Dienstag, 23. August 2016

Celtic Frost - Into The Pandemonium

Celtic-Frost-Into-The-Pandemonium

Bügelt ihr auch so gerne wie ich? Man denkt sich den ganzen Tag bei der Arbeit: „Ist die Wäsche auf der Leine schon trocken?“ und „Welches Album lege ich heute dazu auf?“ Into the Pandemonium von Celtic Frost gilt bei mir als der ganz große Wurf der Band.

Die Schweizer hatten auf diesem Klassiker ihre Pforten geöffnet und allerlei Fremdeinflüsse in ihren bis dato urigen und gewaltigen Krachsound Einlass gewährt. 1987 war Heavy Metal längst nicht mehr die NWoBHM-Schunkelmusik, die härtere Version von Rock und Punk aus den Siebzigern; Maiden, Priest & Co. strauchelten nur noch vor sich hin, während Metallica, Slayer & Co. sowie der weltweite Underground die Musik in immer neue Härtedimensionen rumpelten.

Und dann kamen plötzlich die Schweizer mit ihrem Zweitwerk daher und hinterließen wohl (ich selbst hörte damals noch Petra Zieger, Frank Schöbel und IC Falkenberg im Kindergarten, also kann ich nicht als Zeitzeuge dienen) eine Menge hämmernder Fragezeichen beim tobenden Mob.

Während Celtic Frost auf ihren beiden EPs und dem Vorgänger den Protosound für die spätere Death-Metal-Welle zelebrierten, gab es auf Into the Pandemonium auf einmal Disco, Bauhaus-Wave, elektronische Beatexperimente, Pop, Gothic-Tristesse, fliegende Teppiche, orientalischen Bazar-Zauber, opernhaftes Frauengesang, orchestrale Arrangements mit Pauken und Trompeten – und Thomas Gabriel Fischer sang plötzlich vereinzelt in verständlicher Sprache.

Heute läuft das unter dem Namen Avantgarde, damals war das Langhaarvolk damit wohl ziemlich überfordert. Diese größenwahnsinnige Kombination aus dem urtypischen Celtic-Frost-Sound (der Gitarrensound gehört zu den besten Momenten im gesamten Hard’n‘Heavy-Bereich) und den erwähnten Einflüssen schuf diesen kreativen Höhepunkt – ein Geniestreich, der auch nach fast dreißig Jahren zu den großen Meilensteinen der Heavy Metal-Musik zählt. Veredelt wurde diese Machtrakete mit einem wunderbaren, erdigen und warmen Sound sowie einem Ausschnitt aus der rechten Höllenseite von Hieronymus Boschs The Garden of Earthly Delights.

Übrigens wurde ein Heavy-Metal-Album nie wieder größenwahnsinniger und abgeklärter eröffnet als mit Mexican Radio.

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