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Donnerstag, 24. März 2016

Def Leppard - Pyromania

Def Leppard - Pyromania
Def Leppard - Pyromania (CD, Phonogram Ltd., 1983)
Nach den beiden schon fantastischen Vorgängern, auf denen man das Talent der Musiker förmlich um die Ohren geschlagen bekommen hat, erschufen Def Leppard mit "Pyromania" das für mich bis heute größte Pop-Rock Album. Die so typische Mutt Lange-Produktion formte "Pyromania" zu DER Stilikone des klassischen und weltweit bekannten Pop-Rock-Sounds der Achtziger. Aber was nützt eine Milliardenproduktion, wenn die Songs nicht funktionieren, denn genau das unterscheidet "Pyromania" von ähnlichen Produktionen - hier wurden die perfekten Pop-Rock-Songs komponiert, die man für Geld kaufen kann. 'Too Late for Love', 'Rock! Rock! (Till You Drop)', 'Rock of Ages', 'Billy's Got a Gun', 'Foolin' oder die Meganummer, die selbst ein Dieter Bohlen nie zustande bekommen hat, 'Photograph' sind bis heute einzigartig geblieben.
Auf dem gesamten Album wurden Hooklines, Refrains und Melodien verarbeitet, dass man damit eigentlich hätte den Welthunger stoppen können. Leider wurde die Band danach nie wieder so gut, dafür aber umso erfolgreicher und viele weitere Kinder wurden im Alkoholrausch gezeugt.

Dienstag, 22. März 2016

The Warriors


Regie: Walter Hill, 1979

Kennt jeder, oder sollte zumindest jeder anständige Mensch kennen! Der Klassiker von Walter Hill aus dem Jahr 1979, gehört auch heute noch zur Reihe "cooler Jugendfilm" und hat schon seit längerer Zeit einen festen Platz in meiner Lieblings-VHS-Kiste.
Um was geht's?
Gangs, die in New York City (noch) friedlich untereinander durch die Straßen ziehen, bis es zu einem übertriebenen großen Treffen aller Gangs kommt, wo der selbsternannte Allvater Cyrus alle Gangs dazu aufruft, sich zu vereinigen um die Großherrschaft in der Stadt zu übernehmen.
Das alleine klingt schon wie ein schlechter C-Film aus dem Hause Troma. Doch wie schon in den ersten Minuten die unterschiedlichen Gangs und Mitglieder vorgestellt werden, ist aus meiner Sicht einfach schlicht überragend und in den Film hineinziehend.
Während dem Treffen und der wieder einmal übertriebenen heroischen Ansprache durch Cyrus, wird ein tödliches Attentat auf Cyrus verrichtet, welches durch ein Mitglied der Warriors beobachtet wird. Das Treffen platzt hektisch und panisch auseinander und der Anführer der Warriors wird erschossen, weil die Gang für den Mord an Cyrus beschuldigt wird. Ab dann verwandelt sich der Film zu einer grandiosen gefilmten Odyssee durch das nächtliche New York City und das alles in einem unglaublich stimmigen eingefangenen Abbild dieser Zeit.
Die restlichen Mitglieder der Warriors müssen sich bis zu ihrer "Heimat" Coney Island durch die Straßen, U-Bahnstationen, Parks und sonstige Seiten- und Hintergassen durchschlagen, dabei werden sie natürlich von den anderen Gangs ständig verfolgt und angegriffen, darunter sogar eine "coole" Frauengang. Und wenn das nicht schon alles ausweglos erscheint, wird im Radio auf einem Piratensender auch noch Hetzjagd durch eine weibliche Moderatorin betrieben.
Das mag jetzt alles albern und übertrieben klingen - das ist es natürlich auch. Aber, und deswegen liebe ich den Film so, er ist in seiner Einfachheit ein mitreißender guter Film mit fantastischen ausgedachten Gangs, die sich alle optisch unterscheiden, der mehr Wert auf ästhetische Bildsprache und die Eindrücke von New York City aus dieser Zeit legt und - und das ist für mich neben den Bildern die größte Stärke - schlicht mit einem der grandiosesten Soundtracks der Filmgeschichte aufwartet.
"The Warriors" ist so ein Stück Film, was es heutzutage einfach nicht mehr gibt, ein einfaches aber wertvolles Dokument einer vergessenen Zeit und in meinen Augen neben "Rumble Fish", "The Wanderers", "Rebel Without a Cause" und "The Outsiders" der atmosphärischste Gang-Filmklassiker schlechthin.

