Sonntag, 31. Juli 2011

Asphyx - Last One On Earth

Asphyx-Last-One-On-Earth


Das niederländische Death-Metal-Urgestein und Flaggschiff Asphyx hat mit den frühen Alben einen ganz ureigenen Death-Metal-Sound geschaffen, der – wie ich behaupten kann – ziemlich einzigartig ist (oder war)! Die Band um den charismatischen Martin Van Drunen hat mit diesem 40 Minuten langen Weltuntergang einen bis heute kaum erreichten Klumpen Höllenlava auf die Death-Metal-Welt abgefeuert.

Bereits seit 1987 aktiv, rumpelten sich Asphyx im tiefsten Underground bis Anfang der 1990er Jahre durch zahlreiche Demos, bis man 1990 in Martin Van Drunen von Pestilence den perfekten Prediger des Untergangs fand. Wenige Monate später erschien mit „The Rack“ 1991 der erste Großangriff auf die weltweite Death-Metal-Szene.

Wenn die eingeschworene Death-Metal-Fangemeinde ihre zittrigen Finger nicht nur nach Schweden und Florida ausgestreckt hätte, wäre „The Rack“ mit Sicherheit erfolgreicher gewesen. So blieb dieses frühe Meisterwerk vorerst nur für eine eingefleischte Gruppe im Underground vorbehalten.

Bereits mit diesem Debüt erschufen Asphyx eine Welle der Zerstörung, wie sie von keiner anderen Death-Metal-Band in dieser Form produziert wurde! Ein megabrutaler Gitarrensound vom Ausmaß einer Naturkatastrophe, kreiert von Eric Daniels, ließ die Szene erzittern – und dieser Sound ist bis heute immer noch einzigartig! Brutalster Doom trifft auf eitrig schlurfenden Death Metal, inklusive Pestgestank und Verwesung, der wie ein Strudel alles Leben mitreißt.

Ein Jahr später erschien mit „Last One On Earth“ (1992) der Nachfolger und offenbarte eine Grundstimmung, die bis heute unübertroffen ist. Alles, was auf „The Rack“ offenbart wurde, wurde mit „Last One On Earth“ auf die schon fast unerträgliche Spitze getrieben.

Die trostlose Doom-Endzeitstimmung findet auf „Last One On Earth“ ihren Höhepunkt. Die verklebt-eitrigen Riffs gehören zu den einzigartigsten Erscheinungen im Death Metal, und die alles niederröchelnden Zombielaute von Van Drunen sind bis heute einige der intensivsten Momente in der Geschichte des Death Metal. Mir ist kein weiteres Death-Metal-Album bekannt, das auch nur ansatzweise an die gnadenlose Brutalität von „Last One On Earth“ heranreicht.

Technik, ausgetüfteltes Songwriting und lockere Melodien sucht man hier vergeblich. Doch Erlösung findet man, wenn man sich komplett in der Welt von Asphyx fallen lässt. Eric Daniels' gnadenlose Monster-Riffs tragen das komplette Album und machen 50 % der Faszination von Asphyx aus. Martin Van Drunen röhrt wie ein verschrumpelter Zombie und fräst sich mit seinem Organ durch das meterdicke Riffgebirge, das durch das einfache, aber effektive Schlagzeugspiel von Bob Bagchus zusammengehalten wird.

Konzentrierte Vernichtungsschläge wie „The Krusher“, „Asphyx (Forgotten War)“, „M.S. Bismarck“, „Streams Of Ancient Wisdom“ oder der alles überragende Titelsong (einer der besten Death-Metal-Songs aller Zeiten!) sind bis heute Unikate des Death Metal und wurden in dieser Form, auch von Asphyx selbst, nie wieder erreicht.

