Blog heiraten

Sonntag, 15. Juli 2012

Blut Aus Nord - The Work Which Transforms God

Blut-Aus-Nord-The-Work-Which-Transforms-God
Opulente Klanglandschaften oder tiefschwarze Alptraumwelten?
Betrachtet man das Debüt der französischen Avantgarde-Black Metal Institution BLUT AUS NORD, handelt es sich bei diesem Album um eines der „schönsten“ und faszinierendsten Kunstwerke der Black Metal Geschichte.
“Ultima Thulée“, so der Titel des 1995er Debüts, glänzte mit ausufernden Kompositionen, träumerischen Synthies und strahlte eine einzigartige Atmosphäre aus, die leichte Parallelen zu BURZUM aufwiesen.
Bis heute halte ich “Ultima Thulée“ für eines der intensivsten, schönsten und besten Werke der 2. Black Metal-Welle. Teilweise ist dieses Werk noch aufregender und tiefgehender als viele Klassiker aus Norwegen.
Zeitlos ist dieses Werk allemal und es ist heute immer noch so einzigartig wie vor über 15 Jahren.
Mit dem 2. Album “Memoria Vetusta I: Fathers of the Icy Age“ aus dem Jahr 1996 wurde die Musik zugänglicher, leichter, weniger kalt und melodischer. Aus heutiger Sicht ist mir das Album etwas zu süß, auch wenn das Werk unbestritten tolle Momente hat.
Nach 5 Jahren überraschten BLUT AUS NORD 2001 mit ihrem dritten Werk “The Mystical Beast of Rebellion“ und lösten sich komplett vom Stil der ersten beiden Alben.
Kaum Melodien, reduzierte Kargheit, mehr Raserei, totale Kälte, absolute Finsternis und ein komplett neuer Sound.
„The Mystical Beast of Rebellion” ist praktisch der Beginn der neuen Ausrichtung der Band.
Mit dem 2003 erschienen “The Work Which Transforms God“ sprengten dann die Franzosen endgültig die Grenzen innerhalb der Szene.
Mit dem Intro „End“ stellen sich bereits die Nackenhaare auf, bevor man mit „The Choir of the Dead“ komplett von der Außenwelt getrennt wird.
Ich weiß noch, wie ich damals beim ersten Hören zusammengezuckt bin, als der kalte, beißende Sturm von „The Choir of the Dead“ auf meine Nervenzellen traf.
Markerschütternde dissonante Rifffolgen, ein abgrundtief hässlich programmierter Drumcomputer, finsterste Laute von Vindsval, ein karger Sound und psychopatische Rhythmen.
Als hätten David Lynch und Ingmar Bergman zusammen ein Black Metal-Projekt erschaffen.
Vom ursprünglichen Black Metal und herkömmlichen Musikstrukturen ist auf “The Work Which Transforms God“ kaum bis überhaupt nichts übrig geblieben.
Von der ersten Sekunde an wird man in einen endlosen Strudel aus purer Finsternis und Angst hineingezogen.
Das ganze Album ist ein einziger Horror- und Psychotrip, vertonte Alpträume, Ängste, Qualen und Dunkelheit. Der gesamte Sound ist extrem klinisch, technoid, abweisend, eiskalt und elektrisierend aber auch beängstigend und total weltfremd.
Alleine der Drumcomputer ist so verstörend und abweisend programmiert, dass man glaubt die Rhythmen stammen direkt von einer fremden Existenz.
Die Gitarrenriffs treffen genau auf die empfindlichsten Nervenenden, verursachen Schmerzen, tranceartige Zustände, Beklemmen, ja sogar so etwas wie Klaustrophobie. Tief schwarze Ambientcollagen verdunkeln das ohnehin schon karge und lebensfeindliche Klangbild noch mehr und agieren genauso unwirklich wie die Gitarrenriffs und über Allem thronen die geisterhaften Laute von Vindsval.
Kein Album aus der Black Metal Szene hat meine Hörgewohnheiten nachträglich so dermaßen verändert, neu definiert und komplett aus dem System gerissen wie “The Work Which Transforms God“!
Über 50 Minuten gibt es nichts weiter als pure Dunkelheit, Angst und vertonte Alptraumwelten - kurz gesagt, “The Work Which Transforms God“ bietet nichts weiter als eine musikalische Grenzerfahrung in die tiefste Dunkelheit und gehört für mich zu den besten vertonten Psychotrips die ich bis heute kenne!
Da ist es fast schon unwichtig zu erwähnen, dass BLUT AUS NORD mit der abschließenden instrumentalen Moloch-Monotonie „Procession of the Dead Clowns“ das wohl bewegendste und befreiendste Stück Dunkler Musikkunst erschaffen haben!
Ob das hier alles noch Black Metal ist?
Nach meiner Definition ist “The Work Which Transforms God“ das B L A C K Metal Werk schlechthin, denn ich kenne kein einziges Album aus diesem Genre, welches auch nur ansatzweise diese völlige Schwärze und Dunkelheit so exhibitionistisch offenbart.