Mit ihrem dritten und vorläufig letzten Album ""Club Mondo Bizarre" - For Members Only" haben Pungent Stench 1994 den Death Metal nicht nur durch den mittlerweile ausgedienten Fleischwolf gedreht, sondern gleich auf ein fleckiges Samtsofa drapiert, um ihn mit einer gehörigen Dosis sleaziger Dekadenz und morbider "Erotik" zu garnieren. Das dritte Studioalbum meiner damaligen Lieblings-Österreicher ist ein ebenso provokanter wie verstörender Ausflug in die Abgründe menschlicher Perversionen - ein ominöses Wechselspiel aus musikalischer Brutalität und groteskem Humor.
Grenzen des guten Geschmacks werden hier nicht nur übersprungen, sondern geradezu pulverisiert. Das Album macht es sich in seiner einzigartig eindeutigen Obszönität und musikalischen Asozialität auch heute noch auf einem Thron aus Lustfleisch und Perversion bequem. Als ein Strudel aus Ekel, Faszination und morbider Belustigung präsentiert sich ""Club Mondo Bizarre" - For Members Only" als eine infernalische Melange aus brachialem Death Metal und unverschämt groovigen Elementen.
Inmitten dieser äußerst erheiternden Kakophonie finden sich immer wieder Momente überraschender Musikalität - ein Beweis für die oft unterschätzte "Versiertheit" der Band. Die Songs s(ch)wingen zwischen schleppenden, leicht doomigen Passagen und explosiven Death Metal-Attacken bis hin zu Rock'n'Roll in seiner natürlichsten Form. Pungent Stench lassen den räudigen und chaotischen Death Metal ihrer (mit)prägenden Vergangenheit hinter sich und zeigen auf diesem schon fast geschmeidigen Album mit Abfahrten wie dem überdrehten und verstopfenden 'Klyster Boogie', dem berührenden 'I'm A Family Man' und vielleicht dem bestmöglichen Schwiegermutter-Sampler-Song aller Zeiten 'Fuck Bizarre' eine unerwartete Fähigkeit, technisch präzisen Krach mit einer lasziven Eingängigkeit zu verschmelzen.
Jedes Riff tropft förmlich vor Sleaze, das Schlagzeug marschiert mit stoischer Härte durch die Gangbang-Szenerie, während Chefassi Martin Schirenc mit seinem markanten, halb gutturalen, halb dreckig-knurrenden Gesang jedem Song eine zynische Note einprülpst. Das bizarre Konzept des Albums findet sich bereits im Titel - eine erlesene Sammlung von Präejakulat-Geschichten, die in einem dekadenten Club für die moralisch Verkommenen spielt und jede Weltliteratur in den Schatten öffentlicher Videokabinen stellt.
Die lyrischen Ergüsse leben im Abgrund des guten Geschmacks - mit einer Faszination für das Absurde, die von Erotik über Fetischismus bis hin zu grotesken Obsessionen reicht. Doch neben all der köstlich plakativen Perversion verbirgt sich auch eine Art satirischer Kommentar auf die Absurditäten der menschlichen Natur.
Ein "erschreckend" klar produziertes Album, das die tiefen Frequenzen betont, wodurch die wuchtigen Grooves besonders dröhnend aufstampfen - provokant, aber auch mit einer unbestreitbaren musikalischen Finesse versehen. Ein augenzwinkernder, köstlich grotesker Spiegel der menschlichen Abgründe und neben "Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung" eine leidenschaftliche Liebe meiner auslaufenden (hihi) und durch dieses Werk geschändeten Jugend.
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