Dienstag, 20. Oktober 2015

Negative Plane - Stained Glass Revelations

Negative-Plane-Stained-Glass-Revelations

„Stained Glass Revelations“ gehört für mich zu den besten Werken, die der Black Metal in den letzten Jahren hervorgebracht hat. In der klassischen Trio-Besetzung Bass, Gitarre und Schlagzeug haben NEGATIVE PLANE aus den USA mit ihrem zweiten Album einen einzigartigen und in meinen Ohren perfekten Spagat aus extrem kauziger 80er-Tradition und „modernem“ Black Metal-Charme kreiert – ein Werk, das leider kaum Beachtung fand und völlig unverständlich in einer überfluteten „Szene“ untergegangen ist.

Bereits am sehr eigenwilligen und speziellen Sound merkt man, dass „Stained Glass Revelations“ so gar nichts mit der aktuellen Black Metal-„Mode“ zu tun hat. Verwurzelt in den Tiefen der Achtziger, rumpelt das Schlagzeug (das auch haargenau so klingt) wunderbar authentisch und abwechslungsreich als der treibende Motor durch den Sound. Es orientiert sich eher am Stil eines Clive Burr oder Randy Foxe und mischt dies mit vereinzelten, naturbelassenen Blastbeats. Klangtechnisch ist allein das Schlagzeug schon hervorragend abgemischt und genau an der richtigen Stelle im Sound platziert.

Ein weiteres Soundhighlight ist die Gitarre, die – wie in der Zeit gefangen – mit ihrem Sound eine gewisse 80er-Ästhetik verströmt. Die Riffs sind einfach und prägnant (auf technisches Gewichse wird komplett verzichtet), teilweise unsauber und kratzig, dafür aber unverschämt mitreißend und angenehm aufdringlich. Oft werden sie mit ruhigen Momenten und viel Hall atmosphärisch zum Verlieben inszeniert.

Überhaupt klingt der Gesamtsound wie live in einer Kathedrale eingespielt – ausgestattet mit viel Hall, atmosphärischen Effekten und liebevollen Details. Und das Wichtigste an dem ganzen Album ist, dass NEGATIVE PLANE in der Lage sind, großartige Songs zu schreiben. Songs zwischen 7 und 11 Minuten, ausladende Epik in Schwarz, quietschende Gitarrentöne, hirnzersetzende Berserker-Riffs, okkulte Massenmelodien aus dem Sexkerker, stürmische Opfer-Chöre, peitschendes Donnergrollen der Befruchtung, eisiges Beckenzischen, Hi-Hat-Massaker und wildes Gebrüll im Lustrausch – der Wahnsinn und die Hingabe sind in jedem Song zu spüren.

„Stained Glass Revelations“ ist nach wie vor eines der wenigen herausragenden Black Metal-Alben der letzten Zeit, das nicht nur eine eigene Note besitzt und eine nicht zu fassende Produktion vorweist, sondern vor Charme zu explodieren droht. Für mich ist es sogar das stimmigste, atmosphärischste, coolste (!), authentischste, betörendste und klanglich faszinierendste Black Metal-Album seit „Rain Upon the Impure“.

Kurz gesagt: Die Musik klingt genau so, wie es das Coverartwork abbildet.

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