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Samstag, 28. August 2021

Mystifier - Göetia

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Die Brasilianer MYSTIFIER haben mit ihren ersten beiden Alben “Wicca” (1992) und “Göetia“ wahre Klassiker des Black Metal erschaffen. Besonders das zweite Meisterwerk “Göetia“ ist bis heute in seiner morbiden und finsteren Atmosphäre ein kaum erreichtes Machwerk in der Black Metal Szene. Black Metal klingt bei MYSTIFIER natürlich etwas eingeengt, denn die Musik klingt völlig einzigartig. Völlig unbeeindruckt von der skandinavischen Szene, zelebrieren MYSTIFIER ihren völlig „exotischen“ Sound, der sich eher am Death Metal orientiert.
Herausgekommen ist ein fiebriges Gemisch aus Death Metal, Doom und Black Metal, abwechslungsreich und gnadenlos überzeugend dargeboten.
Die sakrale Atmosphäre und die einzigartige, herausstechende Stimme von Asmodeus tragen das Album von der ersten bis zur letzten Minute.
Blastbeats und sägende Gitarren findet man im Sound von MYSTIFIER nur sehr selten, man bewegt sich zum großen Teil im Midtempo bis hin zum finsteren Doom.
Die fantastischen Riffs und die okkulten Keyboardeinschübe sind ebenfalls auf ihre Art völlig anders - MYSTIFIER erschaffen mit ihren Sound eine völlig eigene Spielart des Black Metal.
Ohne wildes Gekeife, Schrammelorgien und Drumgepolter, schaffen es MYSTIFIER dunkler, bedrohlicher und überzeugender zu klingen als 80% der skandinavischen Helden.
Das nachfolgende dritte Album “The World Is So Good That Who Made It Doesn't Live Here”, welches 1996 erschien, überraschte mit gewöhnungsbedürftigen Vocals, mehr Melodien und ein etwas gezügeltem Songwriting.
Musikalisch ist es mit Sicherheit das ausgefeilteste und interessanteste Werk der Brasilianer, an die morbide Stimmung der ersten beiden Alben konnte “The World Is So Good That Who Made It Doesn't Live Here” aber nicht mehr anknüpfen.
Für mich bleibt “Göetia“ nach wie vor eines der beeindruckendsten Werke der Black Metal Szene, inhaltlich, musikalisch wie auch atmosphärisch gehört dieses Werk zu den intensivsten Abfahrten in die Unterwelt.
Welchen Einfluss MYSTIFIER mit ihren ersten beiden Alben auch heute noch ausüben, lässt sich an vielen aktuellen Bands aus dem Underground erkennen.

Freitag, 27. August 2021

Decade of Obsession 2010 - 2019 (2014)

2014

Electric-Six-Human-Zoo

# 10 Electric Six - Human Zoo

Das bereits zehnte Album von Electric Six bietet nicht nur wieder jede Menge Hits, diesmal wurde auch wieder mehr experimentiert. Der direkte dick produzierte Rock von “Zodiac“ wurde etwas zurückgefahren, dafür gibt es wieder vereinzelt elektronische Spielerein und leichte Anleihen aus dem Funk. Die Songs wirken oberflächlich etwas zurückhaltender, entfalten sich aber bei mehrmaligem Hören zu großartigen Rocknummern. Bomben wie das verträumte ‘Satanic Wheels‘, die Elektro-Funk-Tanzübung ‘The Afterlife‘, der trockene Rocker ‘Worst Movie Ever‘ oder das übertriebene „epische“ ‘I’ve Seen Rio in Flames‘ sind wieder typische Electric Six-Nummern, wie sie nur diese Band schreiben kann. Ein solides Rockalbum, was zwar nicht ganz an die früheren Werke heranreicht und auch ein paar Füllnummern bereithält aber besonders wegen den tollen Texten wieder zu begeistern weiß und die etwas ziellose und zerfahrene “Esoteric Warfare“ von Mayhem abhängt.

Darkspace-III-I

# 09 Darkspace - III I

Darkspace gehen ja nicht gerade zimperlich mit ihrem eigenwilligen Sound um, die Musik erinnert dabei eher an eine unidentifizierte Schwarzmasse und kennt weder konventionelles Songwriting noch greifbare Harmonien. “III“ von 2008 gehört nach wie vor zu den besten Vertonungen der unendlichen Weltraumtiefen und bekommt mit “III I“ einen etwas „zugänglicheren“ Bruder an die Seite gestellt.
Das Album ist ein brutal drückendes Sternenkommando, welches mit seinem irrationalen Drumcomputer, dem im Hintergrund als fiese Monsterfratze agierenden fiesen Gekreische und den verwaschenen Riffs massiv die letzten Hirnaktivitäten stranguliert.
Dieser über alles abherrschende um den Verstand bringende Sequenzer-Block in 'Dark 4.19', der mit einer Strahlenkanone erzeugt wird, ist einfach nicht zum Aushalten. Wie kommt man nur auf solche außergewöhnlichen Töne? Das ist schon fast keine Musik mehr - das ist eine bewusstseinserweiternde Astralwanderung auf einem verlassenen Horrorkreuzer im Maßstab 1000000:1. Das Album ist ein einziger Sog, nicht ganz so drückend wie der Vorgänger aber immer noch eine erschreckend dichte klangliche Masse, die diesmal sogar schon fast zu gut produziert wurde und wieder massenweise SOUND auffährt.

Aphex-Twin-Syro

# 08 Aphex Twin - Syro

Nach 13 Jahren veröffentlichte Richard David James sein sechstes Album und meine Erwartungen wahren ziemlich hoch. Herausgekommen ist ein relativ leichtes Werk, kaum verstörend, ziemlich harmonisch und leicht poppig. Die Hektik der Vorgängeralben ist auf “Syro“ kaum vorhanden, James verliert sich schon fast in Easy Listening doch die typische Aphex Twin-Zerfahrenheit steckt auch hier in fast jedem Song, wenn auch nur auf eine untypische sanfte Art. Dennoch sind die Loops, Breaks, Beats, Sequenzen, Rhythmen und Melodien wieder penibel ausgearbeitet, kratzen aber leider nur an der Oberfläche, was Aphex Twin ausmacht. Dabei hat das Album so viele schöne Melodien zu bieten, glänzt mit einem warmen Sound und ist durchgehend spannend. Ein tolles Werk, welches sicherlich zu den elektronischen Highlights in diesem Jahrzehnt zählt, mich aber leider nie wirklich ausnahmslos begeistern konnte.

Einstürzende-Neubauten-Lament

# 07 Einstürzende Neubauten - Lament

Kein musikalisches Album, dafür ein spannendes und interessantes Werk über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Es gibt sehr wenige eigentliche Songs, viele gesprochene Worte und eine extrem bedrückende und beklemmende Stimmung. Ein Kunstwerk, welches auch so verstanden werden möchte und aufzeigt, dass die Neubauten nach wie vor zu den künstlerisch wertvollsten deutschen Bands gehören. Mehr möchte ich zu diesem Moloch auch nicht schreiben.

Mastodon-Once-More-'Round-The-Sun

# 06 Mastodon - Once More 'Round The Sun

Was wurde überall über dieses Album gemeckert und gleichzeitig Lobeshymnen darauf gesungen. Ausverkauf, Massentauglichkeit, Mainstreamankunft und Stadion-Rock Refrains schrie man der Band entgegen. Ja, Mastodon haben einige Zauberhits auf dem Album, die Songs sind eingängiger und die Melodien großartig(er). Neben den tollen unterschiedlichen Gesangseinlagen und die Oberschicht-Produktion, sind aber nach wie vor die typischen Mastodon-Trademarks wie das knallige Drumming und die herrschenden Riffs vorhanden, nur alles in einer gemäßigten und weiterentwickelten Form. Viel zu viel abgestandene Scheuklappen-Fan-Luft um ein formidables Album einer der interessantesten und innovativsten Bands der ("neuen") Heavy Metal Musik.

Prong-Ruining-Lives

# 05 Prong - Ruining Lives

Heavy, modern, stimmig, groovy, ein unendlicher Fluss an Melodien, Tanzbein-Harmonien und die irren Tafelwerk-Gitarrenriffs von Tommy Victor. Eigentlich ist das ganze Werk ein komplettes Hitalbum und eine moderne Produktion hat genau so zu klingen. Ein brodelnder 5 Sterne Eintopf aus Knallersongs und für mich ganz eindeutig eines der besten Alben aus dem Heavy-Bereich 2014.

