Light Of A Dead Star kann man mit ruhigem Gewissen als einen Klassiker des französischen Black Metal ansehen. Black Metal der alten Schule, verpackt in einem fantastischen, voluminösen Soundgewand und einer zutiefst finsteren Stimmung. Spielerisch beweisen die vier Franzosen ein überdurchschnittliches Geschick an den Instrumenten, was sich in den sechs Songs niederschlägt.
Eröffnet wird dieser kalte Sturm mit Feuerknistern und minimalen Ambientklängen; stimmungsvoll und geheimnisvoll bauen diese drei Minuten in The Witch Burns… eine schaurige Atmosphäre auf. Mit Light Of The Dead Star wird man sofort zehn Jahre zurückgeworfen: Die Gitarre sägt gnadenlos roh durch den Gehörgang, und das mächtige Drumming treibt den Song immens nach vorne. Auffallend ist sofort der räumliche Gitarrensound und die Präsenz des Basses, alles mit dem für Black Metal typischen Hall unterlegt.
Auch Sänger Corven weiß mit seinem prägnanten Kreischgesang zu überzeugen und besitzt zudem eine gewisse eigene Note. Die teilweise überlangen Songs (zwischen fünf und zwölf Minuten) werden durch dezente Keyboardflächen stimmig untermalt. Tempovariationen sorgen für hochgradige Abwechslung, und auch cleaner Gesang kommt zum Einsatz. Besonders die geschickten Tempowechsel sind die großen Stärken von Light Of A Dead Star.
Hier wird nicht 50 Minuten lang drauflosgeprügelt, sondern eine finstere Stimmung heraufbeschworen, die es locker mit den Frühneunziger-Klassikern der zweiten Black Metal-Welle aufnehmen kann. Beim ersten Hördurchgang klingen die Songs noch alle nach typischem Black Metal skandinavischer Prägung, doch spätestens beim dritten Versuch sollten sich die morbiden Kompositionen in ihrer Vielfalt erschließen.
Einzelne Songs hervorzuheben, macht wenig Sinn, denn Light Of A Dead Star funktioniert als eine homogene Einheit. Der Fluss des Albums ist spannend, bedrückend und herausfordernd. Jeder Ton ist geschickt platziert, das abwechslungsreiche Drumming hält die Songs immer zusammen, und die sägende, bedrohliche Gitarrenarbeit ist wahre Black Metal-Kunst.
Auch das Gespür, mit dem NEHËMAH Melodien erschaffen, ist phänomenal stark. Ob leicht orientalisch, tieftraurig oder einfach nur beklemmend gespenstisch – die Melodien auf Light Of A Dead Star haben einen ganz speziellen Reiz. Die ganze Stimmung, die auf dem Album erschaffen wurde, ist tiefschwarz und beängstigend überzeugend eingefangen.
Frei von progressiven Einflüssen, klinischen Sounds, klebrigen Melodien und einem Keyboard-Overkill, lebt Light Of A Dead Star von seiner ehrfürchtigen Atmosphäre und dem Können der vier Musiker, die auch mal dezent auf genrefremde Rhythmiken und Elemente zurückgreifen.
Sicherlich ist Light Of A Dead Star kein revolutionäres Album, alles ist sehr vertraut. Tempowechsel à la DARKTHRONE, Anlehnungen an ganz alte EMPEROR oder die fanatische Stimmung der ersten BURZUM-Alben finden sich in fast jedem Song wieder. Doch was NEHËMAH innerhalb der engen Grenzen des Black Metal mit Light Of A Dead Star geformt haben, ist monumental stark, beeindruckend, abwechslungsreich und wahnsinnig spannend und intensiv. Selten wurde nach der zweiten Black Metal-Welle ein so konzentriert gutes, harmonisches und authentisches Black Metal-Werk erschaffen, wie es den Franzosen NEHËMAH mit ihrem Debüt gelungen ist.
Freitag, 9. Februar 2018
Nehëmah - Light Of A Dead Star
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