Samstag, 19. April 2025

Pixies - Doolittle


Ich bin stets sparsam und vorsichtig mit Begriffen wie "Meilenstein". Mit "Doolittle" schufen die Pixies 1989 jedoch genau diesen und prägten nachhaltig die Indie- und Alternative-Musikszene der 90er Jahre. Ähnliches gilt bereits für ihr herausragendes Debüt "Surfer Rosa", das nur ein Jahr zuvor erschien und dank der beeindruckenden feuchten Traum-Produktion von Steve Albini für hemmungslose Erregungen sorgte. Auf ihrem zweiten Album perfektionierte die Band ihre einzigartige Mischung aus roher Energie, surrealem Humor und melodischer Eingängigkeit und hob das Songwriting auf eine Ebene, an der sich nahezu jede nachfolgende Band dieses Genres messen lassen musste, oft jedoch kläglich scheiterte. Doolittle" bietet unzählige großartige Supersongs, kantige Krachstimulationen sowie eingängige wie coole Melodien.
'Debaser' ist eine triumphale Chaos-Hymne, getragen von Frank Blacks wilder Stimme und einer beeindruckenden Gitarrenlinie. Die markanten dynamischen Wechsel zwischen zarten, fast flüsternden Momenten und brachialen Ausbrüchen sind typisch für die Pixies und durchziehen das gesamte Album. 'Wave of Mutilation' und 'Here Comes Your Man' sind poppige, nahezu radiotaugliche Hits, die dennoch die charakteristische Schrägheit der Band bewahren. Kim Deals oft unterschätzte, harmonische Basslinien und ihre sanften Backing-Vocals bilden den perfekten Kontrapunkt zu Joey Santiagos und Frank Blacks kantigen Gitarren. Abgerundet wird das Ganze durch David Loverings präzises Schlagzeugspiel. Der zarte und zerstörerische, eingängige und zugleich experimentelle Sound spiegelt perfekt die Widersprüchlichkeit der Band wider.
Gil Norton gelingt es mit seiner Produktion zwar nicht ganz, die brachiale Kraft des Debüts einzufangen, dennoch verleiht er dem Album den Charakter eines Soundtracks zu einer bizarren Traumwelt. Die Band ist sich ihrer eigenen Absurdität bewusst und hat damit eine Blaupause für die Verbindung von "Pop" und Wahnsinn geschaffen. Zusammen mit dem Debüt zählt "Doolittle" zu den einflussreichsten Inspirationsquellen, auf die sich nahezu alle Bands dieses Genres Anfang der Neunziger berufen haben.

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