„Last One On Earth“ gehört ohne Widerrede zu den 10 stärksten Death-Metal-Alben, die jemals in Europa entstanden sind, und hat von seiner Faszination und Kraft auch heute, nach fast 20 Jahren, nichts verloren. Asphyx erschufen mit diesem Werk ein zeitloses Death-Metal-Dokument, das ohne einen perfekten Sound auskommt (für mich ist dieser wiederum perfekt!). Es besitzt kein anspruchsvolles Songwriting, kreiert jedoch mit den minimalsten Mitteln einen völlig einzigartigen und nie wieder erreichten Sound, der mir auch jetzt, beim Hören der Scheibe, Gänsehaut und Schauer bereitet.

„Last One On Earth“ ist nichts weniger als eines der gnadenlosesten, tödlichsten und brutalsten Death-Metal-Alben, die die gesamte Szene je erleben durfte – und darüber gibt es nichts zu diskutieren!

Freitag, 29. Juli 2011

Dawn - Slaughtersun (Crown of the Triarchy)

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1998 erschien mit „Slaughtersun (Crown of the Triarchy)“ ein wahres schwedisches Meisterwerk, das durch einen ähnlichen Mix aus Black- und Death Metal begeisterte wie Dissections „Storm of the Light’s Bane“. Eröffnet wird das Album durch eine schwebende Keyboardsequenz und leise Gitarrentöne, die in typisch schwedische Riffs übergehen, angetrieben von einem druckvollen Schlagzeug.

Bereits der Opener „The Knell And The World“ beeindruckt mit einer gewaltigen Gitarrenwand, bestehend aus kalten Riffs, schwedischen Melodien und einer einzigartigen Harmonie, unterstützt von kraftvollem Schlagzeugspiel und dem herrlich rauen Gesang von Henke Forss.

Die Songs auf „Slaughtersun“ überschreiten alle die 8-Minuten-Grenze und sind allesamt kleine Meisterwerke. In jedem Song passiert so viel, es steckt eine Vielzahl von Details im Songwriting, die Melodieführung ist erstklassig, und auch das Tempo wird spannend variiert.

Man könnte behaupten, dass „Slaughtersun“ ein klarer Dissection-Klon sei. Sicherlich haben sich Dawn an ihren Landsleuten orientiert, doch eine reine Kopie ist dieses Album keineswegs. Die Songs sind im Vergleich zu Dissection deutlich melodischer, schwedischer und etwas gezügelter – das heißt aber nicht, dass die Stücke auf „Slaughtersun“ weniger Energie besitzen!

Gerade das wilde Gekreische von Henke Forss verleiht den Songs eine gewisse Wildheit und gibt ihnen die nötige Black-Metal-Schlagseite. Musikalisch orientieren sich Dawn am frühen Göteborg-Stil, wie ihn At The Gates geformt haben, und würzen diesen mit der melodischen Spielweise des Black Metals von Bands wie Mörk Gryning. Herausgekommen ist eines der besten schwedischen Black/Death-Metal-Alben der 90er, das inzwischen fast zu einem kleinen Klassiker herangewachsen ist.

Keine Band verstand es danach, eine so fantastische Mischung aus schwedischem Death Metal und Black Metal zu kreieren, diese bestimmte Stimmung zu erzeugen oder auch nur annähernd solche Songs zu schreiben wie Dawn auf „Slaughtersun“.

Ein kleiner Kritikpunkt könnte die typische Abyss Studio-Produktion von Peter Tägtgren sein. Eine etwas rohere Produktion hätte dem Songmaterial sicherlich nicht geschadet. Doch der Abyss-Sound auf „Slaughtersun“ ist einer der wenigen, der nicht überproduziert wirkt und die Gitarren schön in den Mittelpunkt rückt.

Besonders bei „The Aphelion Deserts“, meinem persönlichen Highlight auf dem Album, passt der Sound perfekt zu den genialen Gitarrenharmonien und den irren Riffs. Ansonsten gibt es eigentlich keine Sekunde auf „Slaughtersun“, an der man etwas auszusetzen hätte. Hier stimmt alles: kraftvolle und spannende Songs, abwechslungsreiches und druckvolles Drumming, fantastische Gitarrenarbeit, stimmiger Gesang und jede Menge Melodien.

