Montag, 18. Juli 2016

Soundgarden - Louder Than Love

 

„Louder Than Love“ hat sich über die Jahre einen festen Platz in meinem Herzen erobert. In der breiten Masse der Soundgarden-Diskografie mag es oft im Schatten von „Badmotorfinger“ oder dem legendären „Superunknown“ stehen, doch für mich ist es das rohe, ungeschliffene Herzstück ihrer musikalischen Entwicklung. Dieses Album atmet förmlich die ungezähmte Energie einer Band, die kurz davor steht, die Welt zu erobern – voller jugendlicher Unbekümmertheit und einer klanglichen Wucht, die auch heute noch fasziniert.

Zwar zählen die beiden nachfolgenden Alben von Soundgarden unbestreitbar zu den Götterfunken der 90er-Jahre-Rockmusik und haben diese Ära mitgeprägt, doch „Louder Than Love“ bleibt für mich ein ganz besonderer Wegbegleiter – ein Album, das immer wieder als Lebensladestation für den Alltagsakku dient. Es ist diese rohe Kraft, diese ungebremste Energie, die es so einzigartig macht. Selten klang jugendliche Rockmusik so frisch, so wild und so dynamisch.

Unter der klugen Beaufsichtigung von Terry Date, der es meisterhaft verstand, den Sound der Band auf den Punkt zu bringen, schufen die Wunderknaben 1989 ein Album, das vor Energie nur so strotzt, noch ungetrieben von Erfolg und Perfektion. Chris Cornell schreit und flucht auf „Louder Than Love“ noch in seiner ganzen schrägen und schrillen Pracht. Seine Stimme, die später zu einem der ikonischsten Instrumente der 90er Jahre werden sollte, klingt hier noch ungeschliffen, roh und voller jugendlicher Wut – eine Stimme, die sich unaufhaltsam durch die tonnenschweren Riffs von Kim Thayil kämpft.

Und diese Riffs – diese tonnenschweren, alles niederwalzenden Riffs! Thayils alles plattwalzendes und entfesseltes Gitarrengewitter auf diesem Album ist nichts weniger als eine kraftvolle Hommage an die große Tradition des Heavy Rock. Die Iommi-esken Riffs, die er hier aus dem Ärmel schüttelt, fräsen sich wie ein Panzer durch den Sound. Sie sind schwer, unnachgiebig und von einer gewaltigen Kraft, die den Songs eine monumentale Wucht verleiht. Es ist dieser massive Sound, der „Louder Than Love“ zu einer kaiserlichen Rohware macht – einem unverfälschten Stück Rockmusik, das nicht danach strebt, perfekt zu sein, sondern vielmehr seine raue, ungeschliffene Schönheit und den puren Instinkt in den Vordergrund stellt und das keinen Raum für feinsinnige Nuancen lässt.

Auch Matt Cameron verdient hier eine besondere Erwähnung. Schon hier zeigt sich, warum er als einer der besten Schlagzeuger seiner Generation gilt. Sein Spiel ist interessant, abwechslungsreich und voller kleiner Details, die den Songs das gewisse Etwas verleihen. Cameron weiß, wie man mit Dynamik spielt – jedes Pattern ist präzise, aber immer mit einer gewissen Freiheit gespielt, die den Songs Raum zum Atmen gibt. Er ist das übersehene Rückgrat dieser Band, der treibende Motor, der den Sound von Soundgarden vorantreibt und ihm gleichzeitig eine unverwechselbare Basis gibt.

„Louder Than Love“ mag nicht die verfeinerte Eleganz der späteren Werke besitzen, aber es ist genau diese rohe, ungebremste Kraft, die es so faszinierend macht. Es ist ein Album, das keine Kompromisse eingeht, das ungestüm und wild daherkommt und gerade deswegen eine so erfrischende Wirkung hat. Für mich bleibt es ein essenzielles Werk der Rockmusik – ein unverzichtbares Stück Musikgeschichte, das immer wieder neue Energie spendet und zeigt, wie kraftvoll jugendliche Wut und Kreativität sein können. Es gehört zu den kraftvollsten, vitalsten und dynamischsten Alben, die ich kenne, und fängt die jugendliche Unbekümmertheit und den ungestümen Willen einer Band perfekt ein, die ihre Kraft gerade erst entdeckt. „Louder Than Love“ entfesselt bei jeder Rückkehr aufs Neue seine unbändige Energie und erinnert mich immer daran, warum ich Rockmusik so sehr liebe. Soundgarden haben mit „Louder Than Love“ ein Werk erschaffen, das vor allem eines ausstrahlt: ungebremste Leidenschaft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen