Samstag, 1. März 2025

Weakling - Dead As Dreams


Das bis heute großartigste und vermutlich ehrfurchtgebietendste Werk (das bereits 1998 aufgenommen wurde), das der amerikanische Black Metal hervorgebracht hat. Hört man hier richtig hin, durchlebt man die Erfahrung, dass die fünf Songs, die sich alle über der 10-Minuten-Grenze bewegen, Skandinavien als schlechten Witz dastehen lassen. Jeder Songkoloss ist ein labyrinthartiges Epos, das einen in die tiefsten Abgründe mitnimmt, wo Dunkelheit und Wahnsinn eine symbiotische Tanzpartnerschaft eingehen. Von den ersten Klängen des epischen Eintrittstors 'Cut Their Grain and Place Fire Therein' an machen Weakling mit arrogantem Mittelfinger ganz deutlich klar, dass sie nicht an traditionellen Strukturen interessiert waren.

In jedem der fünf überlangen Songs schwillt eine Welle aus Raserei, brutaler Vehemenz, hypnotischen Melodien und langsamer, dröhnender Verzweiflung an. Die Gitarren formen geschickte, genre-untypische Melodiebögen, das Drumming beeindruckt mit seinem ungewöhnlichen Wechselspiel aus chaotischer, sich selbst überholender Raserei und tribalartigen Rhythmen, und der Bass schafft ein Fundament, das gleichzeitig felsenfest und zerbrechlich wirkt. Die ungeschönte und rohe Produktion erschafft einen ständigen Eindruck, als sei das Album aus einem Paralleluniversum herübergedrungen, und betont dieses brodelnde musikalische Ereignis. Irgendwie wie ein verlorenes Artefakt, das zufällig in die Hände von Sterblichen gelangt ist.

Weakling hinterließen mit ihrem einzigen Album ein massiv inspirierendes Werk für viele heute bekannte USBM-Bands. Die wahre und bis heute einzigartige Größe von "Dead As Dreams" konnte jedoch von keiner anderen Band auch nur ansatzweise wieder erreicht werden. Vieles, was auf dem Album passiert, stattfindet und lebt, kennen artverwandte Bands nur aus der Tratschküche. Für mich endete die klassische und musikalisch spannendste Phase der zweiten Black Metal-Welle mit den 2000er Jahren - und es gibt tatsächlich kein zweites Album, das diese Phase für mich so perfekt abschließt, denn hiermit haben Weakling das letzte große und noch bedeutsame Werk des immer mehr schwächelnden Black Metal-Zirkus der Neunziger veröffentlicht.

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