David Simons aktuelle Miniserie für HBO ist ein Meisterstück – ein Kaleidoskop, das Rassismus, wirre Politik, Schicksale, soziale Randexistenzen und Scheuklappenpolitiker beleuchtet und dem Zuschauer schmerzhaft vor Augen führt, wie abscheulich Menschen sein können. Gleichzeitig zeigt die Serie aber auch, dass es Auswege gibt, Hoffnung besteht und der Mensch doch fähig ist, umzudenken.
In sechs Folgen begleitet man den Stadtrat Nick Wasicsko, der sich zum Bürgermeister hocharbeitet und daran zerbricht. Kern der Geschichte ist der geplante Bau von Sozialwohnungen in der unmittelbaren Umgebung der weißen Mittelschicht, wo ein Teil der Bevölkerung (Schwarze, Hispanics) mit geringem Einkommen aus den Brennpunkten "ausgesiedelt" werden soll.
Wasicsko steht kurz nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister so gut wie alleine da. Seine Stadträte sträuben sich gegen den geplanten Bau, der von einem Richter erzwungen wird. Sie machen es nicht nur Wasicsko schwer, ordentlich zu regieren, sondern stacheln gleichzeitig auch den tobenden Mob an – jener Mob, der scheinbar aus Städten wie Leipzig, Dresden oder Clausnitz für die Serie von HBO eingeflogen wurde. Das Ziel: sich bei den nächsten Wahlen besser zu positionieren. Besonders der schmierige Spallone (widerwärtig großartig gespielt von Alfred Molina) befeuert mit seinem Großmaul und seiner animalischen Verhaltensweise die Zündschnur der Demonstranten und besorgten (wie ich dieses Wort hasse!) (weißen) Bürger.
David Simon beweist hiermit erneut, dass er zu den grandiosesten Geschichtenerzählern der heutigen TV-Landschaft gehört. Ob nun Treme, The Wire oder Generation Kill – seine Serien bestechen durch kluge Konzepte, packende und aufrüttelnde Themen, authentische und zeitlich beeindruckende Aufarbeitungen sowie komplexe Geschichten. Mit Show Me a Hero hat er neben The Wire seinen zweiten TV-Meilenstein gesetzt. Simon fängt nicht nur eine hässliche Geschichte der USA aus den Achtzigern ein, sondern spiegelt uns Europäern auch eine erschreckend aktuelle Realität menschlichen Ekels wider.
Oscar Isaac beweist zudem in seiner Hauptrolle als Nick Wasicsko, dass er zu den derzeit besten und ganz großen Schauspielern der USA zählt. Wie schlimm ist es allerdings, dass ein solch grandioser Schauspieler demnächst in Produktionen wie X-Men und Star Wars sein Können verschwendet. Für mich ist er sozusagen die Wiederauferstehung des jungen Pacinos.
Auch der restliche Cast ist, wie gewohnt bei HBO, großartig besetzt (James Belushi!). Und als besonderes Bonbon wird jede Folge mit einem Springsteen-Song veredelt. Außerdem finde ich das Format der Miniserie richtig großartig, ebenso wie die Hosen (die gleichzeitig als BH dienen) und Schulterpolster der Frauen – eine Mode, die in den Achtzigern wohl das Maximum an Weiblichkeit herausgeholt hat.
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