Ob Dawn mit „Slaughtersun (Crown of the Triarchy)“ ein Black-Metal-Album oder eher ein ruppigeres Melodic-Schweden-Death-Metal-Album erschaffen haben, ist mir eigentlich egal. „Slaughtersun (Crown of the Triarchy)“ gehört auf jeden Fall zu den herausragendsten Veröffentlichungen der späten 90er Jahre im Black- und Death-Metal-Bereich!

Samstag, 23. Juli 2011

A Forest Of Stars - Opportunistic Thieves Of Spring

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Black Metal aus England war schon immer ein Mauerblümchen, obwohl mit Venom die Urväter des Genres aus diesem Land stammen. Gut, es gibt noch Cradle Of Filth, doch kann man diese nach „Vempire (Or Dark Faerytales In Phallustein)“ nicht mehr dem Black Metal zuordnen. Dann wären da noch Akercocke, die jedoch keinen „reinen“ Black Metal spielen, sowie Hecate Enthroned und der Kirmesverein Bal-Sagoth, die eher für peinliche Momente sorgen. Code hingegen ist keine reinrassige englische Band.

Ein kleiner Lichtblick neben Code und Akercocke waren und sind Grave Miasma, die mit ihrem Necro-Death-Metal den Underground mächtig erschüttern. Aber eine echte Black-Metal-Band im Stil der skandinavischen Szene, der neuen amerikanischen Black-Metal-Welle oder der intellektuellen und spirituellen Szene aus Frankreich hat Mutter England bislang noch nicht hervorgebracht.

Doch irgendwann kommt immer der Wendepunkt, und im Jahr 2010 spuckte die Insel ein Album aus, das in die Galerie der großen monumentalen Kunstwerke der Szene aufgenommen werden muss – Werke wie „Anthems At The Welkin At Dusk“ (Emperor), „OM“ (Negură Bunget), „Dead As Dreams“ (Weakling) und „Fas - Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum“ (Deathspell Omega). Dieser perfekt geschliffene Diamant trägt den Namen „Opportunistic Thieves Of Spring“, erschaffen von fünf Künstlern, die es vermögen, Black Metal in die reinste Form von Kunst zu verwandeln. Sie schaffen es sogar, die unantastbare Magie von Negură Bunget's Monument „OM“ einzufangen und diese fast noch intensiver auszuloten.

A Forest Of Stars kamen eigentlich aus dem Nichts. 2007 gegründet, ließen sie bereits 2008 mit „The Corpse of Rebirth“ ein Vorbeben durch die Szene rollen. Doch selbst dieses bereits fabelhafte Kunstwerk ist nur ein laues Lüftchen, das nur Eingeweihte erahnen ließ, dass da etwas ganz Großes unterwegs ist. 2010 erblickte „Opportunistic Thieves Of Spring“ das Licht der immer dunkler werdenden Welt, und seit dem 01.06.2010 steht dieses Werk als Mahnmal im Black Metal – für Bands, die nicht begreifen, dass Black Metal mehr ist als Satan, Hitler, Emo-Quatsch und Hohlbrot-Prahlerei. Black Metal kann musikalisch vielschichtiger, anspruchsvoller, intelligenter und ergreifender sein als jedes andere Genre im Heavy-Metal-Universum!

A Forest Of Stars haben den Black Metal genau da geöffnet, wo er am empfindlichsten ist: beim musikalisch offenen Denken. Was diese Engländer auf „Opportunistic Thieves Of Spring“ verewigt haben, ist nichts weniger als ein vertonter Traum, eine Märchenwelt, in die man gerade in der heutigen Zeit allzu oft eintauchen möchte. Eine Reise in eine fremde Welt, durch dunkle und zugleich wunderschöne Galaxien, die weder schwarz noch weiß sind – die hellen Lichter der Sterne sind zum Greifen nah und doch so weit entfernt.