The-Great-Old-Ones-Tekeli-Li

# 04 The Great Old Ones - Tekeli-Li

Eine kleine Überraschung lieferten die Franzosen mit ihrem zweiten Werk, was ich nach dem unscheinbaren Vorgänger so nicht erwartet hätte. Die (langweilige) Post-Black Metal Ausrichtung des Vorgängers wurde hier mit einer gewaltigen Portion Brachialität aufgehübscht, die Songs sind griffiger, die Gitarren schroffer und die Kompositionen leben von den dezenten Dissonanten. Teilweise erinnert das Album sogar stark an das legendäre “Dead as Dreams“ von Weakling aus dem Jahr 2000, kommt dabei aber geordneter und einfacher komponiert schneller auf den Punkt. Die Franzosen erzeugen nebenbei eine wunderbare Atmosphäre, lassen genügend Raum für die Breitwandgitarren, verknüpfen Post-Black Metal Vibes mit rasendem Schlagzeug und frostigen Riffs und verlieren sich auch mal gerne in komplexeren Songstrukturen. Das Gesamtergebnis klingt höllisch intensiv, besticht mit einer ausgewogenen Produktion und bietet einiges zu entdecken in den überlangen Songs. Moderner Black Metal mit Köpfchen und (leider) auch besser als alles, was die beiden französischen Kreativwunder Blut Aus Nord und Deathspell Omega nach “777 - Cosmosophy“ bzw. “Paracletus“ abgeliefert haben.

The-War-On-Drugs-Lost-in-the-Dream

# 03 The War On Drugs - Lost in the Dream

Es gibt Alben, die sind so gut, dass sie bereits nach dem ersten Ton sofort als Meisterwerk identifiziert werden und keine großen Worte benötigen. Adam Granduciel geht auf “Lost in the Dream“ noch zwei Schritte weiter als auf dem bereits hervorragenden Vorgänger und vereint die großartigsten Momente von Springsteen, Dylan und den Dire Straits hier so perfekt zu einem eigenen Sound, dass man einfach nur noch staunend von den Songs überwältigt wird. Alles an dem Werk ist stimmig, perfekt ausgearbeitet und fantastisch in Szene gesetzt. Die grandiose atmosphärische Gitarrenarbeit, das bodenständige Drumming, die sagenhaften Melodien und Refrains, die kompositorische meisterhafte Reife, die verträumte Stimmung und das abwechslungsreiche Songwriting sind es, was “Lost in the Dream“ schlussendlich zu einem der besten Rockalben dieser Dekade erleuchten lässt.

Dead-Congregation-Promulgation-Of-The-Fall

# 02 Dead Congregation - Promulgation Of The Fall

"Promulgation Of The Fall" ist für mich nicht nur einfach das beste Death Metal Album des Jahrzehnts, sondern auch der lang ersehnte Thronfolger zu "Gateways to Annihilation" und mein persönliches Heavy Metal Werk des Jahres 2014. Leider hat dieses Monster viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Fehlt der Plastik bei der Produktion? Die heimlich eingeschmuggelten Trinkhörner beim Outfit? Klingt das Schlagzeug vielleicht zu unnatürlich natürlich? Liegt es an dem lächerlichen Herkunftsland der Band? Ist der Sound nicht übersteuert genug? Sind es die muffigen und höllischen Gitarrenriffs, die auf Bodybuilder 'n' Goldkettchen 'n' Penisbegradigung-Zirkustheater verzichten?
“Promulgation Of The Fall" hat ALLES, was ich noch am Death Metal mag. Wie ich fast erstarrt bin, als mich die ersten Snare- (wie großartig dieses Herzstück dieser Musik hier auf dem Album klingt!) und Bassdrumanschläge in 'Only Ashes Remain' getroffen haben. Als wenn der Drummer seine sämtlichen Schlagzeugkomponenten nach mir wirft und die beiden Fußmaschinen der Bassdrum direkt am Skrotum montiert sind. Wenn dieses menschliche Drummonster komplett ausflippt, bricht da förmlich ein barbarischer Sturm aus. Was für eine teerschwarze Wand an Druck, Höllenenergie und Zerstörung. In dem Song 'Nigredo' herrscht in den ersten Sekunden eine schier unglaubliche Panzerschlacht auf Speed. Gewaltige Drumfontänen treiben ätzende Todesriffs bis an die Spitze der Bösartigkeit.
Das gnadenlose 'Serpentskin', das Säure verspritzende 'Immaculate Poison' oder 'Schisma', der für mich mächtigste und erdrückendste Gewaltakt auf diesem Werk mit seinem Verstand auslöschenden Mittelteil, sind Todesschwadronen, die in der Lage sind, Leben zu eliminieren.
Dead Congregation haben für mich mit dieser todesmetallischen Dämonenbrutstätte das gewaltigste Extremwerk in diesem Jahrzehnt veröffentlicht, das den Beweis liefert, dass eine lebendige, spürbare und am eigenen Leib vollführte Exekution nichts weiter benötigt, als erschlagende Songs, unkontrollierte Gewalt, eine natürliche Produktion und eine unverfälschte eingefangene und schlicht unmenschliche Energie.

