„Effigy Of The Forgotten“ ist für mich das brutalste Death-Metal-Album, das jemals das Licht der Welt erblickt hat! Keine Death-Metal-Band klang bis heute so intensiv, so brutal, dermaßen fett und zugleich technisch wie Suffocation auf ihrem Debütalbum von 1991.
Cannibal Corpse hatten 1990 und 1991 mit „Eaten Back To Life“ und „Butchered At Birth“ zwei stilprägende Alben veröffentlicht und galten damals als eine der brutalsten Death-Metal-Bands. Doch sie konnten zu keiner Sekunde gegen diesen Hassbatzen von Suffocation anstinken. Auch wenn Cannibal Corpse bis heute als brutalste Death-Metal-Band gelten möchten, haben sie auf keinem ihrer Alben die Brutalität erreicht, die Frank Mullen und Co. bereits 1991 mit „Effigy Of The Forgotten“ definierten.
Die technische Seite der Band ist einfach atemberaubend. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern fließt in das Songwriting ein und zeigt, dass hier wahre Musiker am Werk sind – und keine Metzger. Allein das phänomenale Drumming von Mike Smith ist gottgleich. Man höre nur den Song „Infecting the Crypts“: Wer so abwechslungsreich, technisch, tight und zugleich brutal spielt, kann nur ein Ausnahme-Drummer sein. Seine Breaks, die schnellen Blastattacken, die präzise Doublebass-Arbeit und sein Rhythmusgefühl lassen fast jeden Death-Metal-Drummer verblassen, wenn es um brutalen Death Metal geht.
Er ist vielleicht nicht der größte Techniker, aber seine Spielweise und Intensität sind legendär und unerreicht. Nebenbei hat er nicht wenige Drummer beeinflusst. Joey Jordison von Slipknot ist wohl der bekannteste Verehrer von Mike Smiths unnachahmlichem Spiel.
Frank Mullen ist für mich der mit Abstand beste Death-Metal-Shouter aller Zeiten. Keiner grunzt so tief wie er, keiner klingt so infernalisch wie ein wildes Tier, und keiner hat diese Brutalität in der Stimme wie Frank Mullen. Mag sein, dass hier und da ein wenig mit dem Harmonizer gespielt wurde, aber darüber lässt sich bekanntlich streiten.
Die Riffs von Terrance Hobbs und Doug Cerrito werden eigentlich nicht mehr gespielt, sondern zelebriert. In ihrer Brachialität sind sie unerreicht und gehören zur Elite dessen, was man im Death Metal zu hören bekommt. Die Breaks und ständigen Griffwechsel waren für die damalige Zeit phänomenal, und alles wird in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit dargeboten.
Suffocation haben mit diesem Album den Standard für brutalen, aber stets technischen Death Metal gesetzt und unzählige Death-Metal-Bands beeinflusst. Bis heute konnte keine Band an diesem Meilenstein rütteln, und auch heute klingt das Album noch frisch und brutaler als viele Highspeed-Death-Metal-Bands weltweit.
Auch hier hat Scott Burns wieder für eine durchschlagende Soundwand gesorgt. Im Gegensatz zu seinen vielen anderen Produktionen ist der Sound staubtrocken, was die Urgewalt von Suffocation noch mehr betont. Daneben wird man mit Dan Seagraves' wohl bester Coverarbeit belohnt, neben Werken wie „Left Hand Path“, „Clandestine“ und „Like An Everflowing Stream“. Ja, das waren noch geniale und künstlerisch wertvolle Covermotive – abseits von Photoshop und Grafikprogrammen.
1993 konnten Suffocation mit „Breeding The Spawn“ nicht ganz die Klasse von „Effigy Of The Forgotten“ erreichen, was aber größtenteils an dem katastrophalen Sound lag, für den diesmal nicht Scott Burns verantwortlich war. Musikalisch enthielt „Breeding The Spawn“ wieder herausragende Death-Metal-Monster, die leider nur erahnen ließen, was da musikalisch wirklich abgeht.
Mit „Pierced From Within“ knüpften Suffocation 1995 wieder an „Effigy Of The Forgotten“ an und ließen ihre Songs erneut von Scott Burns veredeln. Bis heute streiten sich eingefleischte Suffocation-Fans darüber, ob „Effigy Of The Forgotten“ oder „Pierced From Within“ das bessere Album ist. Beide Meisterwerke befinden sich auf einem und demselben Niveau und gehören zur absoluten Sternstunde des amerikanischen wie auch weltweiten Death Metal. Bis heute kennen diese Alben keine Konkurrenz.
Mit dem Abschiedsalbum „Despise The Sun“, einem viertelstündigen feuchten Death-Metal-Traum, konzentrierten Suffocation 1998 noch einmal all ihre Stärken und schrieben mit „Funeral Inception“ neben „Infecting The Crypts“ (von „Effigy Of The Forgotten“) und „Depths Of Depravity“ (von „Pierced From Within“) ihren besten Song. Kein Geringerer als Dave Culross hinterließ auf diesem kurzweiligen Meisterwerk einen bleibenden Eindruck und war in der Lage, Mike Smith zwar nicht stilistisch, aber technisch zu 100 % zu ersetzen. Für mich gilt „Despise The Sun“ als die ausgereifteste und beste Leistung von Dave Culross, an der auch heute noch unzählige Extrem-Drummer zu knabbern haben.
2002 fand die Band wieder zusammen, und auch Mike Smith kehrte zurück. Nur Terrance Hobbs’ kongenialer Partner Doug Cerrito wurde schmerzlich vermisst. Auch „Souls To Deny“ (2004), „Suffocation“ (2006) und „Blood Oath“ (2009) präsentierten wieder den unnachahmlichen Suffocation-Death-Metal, der nach jahrelanger Unkenntnis der Kritiker endlich auch in den größeren Medien Beachtung fand.
Auch live gehören Suffocation nach wie vor zu den beeindruckendsten Bühnenerscheinungen im Death Metal und lassen einen Großteil der Szene alt aussehen!
„Effigy Of The Forgotten“ ist auch nach über 20 Jahren in seiner ungezügelten Brutalität unerreicht und gehört zu den zehn besten Death-Metal-Alben aller Zeiten!