Für 72 Minuten schaffen es A Forest Of Stars, den Hörer so intensiv gefangen zu nehmen, eine Achterbahnfahrt im Kopf auszulösen, um zu zeigen, was die höchste Form der Kunst, die Musik, alles bewirken kann. Wozu Musik in der Lage ist, wenn man sich ihr völlig hingibt – genauso wie es diese fünf fast überirdisch erscheinenden Künstler auf ihrem Kunstwerk „Opportunistic Thieves Of Spring“ taten. Sie sind eins mit der Musik geworden.

Auf „Opportunistic Thieves Of Spring“ reißt man keine Songs aus dem Gesamtkonzept heraus, um sie zu werten, zu analysieren oder mit anderen Songs zu vergleichen. Ein Werk von Hieronymus Bosch wird auch nicht zerschnitten und jeder Schnipsel einzeln begutachtet – wozu auch, wenn alles perfekt ist? Schon lange hat mich kein Stück Musik mehr so mitgenommen, völlig umschlungen und im Herzen berührt wie „Opportunistic Thieves Of Spring“. Ein fiebrig-psychedelischer Trip in Dimensionen, die nur ganz wenigen musikalischen Werken vorbehalten sind.

Sound, Aufmachung, Image, musikalische Dichte, Songwriting, Gesang und der außergewöhnliche britische Charme – all das hebt dieses Meisterwerk der dunklen Tonkunst in Sphären, die in meiner musikalischen Welt kaum eine Band betreten hat. Das Unmögliche ist eingetreten: England bringt nach Jahren des Schattendaseins im Black Metal eine Band hervor, die es vermag, aus Black Metal und Anspruch eines der mächtigsten Kunstwerke zu formen, die der Black Metal je erlebt hat.

Freitag, 22. Juli 2011

Carcass - Necroticism-Descanting the Insalubrious

Carcass-Necroticism-Descanting-the-Insalubrious


Carcass sind eine Legende und zählen neben Napalm Death zu den wohl einflussreichsten Bands für den Grindcore. Die Bedeutung der beiden Alben „Reek Of Putrefaction“ (1988) und „Symphonies Of Sickness“ (1989) lässt sich bis heute nicht abstreiten – ihre Stellung als Klassiker und Wegbereiter im Grindcore ist enorm.

Für viele Fans waren Carcass nach „Symphonies Of Sickness“ bereits „gestorben“, denn den Weg, den die Engländer 1991 mit ihrem Meisterwerk „Necroticism – Descanting The Insalubrious“ einschlugen, ist für viele bis heute unbegreiflich. Doch gerade die Öffnung des starren Grindcore-Sounds auf „Necroticism – Descanting The Insalubrious“ macht dieses Überwerk zu einem der zehn besten Death-Metal-Alben, die jemals in Europa entstanden sind!

Carcass gewannen mit Michael Amott (später Arch Enemy, Carnage) einen der talentiertesten Gitarristen – obwohl er eigentlich Engländer ist – und verschmolzen ihren ureigenen Grindcore-Sound mit melodischen, schwedisch-ähnlichen Gitarrenharmonien und einer deftigen Portion klassischen Death Metal. Herausgekommen ist ein absoluter Meilenstein der europäischen Death-Metal-Geschichte, der bis heute einzigartig und revolutionär ist.

Alle acht Songs sind durchkomponierte Death-Metal-Highlights, die sich durch den typischen, kranken Carcass-Sound von den üblichen Death-Metal-Standards abheben. Grindcore, Death Metal, melodische Gitarrenharmonien, elektrisierende Riffs, massenweise Tempowechsel, Groove und schwedische Melodien werden so geschickt und beispielhaft ineinander verwebt, dass bis heute kein einziges Album auch nur ansatzweise an die ehrfürchtige Klasse von „Necroticism – Descanting The Insalubrious“ herangereicht hat.

