Blog heiraten

Freitag, 29. Juli 2016

Idi i smotri


Regie: Elem Germanowitsch Klimow, 1985

Der Film erzählt die Geschichte des 12-jährigen Fljora, eines weißrussischen Bauernjungen zur Zeit der deutschen Besatzung. Nach dem Untergang der deutschen Armee in Stalingrad ziehen Einheiten der Waffen-SS durch Weißrußland und ermorden die Einheimischen.
628 Dörfer fallen den Gräueltaten zum Opfer. Fljora schließt sich den Partisanen an und muss, nach einem Überfall deutscher Fallschirmjäger auf das Lager, fliehen. Ein Massaker der SS überlebt der Junge.
In eindringlichen, teilweise erschreckenden Bildern, erzeugt der Film eine unwohle Endzeitstimmung. Der kahle und hintergründige Soundtrack unterstreicht die Grausamkeit und den Horror der Bilder.
Anders wie in Hollywood, werden die Bilder hier nicht durch Explosionen, Schlachten und Effekten dominiert, sondern mit einem extrem authentischen und realistischen dreckigen Bild. Fast dokumentarisch fängt die Kamera Gesichter in Nahaufnahmen, ausladende Waldgebiete und graue Landschaften ein. Manche Szenen sind großartig gefilmt, die oft Verzweiflung, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit symbolisieren. Überhaupt ist die Kameraarbeit absolut großartig und beeindruckend - typisch russisch halt.
Untypisch auch die geringe Gewaltdarstellung in exzessiven Bildern, die kaum vorkommt. Dafür ist der psychische Horror umso grausamer und viel bedrückender und gnadenloser als in allen Kriegsfilmen, die ich kenne.
Die Schlussszene gehört übrigens zu den eindrucksvollsten montierten Szenen, die ich gesehen habe.
Ein Film der null unterhält, dafür aber zeigt!

Mittwoch, 27. Juli 2016

Black Sabbath - Vol. 4


Für mich ist "Vol. 4" eines der ganz wenigen perfekten Alben der Musikgeschichte, obwohl ich die "Vol. 4" relativ spät für mich "entdeckt" habe.
"Vol. 4" ist nicht nur ein nicht in Worte zu fassendes wichtiges (eines der wichtigsten sogar) und einflussreiches Album für den Heavy Metal, sondern, und das ist eigentlich noch viel geiler, eines der coolsten und lässigsten Musikalben unserer Zeit.
So gut wie auf "Vol. 4" war diese Band in der klassischen Besetzung nie wieder, mit Dio schon gleich zweimal nicht. Das Ding ist nichts weiter als ein Denkmal der Rockgeschichte, vier Musiker auf der Höhe ihrer Kreativität, die hier unglaublich perfekt zusammen harmonieren.
Bass, Gitarre, Schlagzeug und Teufelsanbetung haben wirklich nie wieder so überzeugend und echt geklungen, wie auf diesem versifften Musiktrip. Und des Öfteren mutmaßt man vor sich hin, ob John Bonham eventuell doch nicht der einzige wahre Rockschlagzeuger der Menschheitsgeschichte war.

Dienstag, 26. Juli 2016

Dissection - Storm Of The Light's Bane


"Storm Of The Light's Bane" lege ich mittlerweile eher selten auf, aber auch heute gilt dieses schwedische Meisterwerk immer noch als der ultimative Geschlechtsverkehr zwischen schwarzer Black Metal Raserei und Swedish Death Metal mit einer mächtigen Melodie-Ejakulation.
Noch heute, zwanzig Jahre später, gehört der Opener 'Night's Blood' nach wie vor zu den stilistischsten Songs, die die skandinavische Death- und Black Metal Welle hervorgebracht hat.
Jon Nödtveidts Gespür und Verständnis für Harmonien und Songstrukturen ist bis heute so ziemlich einzigartig da oben im Norden. "Storm Of The Light's Bane" hat vielen ähnlichen Alben etwas voraus, es ist eine Verschmelzung von musikalischem Können und visionärem Songwriting. Es sind nicht nur die unverwechselbaren Leads und Riffs von Nödtveidt, auch wenn diese natürlich maßgeblich zur Faszination Dissection beitragen, sondern auch das oft unerwähnte und unglaublich mächtige Powerdrumming von Ole Öhman, welches man locker zu den besten Leistungen im Extrem-Metal der 90er Jahre zählen darf und natürlich die auch heute noch fantastische Produktion mit Kanten und Volumen.
Sechs perfekte Songs, pechschwarz, durchdrängt von einzigartigen (und nie wieder "reproduzierten") Melodiebögen, ein harmonisches Gitarrenfeuerwerk, luststeigernde Blastbeats und dabei immer eine spürbare Intensität im Nacken.
"Storm Of The Light's Bane" hat eben alles, was einen echten Klassiker ausmacht. Da benötigt es auch keinen Hinweis, dass das stilsichere und in einem irre schönen Blauton gehaltene Coverartwork von Necrolord zu den ganz großen, klassischen Eyecatchern der damaligen Handarbeit gehört.
Nödtveidt war ein Arsch, keine Frage, musikalisch war er jedoch das begnadetste Genie und Talent was der nordeuropäische Heavy Metal in den Neunzigern ausgespuckt hat.

