Blog heiraten

Samstag, 9. März 2019

Idioterne

Regie: Lars vom Trier, 1998

Lars von Trier, was bist du nur für ein krankes Stück Mensch?
Eine Gruppe von Frauen und Männern leben zusammen in einem leeren Haus, sozusagen als Kommune. Draußen, auf der Straße, in öffentlichen Einrichtungen, "verwandeln" sie sich bis auf 1-2 Personen in geistig wie auch körperlich behinderte Menschen. Dabei ist an jedem Tag immer eine andere Personen aus der Gruppe für die Rolle des Betreuers zuständig, damit jeder mal Spass haben darf. "Getarnt" in diesem "Zustand", testen sie die Grenzen und die Reaktionen der "normalen" Menschen aus und versuchen dabei immer zu entlarven. Manche Situationen sind herrlich lustig (auf eine ganz unangenehme Weise), andere hingegen sind sehr gut eingefangen und teilweise auch hart an der Grenze.
Lars von Trier scheut dabei vor nichts zurück. Es gibt ausladende Nacktszenen von Mumus und Pillemännern inkl. einer echten Pinkelszene im Männerklo und 'ne halbe Erektion in der Damendusche. Die Kamera hält drauf, wo es nur geht. Die "Krönung" ist dann die "hingeklatschte" Rudelbumsen-Szene, die nichts weiter zeigt, als unzensierten Sex. Für damalige Verhältnisse (1998), war das durchaus mutig. Zum Schluss driftet der Film zwar zu sehr in zwischenmenschlichen Murks ab und ist nach hinten raus etwas zäh, konnte mich aber über die ganze Spielzeit, ähm, unterhalten. Wer nun die wirklichen Idioten waren oder sind, die "normalen" (Spieß)Bürger oder die gespielten Behinderten, muss dann jeder für sich entscheiden. Ob man sich überhaupt diesen Film ansehen möchte, ist auch eine wichtige Frage.
Für definitiv 90% der Normalsterblichen sicherlich nicht zumutbar und auch überhaupt nicht empfehlenswert. Ich jedoch fresse Lars aus der Hand und bin froh, dass es solche Regisseure überhaupt gibt. Filmtechnisch läuft alles im Rahmen der dänischen Dogma-Reihe (Dogma 95) ab, sprich Handkamera und keine künstlichen Hilfsmittel wie Beleuchtung, Nachvertonung etc.. Wer allerdings von "Festen" begeistert war, sollte mal ein Auge riskieren, auch wenn beide Filme inhaltlich meilenweit auseinanderliegen.

Samstag, 2. März 2019

Krótki film o zabijaniu

Regie: Krzysztof Kieślowski, 1988

Ein polnischer Film mit dem deutschen Titel "Ein kurzer Film über das Töten" von Krzysztof Kieślowski, mit dem ich mich wohl demnächst intensiver beschäftigen werde.
In modrigen-grünen Bildern beobachtet man drei< Personen im schaurig-tristen Warschau von 1988 mit seinen Plattenbauten und schlammigen Straßen. Einen Rechtsanwalt, einen ziellosen jungen Mann und einen eher übellaunigen Taxifahrer.
Kern des Films ist ein Mord, der extrem realistisch in Szene gesetzt wurde und die folgende Todesstrafe für den Täter, die damals noch in Polen praktiziert wurde. Der Mord wird allerdings nicht im blutigen Overstyle dargestellt, sondern in langen, qualvollen Bildern. Abgelegen, trist, hilflos und kalt. Ging mir zumindest sehr an die Nieren, auch wenn ich von der schnörkellosen Schonungslosigkeit begeistert bin.
Eigentlich passiert in dem Film über fast die gesamte (nicht gerade lange) Laufzeit nicht viel, wobei aber gerade diese tristen Bilder von Warschau eine intensive Anziehungskraft in mir ausüben. Optisch kein einfacher Film, der mit konventionellen Sehgewohnheiten nichts gemeinsam hat.
Die eigentlich thematisierte Todesstrafe zum Ende des Films, ist zwar eher kurz dargestellt, dafür aber umso glaubwürdiger und aufrüttelnder als in dem z.B. eher lauen “Dead Man Walking“.
Hier ist man mittendrin, in der emotionslosen Ausführung der Hinrichtung - auch wenn diese unspektakulär dargestellt wird und somit noch unangenehmer ist als der ohnehin schon schonungslose Mord.
Wohl oder übel werde ich mir ein paar andere Filme von Kieślowski besorgen, der unter Filmkennern ja hochgeschätzt wird. Ich stehe einfach viel zu sehr auf diesen Stil, europäisches Kino, kleinere Filme mit großer Wirkung und Kamerabilder mit Ecken und Kanten.