Das musikalische Niveau, auf dem Carcass operieren, ist bis heute beängstigend hoch. Jeff Walker's markante „Schweinevocals“ sind bis heute einzigartig und unter Hunderten von Nachahmern sofort zu erkennen. Die musikalische Raffinesse, die Carcass auf „Necroticism – Descanting The Insalubrious“ zelebrieren, hat bis heute Vorbildfunktion, und die schon erwähnte Klasse der Gitarrenarbeit, insbesondere von Michael Amott, ist immer noch State of the Art.

Hier reihen sich Killer-Riffs an Killer-Riffs, ausgetüftelte Harmonien und Soli paaren sich mit treibendem Schlagzeuggroove, und die geschickt platzierten Breaks und Tempowechsel unterstreichen die kompositorische Klasse von Carcass. Auch die kurzen gesprochenen Intros sorgen für eine eigenständige Atmosphäre, und einen ähnlichen Hit wie „Corporal Jigsore Quandary“ besitzen die wenigsten Death-Metal-Bands.

Gerade dieser Song untermauert die Ausnahmestellung von Carcass und ihrem Meisterwerk „Necroticism – Descanting The Insalubrious“. Einen nicht geringen Anteil an der Klasse dieses Albums hat Meister-Produzent Colin Richardson, der hier wohl eine seiner besten Arbeiten ablieferte und Carcass einen unglaublich voluminösen Sound verpasste. Wie lebendig er allein die Gitarren klingen lässt, ist phänomenal. Alle Harmonien und Melodien sind gleichberechtigt neben den Grindausbrüchen in den Sound integriert, ohne erzwungen in den Mittelpunkt gerückt zu werden.

Auch der Drumsound ist wunderbar differenziert und druckvoll. Der gesamte Sound ist meisterlich in Szene gesetzt und passt hervorragend zum durchdachten Songwriting, das Carcass in dieser Form nie wieder erreichen sollten.

Spätestens nach „Necroticism – Descanting The Insalubrious“ stiegen Carcass zu den Top-Acts der weltweiten Death-Metal-Szene auf und gehörten neben Bolt Thrower und den üblichen Verdächtigen aus Schweden zur europäischen Speerspitze! Mit „Heartwork“ folgte 1993 ein zwiespältiges Album, das dem Grindcore und auch dem klassischen Death Metal weitgehend den Rücken kehrte und stattdessen eine Mischung aus melodischem Death Metal und klassischem Heavy Metal präsentierte – zur Verwirrung vieler Fans.

Auch ich kann mit „Heartwork“ nicht viel anfangen, obwohl die musikalische Klasse – wenn man genau hinsieht, ist es das ausgereifteste Carcass-Album – unbestreitbar ist. Dennoch entfernten sich Carcass immer weiter aus der Death-Metal-Szene.

Was bleibt, ist ein zeitloser Klassiker in der Geschichte des Death Metal, der auch heute noch hunderte Bands beeinflusst und in seiner Vollständigkeit bis heute unerreicht ist!

Mittwoch, 20. Juli 2011

Impaled Nazarene - Tol Cormpt Norz Norz Norz...

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Wenn es um die großen Black-Metal-Klassiker der 90er geht, führt kein Weg an Impaled Nazarene's Meisterwerk „Tol Cormpt Norz Norz Norz...“ vorbei! Die Finnen um Oberpsychopath Mika Luttinen degradierten 1992 fast die gesamte norwegische Black-Metal-Szene und erschufen mit „Tol Cormpt Norz Norz Norz...“ eines der extremsten Werke des Black Metal.

