Dienstag, 16. Januar 2018

Léon

Leon
Regie: Luc Besson, 1994

Léon gehört wohl zu den von mir am häufigsten gesehenen Filmen meiner Jugend, und gestern Abend hat mir die schwarze Steelbox aus dem verbogenen Regal zugezwinkert. Kurzerhand habe ich den Film mit Liebe in die Betamax-Maschine geschoben. Nun, der Film ist mittlerweile über zwanzig Jahre alt, Natalie Portman ist nicht nur zu einer wunderhübschen Frau herangewachsen, sondern gehört zu den besten weiblichen Schauspielerinnen der aktuellen Dekade, und über Oldman und Reno muss man wohl keine Worte mehr verlieren.

Über zwanzig Jahre – und der Film schwebt immer noch wie eine gewaltige Gewitterwolke über den ganzen Mickey-Maus-Bullshit, der danach aus diesem Genre kam. Luc Besson hatte vorher schon mit Subway, Le Grand Bleu und dem eiskalten und düsteren Nikita rohe Diamanten abgeliefert, aber was er 1994 mit Léon geschaffen hat, ist nichts weiter als ein herausragender und im Gedächtnis bleibender Klassiker der Neunziger.

Der schüchterne Reno verkörpert für mich den vielleicht großartigsten Killer der Kinogeschichte; sein Gegenüber (Oldman) ist sogar noch einen Tick großartiger, wenn er Pillen schluckt, Beethoven hört und beim Fluchen sein Kopf zu explodieren droht. Wie Oldman da in seiner Rolle aufgeht! Das allein ist schon übernatürlich gut inszeniert und gespielt, aber Besson erzählt zudem eine rührende und knallharte Geschichte – spannend, interessant und liebevoll ausgearbeitet.

Und dann wäre da noch die bezaubernde Natalie Portman – eine komplette Traumbesetzung, und die Leistung dieser drei Schauspieler ist einfach fantastisch. Es fällt mir wirklich kein einziger ähnlicher Film ein, der auch nur annähernd danach wieder so intensiv und spannend inszeniert wurde, in dem Story, Schauspiel und Bilder zu 100 % zusammenpassen. Leider muss man auch erkennen, dass wohl solche (gewagten und schonungslosen) Filme – man denke nur mal an die Hinrichtung der Familie inklusive Kind und die Beziehungsgeschichte um Reno und Portman – nie wieder gedreht werden.

Dass man sich Zeit nimmt, tolle Figuren präsentiert, spannend und intensiv erzählt, mutig ist, Bilder zeigt, die für die Ewigkeit bestimmt sind, wo Action noch wirklich Action ist, und man nicht ständig die gleichen austauschbaren und auf den Massengeschmack getrimmten Gesichter sieht, sondern kantige, raue, nicht unbedingt „hübsche“ (bis auf Portman) Charaktere, die aber im Kopf bleiben. Ein perfektes Märchen, von Besson unglaublich sicher und überragend inszeniert, und drei Schauspieler, die dafür sorgen, dass man diesen Film einfach nicht vergisst.

Ich vermisse solche Filme heutzutage wirklich sehr.

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