Montag, 21. März 2016

PJ Harvey - White Chalk

PJ Harvey - White Chalk
PJ Harvey - White Chalk (CD, Universal Island Records Ltd., 2007)
Müsste ich mich für ein Album dieser großartigen Frau entscheiden, würde meine Wahl wohl eindeutig auf "White Chalk" fallen. Selten hat mich Musik so schnell und ohne Inkubationszeit gefangen genommen.
Mein persönliches Einstiegsalbum und gleichzeitig ein extrem intimer und persönlicher, zerbrechlicher und klagender düsterer Seelenstriptease von der Todesmaid Polly Jean. Da auf "White Chalk" keine E-Gitarren enthalten sind und die Musik zum größten Teil komplett auf akustischen Musikwerkzeugen eingespielt wurde, untermalt von einem simplen Piano und Harveys extrem hoher Stimme - leidend, schreiend, klagend, wütend, traurig, schmerzlich und zurückhaltend schön - klingt das Album wie ein vertonter Trauerzug, der Soundtrack auf dem Sterbebett.
Dabei sind es solche berührende Momente wie das bittersüße 'Silence', das hoffnungslose 'Dear Darkness', der verträumte Titelsong oder das elegische 'The Mountain', welche einen extrem bedrückenden Zauber heraufbeschwören. Vielleicht sogar DAS Album, welches am deutlichsten das Jahrhunderttalent dieser Musikerin aufzeigt. Göttingegebenes 10-Punkte-Meisterwerk für die Insel und nichts weiter als eines der 10 besten Musikalben der 00er Jahre!

Mittwoch, 16. März 2016

Air - Moon Safari

Air - Moon Safari
Das französische Kreativduo um Jean-Benoît Dunckel und Nicolas Godin hat mit dem Erstschlag "Moon Safari" eines der 10 denkwürdigsten Popalben bis zur heutigen Zeit erschaffen. Neben den beiden Welthits 'Sexy Boy' und das einfach wunderbare und unglaublich tolle 'Kelly Watch the Stars' sind es eigentlich die Mini-Sinfonien wie 'La femme d'argent', die von der großartigen Beth Hirsch gesungenen 'All I Need' und 'You Make It Easy' oder 'New Star in the Sky', die dieses Werk über die durchschnittliche Popmusik weit hinaustragen. Die schwermütige Atmosphäre und der schwüle Sound trägt die Perfektion, mit der die beiden Künstler ganze Klanggemälde zeichnen. Ein fantasievoller musikalischer Sommernachtstraum, der bis heute nichts an seiner Faszination verloren hat.

Montag, 14. März 2016

Show Me a Hero

David Simons aktuelle Miniserie für HBO ist ein Meisterstück - ein Kaleidoskop, welches Rassismus, wirre Politik, Schicksale, soziale Randexistenzen und Scheuklappenpolitiker beleuchtet und dem Zuschauer schmerzhaft vorführt, wie abscheulich Menschen sein können aber auch gleichzeitig aufzeigt, dass es auch Auswege gibt, Hoffnung und der Mensch doch fähig sein kann umzudenken.
In sechs Folgen begleitet man den Stadtrat Nick Wasicsko, der sich zum Bürgermeister hocharbeitet und daran zerbricht. Kern der Geschichte ist ein geplanter Bau von Sozialwohnungen in der unmittelbaren Umgebung der weißen Mittelschicht, wo ein Teil der Bevölkerung (Schwarze, Hispanics) mit geringem Einkommen aus den Brennpunkten “ausgesiedelt“ werden sollen.
Wasicsko steht kurz nach dem Antritt zum Bürgermeister so gut wie alleine da, denn seine Stadträte sträuben sich gegen den geplanten Bau, der von einem Richter erzwungen wird, und machen es nicht nur Wasicsko schwer, ordentlich zu regieren, sondern stacheln gleichzeitig auch den hirntoten tobenden Mob, der aus Städten wie Leipzig, Dresden oder Clausnitz extra für die Serie von HBO eingeflogen wurde, an, um sich bei den nächsten Wahlen besser zu positionieren. Besonders der schmierige Spallone (widerwärtig großartig Alfred Molina) befeuert mit seinem Großmaul und seiner animalischen Verhaltensweise die Zündung der Demonstranten und besorgten (wie ich diese Wort hasse!) (weißen) Bürger.
David Simon beweist hiermit, dass er zu den grandiosesten Geschichtenerzählern der TV-Landschaft unserer Zeit gehört. Ob nun Treme, The Wire oder Generation Kill - seine Serien bestechen durch kluge Konzepte, packende und aufrüttelnde Themen, authentische und zeitlich beeindruckende Aufarbeitungen sowie ziemlich komplexe Geschichten. Mit Show Me a Hero hat er neben The Wire seinen zweiten TV-Meilenstein gesetzt und nicht nur eine hässliche Geschichte der USA aus den Achtzigern eingefangen, sondern auch für uns Europäer eine erschreckend aktuelle Schweinerei menschlichen Ekels gespiegelt.
Oscar Isaac beweist zudem in seiner Hauptrolle als Nick Wasicsko, dass er zu den derzeit besten und ganz großen Schauspielern aus den USA zählt - wie schlimm es aber auch gleichzeitig ist, dass so ein grandioser Schauspieler demnächst für so ein Quatsch wie X-Men und Star Wars sein Können verschwendet. Für mich persönlich ist er sozusagen die Wiederauferstehung des jungen Pacinos.
Auch der restliche Cast ist wieder, wie gewohnt von HBO, großartig besetzt (James Belushi!). Und als Bonbon aus Wurst wird jede Folge mit einem Springsteen-Song veredelt. Außerdem finde ich das Format der Miniserie richtig großartig und die Hosen (die gleichzeitig als BH dienen) und Schulterpolster der Frauen - eine Mode, die in den Achtzigern so ziemlich das Maximum an Weiblichkeit herausgeholt hat.

Sonntag, 13. März 2016

Dead Kennedys - Fresh Fruit For Rotting Vegetables

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Das Sammelsurium von Punk-Hits, die um die Welt gingen. Gesellschaftskritik, Satire, politische Auseinandersetzungen - das alles wird auf dem Album auf die Spitze getrieben, verpackt in Aggro-Songs, die man auf das Nötigste reduzierte und oberflächlich dilettantisch auf Speed herunterrotzte. Klassiker wie 'Kill the Poor', 'Chemical Warfare', 'Holiday in Cambodia', 'California über alles' oder das mörderisch treibende 'Drug Me' sind unverwüstliche Punk-Standards.
Ich verwette meinen Schnurrbart, dass eine Band wie Slayer hier ganz genau hingehört hat. Braucht jeder anständige Mensch!

Freitag, 11. März 2016

Some Like It Hot

Some-Like-It-Hot













Regie: Billy Wilder, 1959

Ich lege mich hiermit fest und ernenne "Some Like It Hot" für mich zum besten Film aller Zeiten. Lange Zeit gab es auf dieser Position nur einen "Taxi Driver". Aber wie ich es auch drehe und von allen Seiten betrachte: "Some Like It Hot" ist für mich in allen Belangen, nach all den Jahren und in seiner Vollkommenheit der rundum perfekte Film.
Alleine das Drehbuch ist gottgleich. Billy Wilder hat ja wirklich genug 10-Pünkter gedreht ("Sunset Boulevard", "One, Two, Three", "Witness for the Prosecution"), aber hier hat er sich für mich als einer der 3 besten Regisseure aller Zeiten ein Denkmal gesetzt, welches bis heute von keinem weiteren Film/Regisseur wieder erreicht wurde. Dieser Film bietet einfach so viel, es ist für jeden etwas dabei. Spannung, etwas Action, grandioser Humor und Witz und überhaupt ist der Film so unfassbar klug.
Und man kann es auch heute nicht oft genug sagen: Jack Lemmon hat mit seiner Rolle als Daphne die für mich größte und anbetungswürdigste Schauspielleistung in der Geschichte von Hollywood manifestiert. Ich liebe diesen Schauspieler so sehr, kein anderer mir bekannter Schauspieler hätte auch nur ansatzweise diese Rolle spielen können. Wie ungeheuer viel Menschlichkeit in dieser Rolle steckt. Lemmon konnte einfach so unglaublich viel und alles. Mit seiner Schrulligkeit, gerade als Daphne, hat er mich so berührt, man ist so extrem nah an seiner Figur dran und kommt aus dem staunen überhaupt nicht mehr heraus, wenn er seine Gesichtsmuskeln benutzt. Alleine diese ganzen unterschiedlichen und aberwitzigen Gesichtsausdrücke, die er in dem Film abliefert, sind es Wert, dass man sich vor lachen einnässt. Ja, für mich ist er vielleicht der größte und perfekteste Schauspieler, den man jemals bewundern konnte.
Tony Curtis als sein kongenialer Partner(in), steht da natürlich etwas hinten an. Aber diese Kombination aus beiden, ist meisterhaft, beispiellos und ein Geniestreich der Filmgeschichte. Auch hier könnte ich mir keinen anderen (passenden) Schauspieler für die Rolle der Josephine vorstellen. Zudem Hat Curtis als Shell Junior noch eine dritte Rolle zu spielen, die er ebenfalls meisterhaft verkörpert. Beide Schauspieler sehen in ihren Damenmasken auch heute noch überzeugend und wahnsinnig realistisch sowie abartig genial-komisch aus, was natürlich auch an der zum weinen wunderbaren Mimik und Gestik von Lemmon/Curtis liegt, denn genau dadurch wirkt es erst so richtig glaubwürdig.
Der ganze Rest des von A-Z großartigem Ensembles, ist nichts weiter als purer Glanz und Können. "Spats" Colombo, Detective Mulligan, Mr. Beinstock(!), Sweet Sue, Osgood, "Toothpick" Charlie und natürlich Sugar sind einfach durchdachte und interessante Charaktere. Alles komplett geil dargestellt. Dazu fulminante Musik und eine perfekte Kamera. Als Komödie für mich unerreicht, als Film furchteinflößend perfekt.

Donnerstag, 10. März 2016

Neil Young - Tonight's The Night

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Wenn es um Neil Young geht, schreien fast alle immer 'Heart of Gold' und "Harvest", dabei hat dieser Ausnahmekünstler viel mehr zu bieten, als diesen einen ungewollten Hit und das verhältnismäßige eingängige Album.
Neil Young, das ist erst mal musikalisch gegen den Strich, ob gesanglich oder musikalisch, das Songwriting bei Neil Young steht an der vordersten Front, erst danach kommt das musikalische (Wohlfühl)Beiwerk. "Tonight's The Night" entstand direkt nach "Harvest" und war damals eine Schelte an die Musikindustrie. Man erwartete natürlich einen ähnlichen (erfolgreichen) Nachfolger, doch Young distanzierte sich von seinem großen Hit und auch von "Harvest" und kreierte in einigen "unprofessionellen" Aufnahmesessions diesen Nachfolger - so gut wie live eingespielt und in einem authentischen rohen Sound eingepackt.
"Tonight's The Night" ist ein karges Album, düster und überaus depressiv und gilt allgemein als der Pate für den Seattle-Sound in den späten Achtzigern/frühen Neunzigern. Es ist diese ungeschliffene Ästhetik, die auf dem Album so eine Faszination ausübt, diese weiten Leeren und die trostlose Stimmung.
Neil Young ist kein Poet, er besitzt auch nicht das Talent eines Bob Dylan - aber er ist der uramerikanischste Singer-Sonwriter, den ich mir vorstellen kann. Seine Musik kann sehr tief unter die Haut gehen, zu Tränen rühren, Freude schenken und je nach Stimmung als Lebenssoundtrack dienen - in seiner umfangreichen, hochinteressanten und spannenden Diskografie gibt es unfassbare Wundertüten zu entdecken, das alles ist das zentrale Werk von Young, berührende, authentische, lebensnahe, unaufgeregte und betörende Stimmungen im einzigartigen Kleid der Musik.
"Tonight's The Night" ist mitnichten das beste Werk von Young, jedoch zeigt es einen Young, wie auf keinem zweiten Album und sticht mit seinem künstlerischen Nährwert und durch seine intime Schroffheit aus der durchweg makellosen Schaffensphase dieses Künstlers heraus und ist somit neben "Harvest Moon" "Zuma" und "After the Gold Rush" mein liebstes Young-Werk.

David Bowie - Low

David Bowie - Low
Wenn man sich mal überlegt, wie viel Einfluss dieser Künstler mit seinen unterschiedlichen Alben auf die Popmusik ausübte, ist es nur sehr schwer möglich, ein einziges Album herauszufiltern. "The Man Who Sold the World", das Triumvirat "Lodger", "Low" und "Heroes", "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars", "Hunky Dory" oder das aus einer anderen Zeitzone stammende "Station to Station" sind nur einige Werke, die um die Welt gingen.
Vom künstlerischen Wert und den unüberschaubaren freudigen Wow-Effekten, ist es wohl "Low", welches mich am stärksten beeindruckt. Nicht nur, weil mit 'Be My Wife' ein Ultrafetzer auf dem Album Macht ausübt, sondern die gemeinsame Zusammenarbeit mit Genie Brian Eno hier kongenial funktioniert. Hart geiler Künstler, Musiker, mächtiger Beeinflusser und der Königsvisionär der 70er Jahre.

Mittwoch, 9. März 2016

Viskningar och rop


Regie: Ingmar Bergman, 1972

Ingmar Bergman hat sich in den letzten Jahren zu meinen absoluten Lieblingsregisseur entwickelt. Solche einzigartigen und bildgwaltigen Kompositionen wie "Det sjunde inseglet", "Jungfrukällan" oder "Smultronstället" konnte nur ein Bergman komponieren. Kubrick, Tarkovskij, Wilder, Kurosawa und Fellini - alles übergroßartige Regiefürsten, aber letztendlich einem Bergman immer noch unterlegen.
"Viskningar och rop" gehört zu den schmerzhafteren und anstrengenderen, sowie extrem anspruchsvollen und unangenehmen Filmen von Bergman. Bergman war bekannt für seine extrem starken, authentischen und mutigen Frauenrollen, verbunden mit seinem manischen Fetisch die Psyche der Frau offenzulegen und möglichst tief in sie einzudringen (also in die Psyche).
Als mächtig großes Meisterwerk zu diesem "Thema" gehört sein eigener Film "Persona", den man kennen sollte.
"Viskningar och rop" spielt zum Ende des 19. Jahrhunderts in einem edlen Wohnsitz und handelt von den 3 Schwestern Agnes, Maria und Karin, wobei Agnes wegen Krebs im Sterben liegt und wegen den qualvollen Schmerzen das halbe Haus zusammenschreit. Die einzige Person, die sich um Agnes kümmert und ihr menschliche Nähe, Wärme und Liebe schenkt, ist das Dienstmädchen Anna. Von allen 3 Schwestern gibt es jeweils eine Rückblende. Agnes erinnert sich an ihre Mutter, Maria an ihren Ehebetrug und den darauf folgenden Selbstmordversuch ihres Mannes und in Karins Erinnerung verstümmelt sie sich ihren Intimbereich mit einer Glasscherbe, weil sie ihren Mann hasst.
Alles spielt sich in ein paar Zimmern ab, die mit satten roten Wänden, Teppichen und Vorhängen für die Farbgebung sorgen. Durch die extrem bewundernswerten und erstaunlich schönen eingefangenen Lichteffekte, wirken die Bilder wie ein glühender Fiebertraum, in dem es kaum Musik gibt, sondern nur das ständige Ticken der Uhr, die beängstigenden Schmerzensschreie von Agnes und unverständliches Flüstern in den Szenenübergängen zwischen den Rückblenden und dem aktuellen Geschehen. Bergmans treuer Kameramann Sven Nykvist hat nicht umsonst dafür einen Oscar erhalten. Aber auch so ist die Kamera extrem dicht an den Gesichtern der Darstellerinnen dran, lässt kein Ausweichen zu und fängt jede Gefühlsregung ein. Alle 4 Frauen spielen ihre Rollen grandios, darunter auch wieder die großartige Liv Ullmann, die man als Bergman-Fan kennt und liebt. Auch die Ausstattung der wenigen Kulissen ist phänomenal, ebenso die Kostüme.
Dieses sehr unangenehme und reduzierte Kammerspiel gehört vielleicht nicht unbedingt zu den großen Filmen Bergmans, gehört aber in seiner Art mitunter zu seinem eindringlichsten und quälendsten Film, den man als Filmfan gesehen haben sollte.

Dienstag, 8. März 2016

Omen - The Curse

Omen - The Curse
Im Zeitraum von 1984 bis 1987 haben die US Metal Könige Omen drei herbe Klassiker abgeliefert, wobei das letzte Album mit dem Sangesfürst J.D. Kimball, "The Curse", in meiner Gehörkanalisation nicht nur das beste Album der Band darstellt, sondern im Großen und Ganzen neben "Melissa" das einzig wahre 80er Heavy Metal Album ist.
Es gibt haufenweise Merkmale, was an dem Sound von Omen so besonders ist, zwei sind aber unüberhörbar. Zum einen gehört J.D. Kimball zu den drei größten klassischen Heavy und Metal Sängern und mit dem anderen Lustpfeiler, Kenny Powell, gibt's einen (1) Gitarristen, der im Alleingang alle überschätzten und kritiklosen Murray/Smith-Maiden-"Sternstunden" bereits mit dem Störungs-Kratzen verpuffen lässt, wenn er seinen rostigen Cinch-Stecker in den eingeschalteten Amplifier fingert. Was Powell hier auf der Gitarre abzündet, hat so vielleicht nur noch ein gewisser Herr Tsamis in selbiger Bedeutung geleistet.
Ja, meine zauberhaften und hübschen Damen, "Battle Cry", "Warning of Danger", "The Curse" und die abschließende "Nightmares" EP sind ausnahmslos DIE Sternstunden der klassischen 80er Heavy Metal Jahre.

Sonntag, 6. März 2016

Fates Warning - A Pleasant Shade Of Gray

Fates Warning - A Pleasant Shade Of Gray
Fates Warning sind nicht nur begnadete Musiker, Songschreiber und Entwicklungstäter, sondern gleichzeitig auch führend im anspruchsvollen Metalsektor. Wundergitarrist und Bandkopf Jim Matheos hat mit seiner stilprägenden und einflussreichen Band so viele Klassiker und Orientierungshilfen abgeliefert, dass man mit dem Staunen gar nicht mehr hinterherkommt. Ob nun die Arch- oder Alder-Alben besser sind, muss jeder für sich entscheiden; für mich ist es eindeutig die Alder-Phase, welche mich musikalisch extrem beeindruckt.
Alles Können, jede perfektionierte Note, jede Gesangsharmonie, die allmächtige Kompositionsstärke der Band, die man auf Referenzen wie "Awaken the Guardian", "No Exit", "Parallels" und "Perfect Symmetry" nachhören kann, wurde auf "A Pleasant Shade of Gray" zu einem Großen und Ganzen verewigt. Dieses Album ist nicht nur eines der 10 besten (und wichtigsten) Heavy Metal Alben, sondern auch ein Lehrwerk, wie man Anspruch, Atmosphäre, Können und Komplexität songorientiert umsetzen muss, ohne dass es überladen und aufgedunsen klingt.
JEDER einzelne Musiker auf diesem Werk liefert eine Jahrhundertleistung ab, ob es nun Ray Alders sagenhafte Gesangsleistung ist, Joey Veras traumhaftes Bassfundament, Kevin Moores dunkle Keyboardsequenzen oder das gewohnte Zauberspiel an der Gitarre von Jim Matheos - es ist ein Monument von musikalischer Größe. Und über allem trommelt Mr. Ich-gehöre-zu-den-andächtigsten-Schlagzeuggenies-der-Neuzeit Mark Zonder eine Lehrstunde für die Ewigkeit ein. Meine Güte, es fallen immer Namen wie Portnoy, Harrison oder Terrana, wenn es um Superdrummer geht - aber nie bis selten wird ein Zonder erwähnt, obwohl er schon bei Warlord zu den Größten gehörte.
Auf "A Pleasant Shade Of Gray" findet für mich eine der spannendsten und ehrfürchtigsten Schlagzeugleistung der Rockmusik der letzten 20 Jahre statt - und dies alles nebenbei. Man bekommt es einfach mit, auch ohne, dass sich Mark Zonder in den Vordergrund spielt, ganz im Gegenteil. Viel zu viele Worte für dieses, man kann es wohl herauslesen, Meisterwerk. Göttliche Wesen hätten es nicht besser einspielen können!

Aphex Twin - Selected Ambient Works 85-92

Aphex-Twin-Selected-Ambient-Works-85-92

Man kann sich streiten, welches der beiden "Selected Ambient Works"-Alben nun das bessere ist, auch wenn sie äußerlich grundverschiedener nicht sein könnten, besitzen diese beiden zentralen Werke von Richard David James einen gemeinsamen Motor: Melodie & Harmonie.
Der Ausnahmekünstler und Electronic-Beethoven hat mit seinen ersten beiden Alben unter dem Namen Aphex Twin zwei lupenreine Meilensteine der elektronischen Musik kreiert, wobei sich auf dem ersten Werk der Ambientanteil noch mit extrem warmen Bassbeats und Trancerhythmen vereinigt und der Doppeldecker-Nachfolger "nur noch" reine (zum größten Teil beängstigende) Ambientcollagen enthält, waren es diese beiden Alben, die mir den Zugang zur elektronischen Musik offenbarten.
Es sind die fantastischen ausgearbeiteten Beats, die präzisen und intelligent eingebundenen Samples, der eigenwillige schwammige Sound, die vielen schwebenden und träumerischen Passagen in den komplexen Songs und vor allen Dingen die berühmten Melodien und Harmonien, die Richard D. James wie kein anderer Künstler zu dieser Zeit zusammenfügte und zu perfekte Sounddimensionen formte.
Das Album ist eine belebende Entdeckungsreise, eine Traumweberei, die offenbart, dass reine elektronische Musik eben nicht gefühl- und herzlos ist, sondern ebensoviel zu bieten hat, wie jedes andere Musikgenre. Es gibt unzählige moderne elektronische Knallbonbons, die frühen Aphex Twin-Alben sind jedoch meiner Meinung nach die wichtigsten, inspirierendsten und auch gleichzeitig schönsten Vorlagen für diese Musik.

Mittwoch, 2. März 2016

Bethlehem - Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung

Bethlehem - Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung
Sickness over the top!

Das war mein Empfinden bei meiner ersten Berührung mit dieser wahrlich einzigartigen Band. 1997 gab es den hier genannten Soundtrack aus einer Nervenklinik noch nicht, dafür aber den Vorgänger, die nicht weniger (um nicht zu sagen noch intensivere) psychopathische Abfahrt ins Nirgendwo.
"Dictius Te Necare" aus dem Jahr 1996, ist bis heute eines der intensivsten Schweinereien in meiner Sammlung und hat mich 1997 im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand gebracht.
Rainer Landfermann, die Rasierklinge, die sich durch das Gehirn schneidet, lieferte eine bis heute unerreichte "Gesangsleistung" ab. Irre Schreie in unmenschlicher Darbietung, die hart an den Nerven zerren und zugleich Begeisterung auslösen, wurden in dieser Art und Weise bis heute nie wieder in ihrer Intensität und Sickness erreicht.
1998 wurde dann auch mit Freude der Nachfolger erwartet um dann wochenlang meine restlichen Nerven zu quälen. Rainer Landfermann war nicht mehr das Aushängeschild von BETHLEHEM und wurde durch den sympathischen Marco Kehren ersetzt, der mit seiner Band DEINONYCHUS ähnliche Psychomusik produzierte.
Nach anfänglichen Zweifeln, entpuppte sich dieser Wechsel als eine grandiose Entscheidung ohne auch nur annähernd zu behaupten, Marco Kehren wäre nur ein guter Ersatz.
Auch wenn der bis zur Schmerzgrenze dargebotene Kreischgesang des Vorgängers nur sehr selten - und dann auf dem gleichen "Niveau" eines Landfermann - dargeboten wird, ist es gerade dieser charismatische, unglaublich abwechslungsreiche und emotionale Gesang von Marco Kehren.
Kehren deckt von tiefen Growls, hohem Gekreische, Sprechgesang, trostlosem Gejammer und aufwühlendem Geheule ein breites Spektrum ab, welches auf den Vorgängern noch Mangelware war. Jeder Song wird auf eine völlig andere Art interpretiert, so dass man teilweise den Eindruck bekommt, dass hier mehrere Sänger an diesem Werk beteiligt waren.
Neben Marco Kehren, steuert Cathrin Campen einige stirnrunzelnde Einlagen bei. Gestöhne, Gekeifer, drogenvernebelte Textpassagen - wer weiß, was die männlichen Mitglieder mit der guten Cathrin im Proberaum und Studio angestellt haben, denn auf den Bandfotos kann man Sie im Vergleich zu den restlichen Mitgliedern, die genau so aussehen, wie die Musik klingt, als Schönheit bezeichnen.
So ist auch "Teufelverrückt Gottdreizehn" mit dem von Cathrin gesprochenen 3-minütigen Vortrag (Auszug: "Eine Zeit ist zu kurz aber niemals länger - darum lasst mich meine Schulter begraben und alle Finger einzeln auskleiden. Dann kann ich das schwarze Loch leugnen und tief in gefaltete Keuschheit einblicken. Beim nächsten Mal lauschen wir deinem Blut und ergeben uns in die Sünde meiner strangulierten Sprotte. Halbierte Uhren lachen lautlos in deiner Nähe und übelgelaute Versuchung trübt frucht'gen Suizid") ein Beweis für die völlige Alleinstellung von BETHLEHEM in der Szene. Völlig egal ob die Texte einen Sinn ergeben oder ein einziger Witz sind, sie erzielen in Verbindung Musik/Gesang/Sound eine unbeschreibliche Wirkung.
Texte und Gesang spielen bei BETHLEHEM ein große Rolle, genau wie dieser einzigartige, schrullige Sound, der sich so anhört, als ob er in einem Abwasserkanal unter einer Psychiatrie aufgenommen wurde. Nur Gesang und Gitarre sind schneidend und rasiermesserscharf, wohingegen die restlichen Instrumente extrem dumpf und trotzdem breit und großflächig klingen. Typisch für den BETHLEHEM-Sound ist der prägnante Bass von Oberpsycho Jürgen Bartsch, vertonte Dystopie. Dazu dieser irre Gitarrensound, der immer wie eine rostige Säge aber dennoch klar durch den Sound gleitet und hier und da mit bittersüßen Solis begeistert. Technisch ist hier gar nichts, spielerisches Niveau sucht man vergeblich aber das Gesamtergebnis ist so unglaublich gut komponiert, ausgetüftelt, soundmäßig grandios in Szene gesetzt und von vorne bis hinten mutig, fesselnd, umwerfend, verstörend, atmosphärisch unglaublich dicht, ironisch und auch heute noch so viel beeindruckender, böser und nachhaltiger als die vielen anderen Alben aus der Black Metal Szene.
Was BETHLEHEM allerdings allen anderen Black Metal Bands voraus hat, ist dieser tief versteckte Humor, diesen ausgestreckten Mittelfinger, die Arschloch-Attitüde. Die Band nimmt sich selber nicht zu ernst, spielt aber trotzdem mit Extremen wie keine andere Band und klingt dennoch böser, verzweifelter, kaputter, menschenfeindlicher und tödlicher als jede Schlitzer-Band. Bands wie SHINING, FORGOTTEN TOMB, LIFELOVER und weitere gestörte Hohlbirnen gäbe es ohne BETHLEHEM in dieser Form wohlmöglich gar nicht.
Und vielleicht ist BETHLEHEM auch nichts weiter, als die größte Satire der Black Metal Geschichte, das Plastikschwert in der Trve-"Gesellschaft", der Spiegel einer Szene, die den größten Fundus von Lächerlichkeiten beinhaltet und durch BETHLEHEM besser parodiert wird, wovon viele Originale noch träumen können.
Nicht umsonst gehören BETHLEHEM bis heute zu den Heiligtümern meines doofen Musikgeschmacks!

The Damned - Phantasmagoria

The-Damned-Phantasmagoria

Das sechste Studiowerk, davor erschien noch das Cover-Album "Give Daddy The Knife Cindy" unter dem Namen Naz Nomad & The Nightmares, ist aus meiner Sicht bis heute ein ganz besonderes und spezielles Album in der Bandgeschichte.
Großgitarrist und halber Kopf der Band Captain Sensible verabschiedete sich vorher und konzentrierte sich auf seine wohl erfolgreichere Solo-Kariere. Dave Vanian nutze anscheinend die Gunst der Stunde und drängte musikalisch deutlich hörbar in die Poprichtung ohne den The Damned-"Grundgedanken" zu vernachlässigen. In der Diskografie gehört "Phantasmagoria" eindeutig zu dem poppigsten Werk, jedoch ist es auch das Album, welches am großspurigsten die Gothic-Attribute der Band auslebt. Dies deutet nicht nur das absolut großartige an, auf dem Susie Bick, die Ehefrau von Nick Cave, wie eine Diva aus klassischen s/w Horrorfilmen auf einem Friedhof posiert, sondern auch Vanians oftmals tiefere Stimmlage, die wie auf keinem anderen The Damned-Werk so extrem im Sound-Zentrum lebt.
Dominiert wird das Album von Bryn Merricks waberndem Bassspiel und der, wie ich finde, grandiosen warmen und irgendwie surrealen Produktion. Das Saxophon wurde wieder integriert, Scabies trommelt songdienlicher und verhaltener und der neue Gitarrist Roman Jugg setzt eher wenige Akzente, was aber auch daran liegt, dass die Gitarre auf diesem Album keine dominante Rolle einnimmt. Diese dient eher für die Farbtupfer im eher basslastigen Sound. Fakt ist jedoch, dass aufgrund von Sensibles Abwesenheit Vanian sich richtig austoben kann und seine wohl beste Gesangsleistung abliefert und eigentlich mit jedem Song beweist, was für ein unheimlich guter Sänger in ihm steckt.
Die Single zum Album, welche nicht auf dem Werk enthalten ist, 'Eloise', ein Cover von Barry Ryan, gehört bis heute zu den bekanntesten Songs der Band.
"Phantasmagoria" ist auch bis heute das erfolgreichste Album der Band. Natürlich wurde es von den "Fans" hart kritisiert. Ja, es ist Pop, erstaunlich beneidenswerter Pop sogar, denn die Songs sind mit Harmonien, Melodien und Gesangslinien ausgestattet, die die Chartstürmer-Bands von damals noch nicht einmal ansatzweise erreicht haben. Natürlich hätte das (ohne Sensible) auch alles gründlich in die Hose gehen können, aber hey, es sind The Damned!

Ach ja, The Damned sind mittlerweile, nachdem ich endlich alle Alben der Band besitze, meine Lieblinge aller Musiksparten - selbst Bands wie The Beatles oder Rush haben für mich nie so viel gute Musik und Qualität geliefert, wie es die Boyz aus England mit einer Leichtigkeit fertiggebracht haben. Das ist übrigens mein voller Ernst!

1. Street of Dreams
Der Eröffnungssong macht sofort deutlich, wohin die Reise geht. Ein kreischendes Saxophon, nebelverhangener Songaufbau, pumpende Bassläufe und Vanians tiefe Stimme schreien einem Gothic direkt ins Gesicht. Dann kommt wieder das Saxophon und reist die Stimmung in eine typische 80er Poprichtung, gemischt mit einer laut/leise-Dynamik und dem aufschäumenden Refrain, wird man hier hin- und hergeschleudert. Die Steigerung zum Schluss ist ein absolutes Ohrenfest. Vanian überschlägt sich schon fast im Chorus, das Saxophon quietscht und Scabies hämmert auf den Kesseln bis alles in sich zusammenfällt. Was für eine Eröffnung!

2. The Shadow of Love
Ganz ehrlich? Einer der besten Songs, den die Band jemals komponiert hat. Ich meine, wie unfassbar geil kann man singen? Vanian liefert hier wohl seine beste Gesangsleistung ab. Wie ich immer noch Gänsehaut bekomme, wenn er mit seiner Stimme einsetzt. Hier stimmt von vorne bis hinten alles. Diese ungewisse Atmosphäre, dieser rollende Bass, Scabies Animationstakt, die knisternden Gitarrenklänge und dieser verdammte Chorus. Wahnsinnssong!

3. There'll Come a Day
Der dritte Volltreffer in Folge mit einem wieder mal fantastischen Refrain. Ob sich Glenn Danzig für seine dritte Band hier wohl mächtig inspirieren lassen hat? Die Gitarre schiebt sich hier etwas mehr in den Sound und generell ist das hier alles ziemlich grandioser Gothic-Pop.

4. Sanctum Sanctorum
Blaupause für kommende Gothic-Balladen. Vanian lässt bei den Frauen den Busen aus dem Dekolleté purzeln, schön mit Piano und Kirchengeorgel, stimmige laut/leise Arrangements und allerhand Schmachttricks. Für mich etwas zu penetrant, aber trotzdem eines der Highlights auf diesem Werk.

5. Is It a Dream
Habe ich schon erwähnt, wie überragend gut Dave Vanian singen kann? Hier ist wieder so ein Song, wo ich mir denke, meine Güte, was hat der Typ für eine fantastische Schnauze. Ein bitter-süßer Sommerabend-Song mit einer mörderischen Hookline, bei dem ich hier schon wieder sofort anfange zu tanzen.

6. Grimly Fiendish
Psychedelischer Hirnmanipulator. Ist mir damals überhaupt nicht reingelaufen, gehört für mich aber mittlerweile zu den großen Hits des Albums. Der Song hat so eine gewisse abartige Eigenart an sich, die ich nicht richtig beschreiben kann. Karneval, Kindergeburtstag, Mordfantasien, Mitklatschgefühle – ich kann mich nicht entscheiden.

7. Edward the Bear
Hat bis heute nie so richtig gezündet bei mir und ist auch der einzige Song auf dem Album, der mir überhaupt nicht reinläuft. Handwerklich alles super, aber mich deucht, dass es daran liegt, dass Vanian hier nicht der Leadsänger ist, denn dies wurde, warum auch immer, vom Gitarristen Roman Jugg übernommen.

8. The Eighth Day
Schlicht der meiner Meinung nach beste Song auf dem Album. Unglaublich, was hier abgeht. Scabies trommelt hier einen so wundervollen Takt(wechsel), Vanian singt sich um den Verstand, der Chorus ist sensationell überirrdisch, die Melodien sind nicht zum Aushalten und alles ist so stimmig und fantasievoll arrangiert, dass die halbe Musikwelt Kopf steht. Gehört auch zu meinen absoluten Top-Faves von der Band.

9. Trojans
Mit diesem Instrumentalstück wird dieses Werk mit einer Mischung aus Prog Rock und drückendem 80er-Flair beendet. Überraschend? Nein! Wieder einmal wird hier bewiesen, dass The Damned zu den großartigsten Rockbands unserer Zeit gehören und keine Grenzen kennen.

Die MCA-Alben der Band werden von den Fans ja extrem kritisiert (Kommerz, Pop, blabla), "Fans" halt, ich halte jedoch "Phantasmagoria" für eines der tollsten Alben der Band. Klar, es hat so gut wie nichts mehr mit den punkig-rockigen Vorgängern gemeinsam (spätestens mit dem schwarzen Album hat sich die Band sowieso immer weiterentwickelt), klingt auf dem ersten Hör weichgespült und massenkompatibel und es fehlt der Captain. Aber, in dem, was das Album "darstellen" soll, ist es überragend. Ein Monolith von einem Gothic-Pop-Werk mit leichtem Rockeinschlag, gesegnet mit einer fantastischen Produktion und natürlich enthält das Werk die wohl beste Gesangsleistung von Vanian auf einem The Damned-Album sowie einige der besten Songs, die die Band geschrieben hat. Gerade die beeindruckende Leistung von Vanian macht dieses Album zu einem Meisterwerk, welches sich täglich mit meinen Lieblingen "Machine Gun Etiquette", "Grave Disorder" und "The Black Album" um meine Liebe prügelt.

Ich habe das schicke Teil als doppelte Remastered & Expanded-Version mit allerhand Bonuskram. Wie immer bei The Damned, sind die Neuauflagen in den Deluxe-Versionen immer ratsam, da überall auf den Alben zusätzliche Schätze verborgen sind.