Auch heute gehört „Tol Cormpt Norz Norz Norz...“ immer noch zu den intensivsten Höllenorgien, die jemals aufgenommen wurden. Nicht nur, dass Impaled Nazarene mit ihrem Debüt eines der fiesesten und besessendsten Black-Metal-Alben aller Zeiten kreierten – die Finnen trieben diesen Sound bis an die Grenze der satanischen Raserei.

Wo es nur geht, wird geprügelt und geschrien, alles verpackt in einem herrlich trockenen Sound und mit einer Besessenheit dargeboten, an der viele Norweger scheiterten. Mika Luttinen's abartiges Organ, sein keifendes Gekrächze und die spitzen Screams gehören auch heute noch zu den wildesten „Gesangsorgien“ der gesamten Black-Metal-Szene und sind völlig einzigartig.

Trotz all des Chaos schaffen es die Finnen immer wieder, leichte Melodien in ihre Songs zu integrieren, und sogar der Groovehammer wird oft bedient. Ob Keyboards, Samples oder irgendwelche Wortfetzen – Impaled Nazarene erschaffen mit ihrem unglaublichen Sound eine bestialische Atmosphäre, die völlig wahnwitzig klingt. Rotzig, punkig, asozial – Impaled Nazarene waren mit diesem Album 1992 ein Unikat in der Szene und zogen viele Neider aus Norwegen auf sich. Die ungezügelte Raserei erreichte kaum eine andere Band aus Norwegen.

Auch mit dem Nachfolger „Ugra-Karma“ von 1993, das ebenfalls ein Klassiker der Black-Metal-Geschichte ist, dominierten Impaled Nazarene weiterhin das Feld und grenzten sich immer mehr von der zweiten Black-Metal-Welle ab. Spätestens aber mit ihrem dritten Album „Suomi Finland Perkele“ (1994) haben sich Impaled Nazarene von einer der bedeutendsten und extremsten Black-Metal-Bands der 90er zu einer Eigenmarke entwickelt.

Auf „Suomi Finland Perkele“ ist nicht mehr viel übrig geblieben von der einstigen schwarzen Raserei – ein gezügeltes Songwriting und vermehrte Melodien beherrschten nun den Sound der Finnen. Auch außerhalb des Undergrounds wurde dieses Album sehr positiv aufgenommen. Für Black-Metal-Puristen war es jedoch das Ende der ersten und bedeutendsten Phase der Band.

„Tol Cormpt Norz Norz Norz...” bleibt für mich neben „Ugra-Karma“ das heftigste Impaled Nazarene-Album. Welchen Einfluss dieses Meisterwerk auf den Black Metal hatte, lässt sich ohnehin nicht bestreiten!

Samstag, 16. Juli 2011

Bestial Warlust - Vengeance War ‘till Death


Bestial Warlust (ehemals Corpse Molestation) gehörten zu den kultigsten Bands aus Australien und stellen gerade in der Black-Metal-Szene eine Ausnahmeerscheinung dar. Mit einem Bastard aus Black- und Death Metal knüppelten sich die fünf Sickos durch sieben bestialische Vernichtungsschläge und lieferten mit ihrem Debüt „Vengeance War 'till Death“ einen Prototyp des heutigen War Black Metal (welch eine dämliche Bezeichnung!).

Angefangen bei dem räudigen Sound, der besonders die sägenden Gitarren und das polternde Drumming hervorragend zur Geltung bringt, bis hin zum wütenden Gebrüll des Sängers Damon Bloodstorm, erschufen Bestial Warlust mit „Vengeance War 'till Death“ einen alles vernichtenden Sturm.

Musikalisch ist das vielleicht keine Offenbarung, aber gemessen an der Energie und Zerstörungskraft gehört „Vengeance War 'till Death“ zu den brutalsten Black/Death-Metal-Alben der 90er Jahre. Auch die norwegische Szene hatte damals nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Bestial Warlust orientierten sich viel mehr am frühen Death Metal und wilden Underground Thrash Metal – Kälte und klirrende Gitarren findet man im Sound von Bestial Warlust überhaupt nicht.

