Montag, 25. Juli 2016

Manowar - Into Glory Ride

 

Ein Live-Tape (Bootleg) mit dem Namen Death to False Metal! von der Fighting the World-Tour 1987 hat mich eigentlich "verändert". Das erste richtige Album folgte wenige Wochen später. Das erste Album, das ich bewusst, komplett, mit dem Lesen der Texte, unter Kopfhörern, mit Fantasybildern im Kopf, unter ständigem Mitsingen der Melodien und ausschließlich alleine gehört habe, war Into Glory Ride. Ob Hail to England heute denselben Stellenwert bei mir hätte, was es ja eigentlich hat, wenn ich statt Into Glory Ride zuerst Hail to England gehört hätte, kann ich nicht genau sagen.

Vermutlich aber nicht, denn abgesehen von Warlord – das kein schlechter Manowar-Song ist, aber einfach nicht zum Kontext des Albums passt – sind auf Into Glory Ride sechs der epischsten und rohsten Diamanten der Metal-Geschichte verewigt. Dieses betörende Secret of Steel, das galoppierende und mächtige Gloves of Metal, die Überhymne Gates of Valhalla, das schrecklich finstere Hatred (für mich das Bridge of Death des Albums), und die beiden abschließenden, unerreichten magischen Sternstunden des epischen Metals, Revelation (Death’s Angel) und March for Revenge (By the Soldiers of Death) – das war von nun an meine Religion.

Hinzu kommt dieser (ungewollt) ehrliche Sound, der die Stimmung in Dimensionen treibt, die ich auf keinem anderen klassischen Heavy-Metal-Album je wiedergefunden habe. Ross Friedman (für mich einer der zehn typischsten und einflussreichsten Gitarristen im Bereich Heavy & Metal) mit seinem leidenschaftlichen Gitarrenspiel, seinen Weltriffs und den warmen, aber dennoch feurigen Soli; Scott Columbus' punchende Lärmorgie an den Kesseln – nichts anderes ist es, aber er war vielleicht der effektivste, "talentloseste" Schlagzeuger des Heavy Metal, und das ist überaus positiv gemeint; Joey DeMaios berserkerhaftes Talent, echte und spürbare Stahlhymnen zu komponieren (wahrscheinlich ist daraus der Terminator entstanden) und sein Gespür für dramatische Epik in den Songs – und natürlich Eric Adams, ein Sänger, der in seinen Glanzzeiten für Dickinson, Halford und Co. nur ein achselzuckendes Lächeln übriggehabt hätte.

Sechs der für mich bedeutendsten Songs des Heavy Metal befinden sich auf Into Glory Ride, alle für sich makellos perfekt, veredelt von einer einzigartigen Stimme, gekrönt von einem dermaßen passenden Cover-Artwork und voller textlicher Schlagwörter, die ich auch heute noch lauthals mitsinge. Dieses Album glorifiziert für mich den Heavy Metal bis in die ungepflegten Haarspitzen und ist ein heiliges Unikat dieser Musik.

Durch Into Glory Ride bin ich ein anderer Mensch geworden, und kein anderes Album danach hat je wieder dieses Gefühl vermittelt wie damals, als ich 1993 wochenlang dieses Album zutiefst vergöttert habe und die große, weite Welt der Musik für mich entdeckte. Ich mutierte endgültig zum Musikfan, Metalhörer und zum wandelnden Outfit-Overkill.

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