Sonntag, 28. Januar 2018

The Doors - Waiting For The Sun

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Sechs Alben mit Jim Morrison, sechs Alben, die fest im Rockolymp verankert sind. Doch während die Diskografie der Doors mit unsterblichen Meisterwerken wie „Strange Days“, „Morrison Hotel“ und dem epochalen Debüt glänzt, ist es besonders „Waiting For The Sun“, das mich am tiefsten beeindruckt hat. Dieses dritte Studioalbum markiert eine Phase, in der die Band ihren Sound verfeinerte und gleichzeitig die dunkle, poetische Seite von Morrison noch intensiver hervorhob.

Songperlen wie ‘Summer’s Almost Gone’, ‘Hello, I Love You’, ‘Spanish Caravan’ und mein persönlicher Doors-Liebling ‘Not to Touch the Earth’ sind zeitlose Zeugnisse ihrer Schaffenskraft. ‘Not to Touch the Earth’, ursprünglich ein Fragment des epischen, nie vollendeten Songs ‘Celebration of the Lizard’, verkörpert all das, was die Doors so einzigartig macht: die mystische und bedrohliche Aura, die durch Morrisons dunkle Lyrik und die fast schamanenartige Intonation verstärkt wird, und das unheilvolle Brodeln der Instrumentierung, die sich in diesem Track zu einem intensiven Höhepunkt aufbaut. Es ist kein Wunder, dass dieser Song für mich die Essenz der Doors verkörpert - eine Band, die sich gleichermaßen in den Abgründen des Bewusstseins und den Höhen des musikalischen Ausdrucks bewegte.

Das Gitarrenspiel von Robby Krieger ist unbestritten eine der ungewöhnlichsten Erscheinungen in der Rockgeschichte. Seine Fähigkeit, Blues-, Flamenco- und Rockelemente zu einer einzigartigen Klangsprache zu verschmelzen, verleiht den Songs der Doors eine unverwechselbare Tiefe. Zusammen mit Ray Manzareks unverkennbaren Orgelklängen, die den typischen Grundsound der Doors bestimmen, entsteht eine musikalische Alchemie, die bis heute unerreicht ist. Manzareks Keyboardspiel, das ebenso melodisch wie rhythmisch fungiert, bildet das Rückgrat der Band und fügt den Songs eine zusätzliche Ebene an Textur und Atmosphäre hinzu.

„Waiting For The Sun“ ist ein Album, das sowohl in seiner lyrischen als auch musikalischen Dimension herausragt. Morrison, der als Frontmann nicht nur für seine magnetische Bühnenpräsenz, sondern auch für seine poetische Tiefe bekannt war, zeigt hier seine Fähigkeit, intime Themen mit der Macht einer Mythologie zu verbinden. Es ist diese Verschmelzung von Persönlichem und Universellem, die das Album so besonders macht. Jedes Lied ist durchdrungen von einer melancholischen Sehnsucht und einer fast schon greifbaren Dringlichkeit, die den Hörer in eine andere Zeit und einen anderen Raum versetzt.

Neben den Beatles waren The Doors zweifellos die wichtigste und einflussreichste Musiktruppe der 60er Jahre. Doch während der Mythos um Jim Morrison oft die mediale Aufmerksamkeit fesselte, sollte man nicht den Hokuspokus um seine Person zum alleinigen Mittelpunkt der Band verklären. Die Doors waren eine perfekte Einheit, in der jedes Mitglied einen essenziellen Beitrag zum Gesamtbild leistete. Sie waren nicht nur eine Plattform für Morrisons Poesie, sondern ein vollendetes musikalisches Kollektiv, das neue Wege für die Rockmusik beschritt.

„Waiting For The Sun“ mag in der Wahrnehmung der Allgemeinheit oft im Schatten seiner Vorgänger und Nachfolger stehen, doch für mich ist es ein Meisterwerk, das die unerschöpfliche Kreativität und die visionäre Kraft dieser außergewöhnlichen Band in jedem Ton einfängt. Es ist ein Album, das nicht nur die Zeit überdauert, sondern auch immer wieder neue Facetten und Geheimnisse preisgibt - ein unverzichtbarer Teil des Erbes, das The Doors der Musikwelt hinterlassen haben.

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