In den Grieghallen Studios wurden unzählige Klassiker des norwegischen Black Metal produziert, aber kein Album besaß weder davor noch danach diesen unnachahmlichen, schwammig-klaren Kellersound wie der wohl umstrittenste Klassiker der 2. Black Metal Welle. Bei keinem anderen Album wurde der Sound von Eirik Hundvin aka Pytten so extravagant und stimmig als zusätzliches Instrument integriert.
De Mysteriis Dom Sathanas wirkt nicht nur durch die extrem finstere und wütende Grundstimmung der Songs, sondern lebt auch von dem (für damalige Verhältnisse) klaren und druckvollen Sound, der in Verbindung mit der Musik und dem eigenwilligen Gesang von Attila Csihar auf diesem Album so herausragend ist. De Mysteriis Dom Sathanas gehört meiner Meinung nach bis heute zu den drei herausragendsten Vertretern des klassischen Black Metal der 90er Jahre.
Wie kann man den Sound am besten beschreiben? Ich denke immer an eine uralte Kathedrale mit abgenutztem Steinwerk, modrigem Geruch von kalter Feuchte in den Wänden, meterdickes Moos und massenweise Verzierungen und Merkmale der Gotik. Und unter dieser Kathedrale, in der Krypta, wurde dieses Album produziert. Irgendwie so.
Das Album wird direkt mit einem Knall eröffnet. Funeral Fog dröhnt direkt auf den Punkt zu. Es fällt sofort auf, dass die Riffs von Euronymous erstklassig ins Zentrum des Sounds integriert wurden. Wie eine geölte, aber rostige Säge fressen sich die barbarischen Riffs durch den Sound und werden wie bei keiner anderen Band so kongenial von einem Meisterdrummer dirigiert.
Und dann der erste Moment, in dem Attila sein Organ erhebt. Spätestens hier scheiden sich die Geister. Bei keinem anderen Black Metal Album wird so viel über den Gesang gestritten wie bei De Mysteriis Dom Sathanas. Dabei muss doch jedem klar sein, dass man es hier mit der originellsten Gesangsdarbietung zu tun hat, die der Black Metal jemals hervorgebracht hat.
Attila knurrt sich wie ein wildes Tier durch die acht Klassiker auf dem Album. Kein typischer Kreischgesang, sondern simples und hocheffektives Vibrieren der Stimmbänder, gepaart mit einem ungarischen Charme. Es sollte bereits klar sein, dass man es hier mit einem wahren Meisterwerk zu tun hat. Und mit Freezing Moon folgt direkt der zweite große Klassiker einer ganzen Szene.
Eine unheimliche Stimmung wird aufgebaut: schräge Riffs, punktgenaues Uhrwerk-Drumming, ein röhrender Bass und dann der Wechsel in die kontrollierte Zerstörung. Dazu diese fürchterlich gruftige Stimme von Attila, tief aus der vereiterten Kehle gepresst. Dieser wahnwitzige, schleppende Mittelteil mit dem nervtötenden Riff, das sich wie eine Decke aus schwarzer Lava über alles legt. Hellhammers grandiose Breaks und dann wieder dieses Organ von Attila:
"It's night again
Night you beautiful
I please my hunger
On living humans
Night of hunger
Follow its call
Follow the freezing moon...
Darkness is growing
Eternity opens
The cemetery lights up again
As in ancient times
Fallen souls die behind my steps
By following the freezing moon..."
Neben all den großen Momenten ist es besonders das Drumming von Hellhammer, das unbedingt erwähnt werden muss. Der Typ mag ein schwieriger Charakter sein, aber in seinem Fach ist er ein großer Meister. Für mich ist er einer der besten Extrem-Drummer mit einer einzigartigen Spielweise und Technik. Das hört und spürt man auf dem Album in jeder Sekunde. Der Schlagzeugsound wurde ebenfalls perfekt und lebendig in Szene gesetzt. MAYHEM knüppeln sich nicht stur durch die Songs, sondern spielen mit massenweise Breaks, Takt- und Tempowechseln sowie dem Wechsel zwischen extrem zähen und stürmischen Passagen.
Soundtechnisch gehört De Mysteriis Dom Sathanas zur absoluten Referenz im Black Metal. Auch wenn sich die Songs, abgesehen von Funeral Fog und Freezing Moon, nicht sofort erschließen, weil die Songstrukturen teilweise recht wirr und chaotisch erscheinen, brodelt im Hintergrund eine Ideenfülle: kleine pechschwarze Melodien, raffinierte Gitarrenriffs und pure Gewalt.
MAYHEM haben mit diesem Album ein Unikat erschaffen, das vor Finsternis überquillt und eine unheimliche Stimmung einfängt, die bis heute beispiellos ist. Mit dem Titelsong hat man eine Monstergänsehautnummer erschaffen, die alles bietet, was das Album ausmacht: eine teuflische Gesangsdarbietung, monströse Bassläufe, hypnotische Gitarrenriffs und überwältigende Schlagzeugarbeit.
Weitere Worte bedarf dieses Meisterwerk nicht. Es ist in allen Belangen perfekt und klingt auch 2013 noch zeitlos.
Sonntag, 23. Juni 2013
Mayhem - De Mysteriis Dom Sathanas
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