Montag, 31. März 2025

Dead Can Dance - Within The Realm Of A Dying Sun

Was Brendan Perry und Lisa Gerrard auf ihrem dritten Album veranstalten, ist in seiner Gesamtheit nicht nur eines der bis heute am besten produzierten Musikalben, sondern auch der überragende schwarze Monolith der Gothic- und Wave-Bewegung der Achtzigerjahre sowie eines der klanglich präzisesten und ambitioniertesten Werke der populären Musikgeschichte. "Within the Realm of a Dying Sun" verkörpert Anmut und Eleganz, ein Eintreten in einen sakralen Klangsaal, geprägt von erhabener Formschönheit und einer greifbaren Melancholie. Es ist mehr ein ästhetisches Empfinden als ein einfaches Musikalbum. Die grenzauflösenden Kompositionen zeichnen sich durch orchestrale Arrangements, gregorianisch anmutende Chöre und eine Instrumentierung aus, die sowohl klassisch als auch zeitlos wirkt. Eine kraftvolle Soundarmee aus Timpani, Posaunen, epischen Bläsern, eindringlichen Glocken, sorgfältig eingesetzter Percussion und mitreißenden Streichern zieht einen in ihren Bann. Perry und Gerrard verstehen es wie auf keinem vorherigen oder nachfolgenden Album, meisterhafte Komplexität aus Weltmusik, mittelalterlichen Klängen und Ambient miteinander zu verweben. "Within the Realm of a Dying Sun" ist die Vollkommenheit, die ästhetische Perfektion und die Vollendung dieser musikalischen Traumweberei, die seit 1987 makellos geblieben ist und weiterhin zu den ersten Referenzen in Sachen Sound, Klang, Produktion und Ästhetik zählt.

Die erste Hälfte des Albums, dominiert von Brendan Perrys eleganter, baritonaler Stimme und seiner lyrischen Eleganz, wirkt wie ein feierliches Requiem. Soundgewänder wie 'Anywhere Out of the World' und das epochale 'Xavier' mit seiner kosmosumgreifenden Größe tragen eine schwere, fast apokalyptische Atmosphäre. Diese wird durch Perrys klagenden, aber stets warmen und seelenfangenden Gesang sowie durch dichte Orchestrierungen aus Trompeten, Spinett und vielen weiteren Zauberhandinstrumenten verstärkt. Ab 'Dawn of the Iconoclast' mit seinen dramatischen Bläsern und donnernden Pauken, spätestens bei 'Cantara', wenn Lisa Gerrards unvergleichliche Stimme das Kommando der Engel übernimmt, wird deutlich, dass dieses Album strikt in zwei Hälften aufgeteilt ist. Die erste Hälfte ist geerdet, die zweite himmelwärts strebend.

In der zweiten Hälfte, in der Gerrard mit ihrer engelsgleichen, fast außerweltlichen Stimme brilliert, erreicht die Musik Momente von übersinnlicher Schönheit. 'Summoning of the Muse' und das abschließende 'Persephone (The Gathering of Flowers)' scheinen direkt aus einem anderen Existenzraum zu stammen. Gerrards Gesang, der keine Worte, sondern reine Emotionen transportiert, hebt die Musik in Sphären, die nicht auf menschlicher Schöpfung basieren. Alles auf "Within the Realm of a Dying Sun" – jeder noch so "unbedeutende" Ton, jedes Instrument, jede Stimme – hat Raum zum Atmen und gleichzeitig eine überwältigende Präsenz, die bis zur Veröffentlichung im Jahr 1987 nie dagewesen war.

"Within the Realm of a Dying Sun" ist ein monumentales Album, in das man sich verlieren möchte und das sich jeder einfachen Kategorisierung verwehrt. Es ist gleichermaßen düster und erhebend, ruhig und explosiv aufwühlend. Ein Werk, das nach fast vier Jahrzehnten nichts von seiner einzigartigen Wirkung, seiner Klarheit, seiner gewaltigen Dynamik und akustischen Monumentalität eingebüßt hat und zu den wenigen Alben gehört, die der Perfektion am nächsten kommen.

Ein majestätisches Zeugnis musikalischer Perfektion, in dem Technik, Emotion und Vision zu einem emotional entladenden Werk verschmelzen. Alles daran – von der Instrumentierung über das Songwriting bis hin zur Produktion und Atmosphäre – ist so überwältigend und erhaben, dass es für mich bis heute nichts Vergleichbares gibt. Verurteilt zum lebenslänglichen Top 10-Album.


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