Mittwoch, 19. Februar 2025

Billy Idol - Cyberpunk


Mit "Cyberpunk" wagte sich Billy Idol 1993 auf ein Terrain, das für einen ikonischen Rock-Rebellen der 80er alles andere als naheliegend war. Statt weiter auf seine bewährte (und in den Achtzigern sehr erfolgreiche) Formel zu setzen, präsentierte Idol ein experimentelles Konzeptalbum, das von der damals aufkommenden Cyberpunk-Ästhetik und der digitalen Revolution inspiriert war. Definitiv beneidenswert mutig, aber auch nur mäßig erfolgreich (vielmehr leider komplett untergegangen). "Cyberpunk" möchte von Anfang an mehr sein als eine Sammlung von Songs. Es ist eher ein Projekt, das elektronische Beats, Industrial-Elemente und die typische Idol-Attitüde in einen futuristischen Sound-Cocktail mischt.
Der Opener 'Wasteland' zieht einen nach dem Intro direkt und ungefragt in eine dystopische Klangwelt, während 'Shock to the System' - der bekannteste Song des Albums - eine elektrisierende Mischung aus Rock und Industrial präsentiert, die Idol tatsächlich überraschend gut steht.
Idol zeigte hier nicht nur musikalische, sondern auch technische Ambitionen. Er produzierte das Album teilweise auf seinem Macintosh-Computer und setzte digitale Tools ein, die zu der Zeit noch exotisch wirkten. "Cyberpunk" ist und bleibt eines der ungewöhnlichsten und auch mutigsten Alben der Neunziger und war für Idol ein riskanter und experimenteller Ausflug in ein unbekanntes Gebiet. Vielleicht war die Welt 1993 einfach noch nicht bereit für (ausgerechnet) Billy Idols digitale Pionierarbeit und verdient heute umso mehr Respekt für seine visionäre Kühnheit. Ein nicht perfektes (bei aller Experimentierfreude hat "Cyberpunk" auch seine (kleineren und vermutlich der Zeit geschuldeten) Schwächen), aber extrem faszinierendes Zeitdokument, das einen Künstler zeigt, der es bewundernswert verstand, seinen Sound radikal neu zu definieren.

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