Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere veröffentlichten Fields of the Nephilim 1990 ihr Meisterwerk "Elizium": ein Werk voller düsterer Schönheit, hypnotischer Tiefgründigkeit und majestätischer Erhabenheit. "Elizium" schafft einen gewaltigen Klangraum, der wie ein zeitloses postnukleares Reich wirkt. Mit seinen Western-Szenarien und der Lovecraft-artigen Ästhetik verwischt es mühelos die Grenzen zwischen Gothic Rock, Darkwave und einem tiefgreifenden spirituellen Erlebnis. Der Einstieg in diese sinistren Untiefen ist von epischem Ausmaß und entführt in eine bedrohliche Welt aus hallenden Gitarren, atmosphärischen Synthesizern und Carl McCoys markanter, beschwörender Schamanen-Stimme, die aus den Tiefen eines vergessenen Tempels emporsteigt; gleichzeitig wird man von dem erdigen, natürlichen Sound in einem Atomschutzanzug umhüllt. Die Songs fließen mit atmosphärischer Intensität ineinander und bilden eine untrennbare, schwerfällige Karawane, die sich durch verstrahlte Wüstenlandschaften schiebt. Die Musik beschwört Bilder unendlicher Landschaften und okkulter Rituale, aufrechterhalten von intensiven Spannungsbögen und den sphärischen Melodien der Gitarren. Hier funktioniert kein einzelner Song ohne seinen Kontext – vielleicht noch der "schwächste" Moment auf dem Album, 'For Her Light', den man als "Hit" betrachten kann. Alles bildet ein zusammenhängendes Kunstwerk, das in dieser Dimension von der Band nie wieder so intensiv geschaffen wurde. "Elizium" ist ein klanglicher Pilgerweg in eine andere Dimension, die man heutzutage nicht mehr findet, und für mich die Verkörperung, der Inbegriff und das Leitbild des Gothic Rock; es ist das Werk, das maßgeblich verantwortlich für die hohe Geburtenrate des Genres in den Neunzigern war.

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