„Louder
Than Love“ hat sich über die Jahre einen festen Platz in meinem Herzen
erobert. In der breiten Masse der Soundgarden-Diskografie mag es oft im
Schatten von „Badmotorfinger“ oder dem legendären „Superunknown“ stehen,
doch für mich ist es das rohe, ungeschliffene Herzstück ihrer
musikalischen Entwicklung. Dieses Album atmet förmlich die ungezähmte
Energie einer Band, die kurz davor steht, die Welt zu erobern – voller
jugendlicher Unbekümmertheit und einer klanglichen Wucht, die auch heute
noch fasziniert.
Zwar zählen die beiden nachfolgenden Alben von
Soundgarden unbestreitbar zu den Götterfunken der 90er-Jahre-Rockmusik
und haben diese Ära mitgeprägt, doch „Louder Than Love“ bleibt für mich
ein ganz besonderer Wegbegleiter – ein Album, das immer wieder als
Lebensladestation für den Alltagsakku dient. Es ist diese rohe Kraft,
diese ungebremste Energie, die es so einzigartig macht. Selten klang
jugendliche Rockmusik so frisch, so wild und so dynamisch.
Unter
der klugen Beaufsichtigung von Terry Date, der es meisterhaft verstand,
den Sound der Band auf den Punkt zu bringen, schufen die Wunderknaben
1989 ein Album, das vor Energie nur so strotzt, noch ungetrieben von
Erfolg und Perfektion. Chris Cornell schreit und flucht auf „Louder Than
Love“ noch in seiner ganzen schrägen und schrillen Pracht. Seine
Stimme, die später zu einem der ikonischsten Instrumente der 90er Jahre
werden sollte, klingt hier noch ungeschliffen, roh und voller
jugendlicher Wut – eine Stimme, die sich unaufhaltsam durch die
tonnenschweren Riffs von Kim Thayil kämpft.
Und diese Riffs –
diese tonnenschweren, alles niederwalzenden Riffs! Thayils alles
plattwalzendes und entfesseltes Gitarrengewitter auf diesem Album ist
nichts weniger als eine kraftvolle Hommage an die große Tradition des
Heavy Rock. Die Iommi-esken Riffs, die er hier aus dem Ärmel schüttelt,
fräsen sich wie ein Panzer durch den Sound. Sie sind schwer,
unnachgiebig und von einer gewaltigen Kraft, die den Songs eine
monumentale Wucht verleiht. Es ist dieser massive Sound, der „Louder
Than Love“ zu einer kaiserlichen Rohware macht – einem unverfälschten
Stück Rockmusik, das nicht danach strebt, perfekt zu sein, sondern
vielmehr seine raue, ungeschliffene Schönheit und den puren Instinkt in
den Vordergrund stellt und das keinen Raum für feinsinnige Nuancen
lässt.
Auch Matt Cameron verdient hier eine besondere Erwähnung.
Schon hier zeigt sich, warum er als einer der besten Schlagzeuger
seiner Generation gilt. Sein Spiel ist interessant, abwechslungsreich
und voller kleiner Details, die den Songs das gewisse Etwas verleihen.
Cameron weiß, wie man mit Dynamik spielt – jedes Pattern ist präzise,
aber immer mit einer gewissen Freiheit gespielt, die den Songs Raum zum
Atmen gibt. Er ist das übersehene Rückgrat dieser Band, der treibende
Motor, der den Sound von Soundgarden vorantreibt und ihm gleichzeitig
eine unverwechselbare Basis gibt.
„Louder Than Love“ mag nicht
die verfeinerte Eleganz der späteren Werke besitzen, aber es ist genau
diese rohe, ungebremste Kraft, die es so faszinierend macht. Es ist ein
Album, das keine Kompromisse eingeht, das ungestüm und wild daherkommt
und gerade deswegen eine so erfrischende Wirkung hat. Für mich bleibt es
ein essenzielles Werk der Rockmusik – ein unverzichtbares Stück
Musikgeschichte, das immer wieder neue Energie spendet und zeigt, wie
kraftvoll jugendliche Wut und Kreativität sein können. Es gehört zu den
kraftvollsten, vitalsten und dynamischsten Alben, die ich kenne, und
fängt die jugendliche Unbekümmertheit und den ungestümen Willen einer
Band perfekt ein, die ihre Kraft gerade erst entdeckt. „Louder Than
Love“ entfesselt bei jeder Rückkehr aufs Neue seine unbändige Energie
und erinnert mich immer daran, warum ich Rockmusik so sehr liebe.
Soundgarden haben mit „Louder Than Love“ ein Werk erschaffen, das vor
allem eines ausstrahlt: ungebremste Leidenschaft.
Montag, 18. Juli 2016
Soundgarden - Louder Than Love
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen