Mittwoch, 27. Dezember 2017

Oldboy

Oldboy
Regie: Park Chan-wook, 2003

Dieser Film ist schlicht und ergreifend eines der größten Filmmeisterwerke des 21. Jahrhunderts. Chan-wook Park hat hiermit einen meiner drei Lieblingsfilme erschaffen. Der originelle Plot, der sich bis zum explodierenden Finale durch gewaltige Bilder, hypnotisierende Musik und meisterhafte Kameraschwenks mehr und mehr in die Höhe katapultiert, ist so gut, dass mir immer noch die passenden Worte fehlen.

Min-sik Choi liefert hier eine denkwürdige Leistung ab. Seine Mimik und Gestik sind selbst für das asiatische Kino einmalig. Neben den Rachefantasien, Gewaltausbrüchen und Kampfszenen, die nicht versuchen, den Film damit zu überladen, sondern sehr dosiert und stilsicher eingesetzt werden, gibt es unglaublich viele schöne Momente. Etwa, wenn Oh Dae-su im Bett seiner "Zelle" liegt und die Kamera nach rechts fährt, sich dabei das Bild in eine andere Landschaft verwandelt und er aus einem Koffer klettert. Oder wie die unglaublich zuckersüße Mi-do von Einsamkeit spricht, und die Szene plötzlich in eine leere Bahn übergeht, wo sie alleine mit einer übergroßen Ameise sitzt. Das sind genau diese Momente, die den Film weit über das hinausheben, als was er oft angesehen wird.

Dann gibt es natürlich auch noch solche ikonischen Szenen wie die berühmte Szene im Sushi-Restaurant, in der ein lebendiger Kalmar von Min-sik Choi verspeist wird, oder die Kampfszene vor dem Fahrstuhl, die ohne Schnitt auskommt. Die Reduzierung auf einen reinen Rachethriller halte ich für unangebracht, denn es ist auch gleichzeitig ein (versteckter) Liebesfilm, der mich auch heute noch zu Tränen rührt.

Neben den grandiosen Dialogen und dem Monolog von Oh Dae-su nimmt auch die Musik einen großen Platz im Film ein. Park versteht es, die Musik so meisterhaft einzusetzen wie ein Kubrick. Besonders das Herzstück 'The Last Waltz' gehört zu den schönsten Momenten der Filmwelt. Es ist eines dieser epischen Großwerke, die nur alle paar Jahre im Kino auftauchen (ähnlich wie bei dem ein Jahr früher erschienenen "Cidade de Deus"), bei denen Regie, Kamera, Story, Tempo, Schauspiel, Musik, Benommenheit und Schönheit perfekt ineinandergreifen und noch lange nach dem Ende im Kopf bleiben.

Dies liegt auch zu einem großen Teil am Ende, das so monströs einwirkt, wie es mir davor und danach nie wieder widerfahren ist. Ich könnte suchen, wie ich will – ich finde keinen einzigen Schwachpunkt an diesem Meisterwerk. Park gehört schon lange zu meinen Lieblingsfilmemachern. Auch wenn er inzwischen ein paar durchschnittlichere Werke abgeliefert hat, hat er mit "Oldboy" einen Meilenstein des (asiatischen) Kinos erschaffen, der mit Sicherheit in ein paar Jahrzehnten eine ähnliche Bedeutung haben wird wie die großen Kurosawa-Klassiker.

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