Freitag, 10. Oktober 2025
Mr. Bungle - Mr. Bungle
Mike Patton muss sich bei Faith No More Anfang der Neunzigerjahre so gelangweilt haben, dass er mit seiner anderen Band unbedingt diese notwendige wilde, bizarre und chaotische Fieberfantasie erschaffen musste; eine surreale Klangcollage, die alles gleichzeitig sein will: Funk, Metal, Jazz, Ska, Zirkusmusik und purer Wahnsinn. Das Album ist eine wilde Mescalin-Polka im prolligen Autoscooter, die ständig zwischen groovenden Bassläufen, schreienden Gitarren und Pattons grenzenloser vokaler Bandbreite anrempelt; von flüsternder Verführung über manisches Schreien bis hin zu absurden Stimmimitationen. Ein Gestörten-Mosaik aus Stilen, bewaffneten Clowns mit Kettensägen und vielfältigen Einflüssen, das trotz seiner schieren Überforderung auf wundersame Weise zusammenhält. Für die Produktion dieser freudigen Kakophonien war natürlich John Zorn verantwortlich, selbst ein Meister des musikalischen Wahnsinns. Er bringt die Exzentrizität der Band perfekt zur Geltung; jeder schräge Ton und jede absurde Wendung wird betont, ohne dass das Album seinen anarchischen Charakter verliert. Eine wunderbare, schräge Zirkusvorstellung, ziemlich einzigartig in den Neunzigern in seinem kompromisslosen, grotesken und faszinierenden Albtraumszenario und so schön verstörend wie brillant.
Dieses Album ist übrigens die perfekte musikalische 1:1-Übersetzung meines geistigen Zustands, meiner Gedankenprozesse und Hirnaktivitäten, wenn ich beruflich in sinnlosen, zeitvernichtenden Meetings sitze und überzeugend simuliere, anwesend zu sein.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen