist „Coven“ in allen Bereichen ausgereifter, fordernder und in seiner Vielfältigkeit nahezu überwältigend. Auf fast 100 Minuten entfaltet sich ein theatralischer Hexentanz, der den Hörer in eine Welt aus körnigen Schwarzweißbildern, verwaschenem Sepia und opulenten Arrangements entführt, die sich in ihrer epischen Breite auch mal über zwanzig Minuten erstrecken können.
Der fantastische, rohe Sound des Vorgängers wurde glücklicherweise beibehalten und sogar weiter verfeinert. Die Polen zelebrieren hier eine eindrucksvolle Symbiose aus Endsechziger-Protometal-Sounds, Hellhammer-Einflüssen und der andächtigen Referenz an die frühen Mercyful Fate. Dieses Klangbild wird zu einem intensiven Sounddesign zusammengeführt, das den Hörer unmittelbar in seinen Bann zieht. Die Produktion ist bemerkenswert ungeschliffen – jedes Instrument klingt so natürlich und unbearbeitet wie möglich, was dem Album eine Authentizität verleiht, die man in dieser Form nur selten findet. Es ist eine wahre Freude, diesem rohen, ungezähmten Treiben beizuwohnen, das dennoch durch seine akribische Detailverliebtheit besticht.
Besonders hervorzuheben ist, wie bereits auf dem Vorgänger, der grandiose, vielschichtige und unnatürlich kreative Gesang. Die Stimme, die hier in einer meisterhaften Aufführung die knisternde Spannung dirigiert, ist das zentrale Element, das die düstere Atmosphäre des Albums maßgeblich prägt. Diese vokale Darbietung ist weit mehr als bloßer Gesang; sie ist eine Inszenierung, die das gesamte Werk in eine düstere, fast schon greifbare Atmosphäre taucht.
„Coven“ ist ein Album, das vor Kreativität nur so strotzt, zugleich jedoch auf das Nötigste reduziert bleibt. Die Musiker setzen hier einfache, aber äußerst effektive Mittel ein, um ihre großartigen Kompositionen in Einklang zu bringen. Die Band hat ein Gespür dafür, ihre Kreativität in den Dienst der Kompositionen zu stellen, ohne sich in überflüssigen Schnörkeln zu verlieren. Jeder Song auf „Coven“ ist sorgfältig ausgearbeitet – es gibt keine Längen, keine überflüssigen Passagen – alles ist auf den Punkt gebracht und dient dem großen Ganzen. Wo „Henbane“ noch als Satans wilde Marathon-Sex-Orgie auf dem Hexentanzplatz inszeniert war, ist „Coven“ der direkte Einblick in den Kreißsaal von Walpurga Hausmännin.
„Coven“ fordert, es erschreckt, es fasziniert – und es zeigt einmal mehr, dass diese Band zu den innovativsten und faszinierendsten Vertretern ihres Genres gehört und hier ein Werk geschaffen hat, das sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft des Black Metal in sich trägt.
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