Swans-To-Be-Kind

# 01 Swans - To Be Kind

Wie beschreibt man ein Album, welches so massiv, gewalt(ät)ig, laut, intensiv, verstörend, explosiv, erniedrigend und in jeder Sekunde unmenschlich perfekt ist, dass es für mich persönlich Grenzen überschritten hat und als das Album gilt, welches ich für das einzig wichtige und wertvollste Album dieser Dekade ansehe und zugleich die größte Evolution der Rockmusik der letzten 20 Jahre darstellt? Michael Gira hat hier 121 Minuten lang die pure Hölle vertont. Der Mann ist mittlerweile über 60 Jahre und offenbart der Menschheit seit über 30 Jahren die vielleicht verstörendste, abgrundtiefste, schmerzerzeugendste, gewaltigste und von Ängsten zerfressene Musik, die jemals erschaffen wurde. “To Be Kind“ ist ein Monster, ein von Michael Gira persönlich gezüchtetes Monster an brachialen Dissonanten, meditativen Wiederholungen in quälend endlosen Minuten, durchbohrenden Eskapaden an erschlagendem Lärm und Chaos, aufgewühltem Gitarren-Psychoterror, nervenzerfetzender Schlagzeugpräsenz, in der jeder Takt bis zum Erbrechen punktgenau Schmerzen bereitet jenseits der Vorstellungskraft - gleichzeitig ist das Album aber auch von einer unglaublichen „Schönheit“ gezeichnet, eröffnet dem Hörer Melodien und Harmonien, die so abtrünnig sind und erhaben düster, dass man erst nach mehrmaliger Qual diese in dem Chaos und der Lautstärke entdeckt. Vielleicht ist das auch die besondere einzigartige Größe dieses Kunstwerks. Gira schafft auf “To Be Kind“ eine unglaublich stimmige Kombination aus lebensfeindlichem Krachchaos und denkwürdigen Melodien, die in dieser Perfektion so auf keinem zweiten Album in der Rockmusik zu finden ist. Das ist zwar nicht unbedingt etwas Neues im Sound der Swans, waren die bisherigen Alben ab “Children of God“ (1987) immer schon mit dieser Besonderheit ausgestattet (mal mehr, mal weniger), schafft es Gira allerdings auf seinem großen Monument dies auf eine Art zu perfektionieren, dass es keinen Sound gibt, der vergleichbar ist. Swans kreieren nicht einfach nur schwere, komplexe, zum größten Teil abschreckende und schwer verdauliche Musik, die für viele Menschen vermutlich schon gar nicht mehr als Musik wahrgenommen wird, sondern schicken den Hörer auf eine (körperliche) Reise, wenn man sich in der Welt von Michael Gira verliert und sich auf all die Pein und Schmerzen einlässt. “To Be Kind“ ist viel mehr als nur Musik, es ist eine Erfahrung, eine eigene Welt, eine schwierige Aufgabe, gnadenlos fordernd, man wir nicht an die Hand genommen, der Künstler und die Kunst verwehrt jeden sofortigen Zugang und es ist grausam, sehr grausam. Hässlichkeit und Abneigung regiert vordergründig auf dem Album. Und als ob die schier unglaublich intensive Manie der Musik auf dem Werk nicht alleine schon ausreichen würde, ergreift Gira höchstpersönlich das Höllenzepter und öffnet mit seinem wahnsinnigen Gesang, der vor wirklich nichts auf dem Album zurückschreckt, den Abgrund für den Hörer. Seine manischen Schreie, entgegengeschleuderten und wiederholenden Wortfetzen und die gewohnt abgründigen Texte sind bewusst roh und verletzend gehalten. Aber zwischen all den kaputten und selbstzerstörerischen Kakophonien wird man von ruhigen und überwältigenden Melodien aufgefangen, bevor man dann doch wieder das Messer in den Rücken gerammt bekommt.
"To Be Kind" ist nicht einfach ein weiteres berauschendes und brutales Stück Seelenmord von den Swans - "To Be Kind" war und ist für mich nahezu ein völlig neues Hörerlebnis, ein Werk von unfassbarer Brillanz, getragen von einer perfekten musikalischen Leistung aller Musiker und ein vernichtender und auslöschender Anschlag auf die Menschlichkeit und eine emotionale Trockenlegung.