Sonntag, 16. März 2025

Cop Shoot Cop - Ask Questions Later


"Ask Questions Later" ist ein herrlich gegen den Strich gebürstetes Werk – ein wilder, unvorhersehbarer und bizarrer Mix aus No Wave, Tom Waits-artigen, schrulligen Kapriolen und düsterem Alternative Rock. Cop Shoot Cop, diese zynische Noise Rock-Formation aus New York, die in den 90ern viel zu lässig für die breite Masse war, entzog sich gekonnt allen Konventionen. Gitarren? Die brauchten sie erst gar nicht. Zwei bewaffnete Bassisten, geschickt eingesetzte Samples und eine Trompete erledigten die Arbeit ebenso gut. Das Ergebnis ist eine rohe, ungestüme Energie, die ohne Umwege direkt ins Ohr und ins matschige Hirn schießt und mit ihrer bissigen Haltung sowie einer beeindruckenden instrumentalen Kargheit nachwirkt. Ein schwerfälliger Sound voller industrieller Heftigkeit breitet sich im Eröffnungssong 'Surprise, Surprise' wie ein Reaktorunfall aus – bedrohlich, seelenfressend und ständig am eigenen, aberwitzigen Groove zu ersticken drohend. Die Band hat es sogar mühelos geschafft, einen Hit auf diesem ansonsten fiesen, teerschwarzen und zynischen Album zu platzieren. 'Room 429' (das übrigens von Strapping Young Lad auf ihrem Album "City" gecovert wurde) ist eine der eindringlichsten Anti-Hymnen der 90er und bietet eine großartige Melange aus post-apokalyptischem Rock und melancholischem Nihilismus. Tod Ashley liefert auf dem Album perfekt zynische Lyrik mit einer bitterbösen Feder. Seine Texte strotzen vor Sarkasmus und Gesellschaftskritik, ohne jemals ins Banale abzurutschen – Cop Shoot Cop halten ihrer Umwelt einen Spiegel vor, der alles andere als schmeichelhaft ist. "Ask Questions Later" ist ein anarchistisches Klangchaos mit Tiefgang, das Grenzen vernichtet und einen bleibenden Einschlagkrater in den 90ern hinterlassen hat. Es besitzt diese einzigartige, rohe und unerbittliche Ästhetik, die sich in vielen Alben jenseits der bekannten Größen in den Wut- und Verzweiflungssound der Neunziger eingeschlichen hat. Ein großes Lieblingswerk von mir mit einer klaren Botschaft: Fragt nicht zu viel. Hört einfach hin.

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