Das niederländische Death-Metal-Urgestein und Flaggschiff Asphyx hat mit den frühen Alben einen ganz ureigenen Death-Metal-Sound geschaffen, der – wie ich behaupten kann – ziemlich einzigartig ist (oder war)! Die Band um den charismatischen Martin Van Drunen hat mit diesem 40 Minuten langen Weltuntergang einen bis heute kaum erreichten Klumpen Höllenlava auf die Death-Metal-Welt abgefeuert.
Bereits seit 1987 aktiv, rumpelten sich Asphyx im tiefsten Underground bis Anfang der 1990er Jahre durch zahlreiche Demos, bis man 1990 in Martin Van Drunen von Pestilence den perfekten Prediger des Untergangs fand. Wenige Monate später erschien mit „The Rack“ 1991 der erste Großangriff auf die weltweite Death-Metal-Szene.
Wenn die eingeschworene Death-Metal-Fangemeinde ihre zittrigen Finger nicht nur nach Schweden und Florida ausgestreckt hätte, wäre „The Rack“ mit Sicherheit erfolgreicher gewesen. So blieb dieses frühe Meisterwerk vorerst nur für eine eingefleischte Gruppe im Underground vorbehalten.
Bereits mit diesem Debüt erschufen Asphyx eine Welle der Zerstörung, wie sie von keiner anderen Death-Metal-Band in dieser Form produziert wurde! Ein megabrutaler Gitarrensound vom Ausmaß einer Naturkatastrophe, kreiert von Eric Daniels, ließ die Szene erzittern – und dieser Sound ist bis heute immer noch einzigartig! Brutalster Doom trifft auf eitrig schlurfenden Death Metal, inklusive Pestgestank und Verwesung, der wie ein Strudel alles Leben mitreißt.
Ein Jahr später erschien mit „Last One On Earth“ (1992) der Nachfolger und offenbarte eine Grundstimmung, die bis heute unübertroffen ist. Alles, was auf „The Rack“ offenbart wurde, wurde mit „Last One On Earth“ auf die schon fast unerträgliche Spitze getrieben.
Die trostlose Doom-Endzeitstimmung findet auf „Last One On Earth“ ihren Höhepunkt. Die verklebt-eitrigen Riffs gehören zu den einzigartigsten Erscheinungen im Death Metal, und die alles niederröchelnden Zombielaute von Van Drunen sind bis heute einige der intensivsten Momente in der Geschichte des Death Metal. Mir ist kein weiteres Death-Metal-Album bekannt, das auch nur ansatzweise an die gnadenlose Brutalität von „Last One On Earth“ heranreicht.
Technik, ausgetüfteltes Songwriting und lockere Melodien sucht man hier vergeblich. Doch Erlösung findet man, wenn man sich komplett in der Welt von Asphyx fallen lässt. Eric Daniels' gnadenlose Monster-Riffs tragen das komplette Album und machen 50 % der Faszination von Asphyx aus. Martin Van Drunen röhrt wie ein verschrumpelter Zombie und fräst sich mit seinem Organ durch das meterdicke Riffgebirge, das durch das einfache, aber effektive Schlagzeugspiel von Bob Bagchus zusammengehalten wird.
Konzentrierte Vernichtungsschläge wie „The Krusher“, „Asphyx (Forgotten War)“, „M.S. Bismarck“, „Streams Of Ancient Wisdom“ oder der alles überragende Titelsong (einer der besten Death-Metal-Songs aller Zeiten!) sind bis heute Unikate des Death Metal und wurden in dieser Form, auch von Asphyx selbst, nie wieder erreicht.
„Last One On Earth“ gehört ohne Widerrede zu den 10 stärksten Death-Metal-Alben, die jemals in Europa entstanden sind, und hat von seiner Faszination und Kraft auch heute, nach fast 20 Jahren, nichts verloren. Asphyx erschufen mit diesem Werk ein zeitloses Death-Metal-Dokument, das ohne einen perfekten Sound auskommt (für mich ist dieser wiederum perfekt!). Es besitzt kein anspruchsvolles Songwriting, kreiert jedoch mit den minimalsten Mitteln einen völlig einzigartigen und nie wieder erreichten Sound, der mir auch jetzt, beim Hören der Scheibe, Gänsehaut und Schauer bereitet.
„Last One On Earth“ ist nichts weniger als eines der gnadenlosesten, tödlichsten und brutalsten Death-Metal-Alben, die die gesamte Szene je erleben durfte – und darüber gibt es nichts zu diskutieren!