Stattdessen erzeugten die Australier einen barbarischen Feldzug, der so primitiv auf das Nötigste reduziert ist, dass man von einer schier unglaublichen Brutalität erschlagen wird. Wild eingestreute Soli, die eigentlich nur quietschende Gitarrenschrubbereien sind, ein durchweg räudiges, polterndes Drumming und wilde Brüllorgien erzeugen zusammen einen Kriegssound, der auch heute noch genauso brutal und vernichtend klingt wie 1994.

„Vengeance War 'till Death“ gehört bis heute zu den brutalsten Alben, die aus der australischen Szene hervorgingen, und wurde in seiner Radikalität kaum wieder erreicht. Auch wenn Bestial Warlust auf diesem Album keinen reinrassigen Black Metal spielten, haben sie mit ihrem 94er-Debüt einen kleinen Klassiker der Szene erschaffen. Ohne dieses Album würden Bands wie Teitanblood, Proclamation oder Truppensturm sicherlich anders klingen!

Wer allerdings auf Melodien und Ordnung steht, sollte lieber die Finger von Bestial Warlust lassen, denn hier regiert das reine, konzentrierte Chaos!

Disharmonic Orchestra - Not To Be Undimensional Conscious

Disharmonic-Orchestra-Not-To-Be-Undimensional-Conscious


Neben Pungent Stench gehören Disharmonic Orchestra zu den bekanntesten Death-Metal-Bands aus Österreich. Auf ihrem 1990 erschienenen Debüt mit dem Zungenschnalzernamen „Expositionsprophylaxe“ rumpelten sich die Sickos mit viel Charakter durch ein infernalisches Death-Metal-/Grindcore-Inferno, das heutzutage zu den Klassikern des frühen 90er-Death-Metal gezählt werden darf.

Auch die oberkultige und prägende Split-LP mit Pungent Stench (ebenfalls ein Riesen-Klassiker des Genres!) brachte der Band einen heiligen Kultstatus ein. Richtig musikalisch zur Sache ging es jedoch erst auf dem zweiten und meiner Meinung nach besten Album „Not To Be Undimensional Conscious“.

Während auf dem Vorgänger noch der Grindcore die Überhand hatte, wird man auf „Not To Be Undimensional Conscious“ förmlich mit experimentellem Progressive Death Metal überrascht. Massenweise Breaks, disharmonische Gitarrenläufe, fabelhafte Basslinien und verrückte Songideen werden hier zu einem sehr eigenständigen Gebräu verarbeitet.

Ein cooler Nebeneffekt: Es klingt trotzdem nach typischem 90er-Death-Metal – roh, brutal und mit einem hammergeilen, natürlichen Sound, ohne dabei nach Death (in ihrer musikalischen Hochphase), Atheist oder Cynic zu klingen, was das Songwriting angeht. Auch der völlig eigenständige Charme des Gesamtsounds, der weder typisch europäisch noch typisch amerikanisch klingt, trägt zur großen Klasse des Albums bei.

Auch wenn die Band immer hinter Pungent Stench in der zweiten Reihe stand, waren sie musikalisch um Längen besser als ihre Landsbrüder. Auch gegenüber vielen anderen Death-Metal-Bands dieser Zeit hatten Disharmonic Orchestra im Songwriting einiges voraus.

Leider habe ich es bis heute nicht geschafft, mir die beiden Nachfolger zu besorgen, obwohl diese musikalisch wohl in eine völlig andere Richtung gehen sollen. Egal – „Not To Be Undimensional Conscious“ sowie das Debüt „Expositionsprophylaxe“ gehören zu den unterschätzten Klassikern der frühen 90er-Death-Metal-Szene und sollten von jedem Death-Metal-Freak wenigstens einmal gehört werden.

Auch wenn die Band sicherlich schon damals ziemlich anders war.