Montag, 25. Juli 2016

Manowar - Into Glory Ride


Ein Live-Tape (Bootleg) mit dem Namen "Death to False Metal!" von der Fighting the World-Tour 1987 hat mich eigentlich "verändert", das erste richtige Album folgte wenige Wochen später. Das erste Album, welches ich bewusst, ganz, komplett, mit Texte lesen, unter Kopfhörern, mit Fantasybildern im Schädel, unter ständigem Mitsingen der Texte und der Melodien und ausschließlich alleine gehört habe, war "Into Glory Ride". Ob "Hail to England" heute auch diesen Stellenwert hätte, was es ja eigentlich bei mir hat, wenn ich statt "Into Glory Ride" "Hail to England" zuerst gehört hätte, kann ich nicht genau sagen.
Vermutlich aber nicht, da bis auf 'Warlord', der überhaupt gar kein schlechter Manowar-Song ist, sondern nur nicht zum Kontext des Albums passt, auf "Into Glory Ride" die sechs epischsten und rohsten Diamanten der Metal-Geschichte verewigt sind. Dieses betörende 'Secret of Steel', das galoppierende und mächtige 'Gloves of Metal', die Überhymne 'Gates of Valhalla', das schrecklich finstere 'Hatred' (für mich das 'Bridge of Death" des Albums) und die beiden abschließenden unerreichten magischen Sternstunden des epischen Metals 'Revelation (Death’s Angel)' und 'March for Revenge (By the Soldiers of Death)', war von nun an meine Religion. Dazu kommt dieser zum niederknien (ungewollt) ehrliche Sound, der hier die Stimmung in Dimensionen treibt, die ich auf keinem anderen klassischen Heavy Metal Album wieder gehört habe.
Ross Friedman (gehört für mich zu den zehn typischsten und einflussreichsten Gitarristen aus dem Bereich Heavy & Metal) mit seinem unglaublichen leidenschaftlichen Gitarrenspiel, seinen Weltriffs und warmen und trotzdem feurigen Solis; Scott Columbus' punchende Lärmorgie an den Kesseln, nichts anderes ist es, aber er war vielleicht der effektivste talentlose Schlagzeuger des Heavy Metal - alles so überaus positiv gemeint, wie man es sich nur vorstellen kann; Joey DeMaios berserkerhaftes Talent echte und spürbare Stahlhymnen zu komponieren, aus denen wahrscheinlich der Terminator entwickelt wurde, und sein Gespür für dramatische Epik in den Songs und natürlich Eric Adams, ein Sänger, der zu seinen Glanzzeiten für einen Dickinson, einen Halford und wie sie alle heißen nur ein achselzuckendes Lächeln übrig hätte.
Sechs der für mich bedeutendsten Songs des Heavy Metal befinden sich auf "Into Glory Ride", alle für sich makellos perfekt, veredelt von einer einzigartigen Stimme, gekrönt von einem dermaßen passenden Coverartwork und mit textlichen Schlagwörtern aufgeblasen, die ich auch heute noch lauthals mitsinge. Dieses Album glorifiziert für mich den Heavy Metal bis in die ungepflegten Haarspitzen und ist ein heiliges Unikat dieser Musik.
Durch "Into Glory Ride" bin ich ein anderer Mensch geworden und kein anderes Album danach hat je wieder dieses Gefühl vermitteln können, wie damals, als ich 1993 wochenlang dieses Album zutiefst vergöttert habe und die große weite Welt der Musik für mich entdeckte. Ich mutierte endgültig zum Musikfan, Metalhörer und zum wandelnden Outfitoverkill.

Freitag, 22. Juli 2016

Totenmond - Reich in Rost


Der Elitekrach von Totenmond gehört zu den stumpfsinnigsten Auswürfen der zersetzenden Tonkunst.
Mit "Reich in Rost" hat die Band im Jahr 2000 ihr eingängigstes Werk geschaffen, welches zwar nicht ganz an die Brachialität von "Lichtbringer" heranreicht und auch nicht so einen Vernichtungsschlag wie "Fleischwald" darstellt, dafür aber mit einem schmissigen rostigen Metall auf Metall-Sound und einem punkigen Songwriting glänzt. Außerdem gehört Pazzer mit seinem Umgang mit der deutschen Sprache zu den verkannten Genies.
Und mit 'Schiff ahoi' hat man ganz nebenbei noch einen lupenreinen Hit geschrieben. Aber bei Totenmond fließt bei mir eh mit jedem Album der Geifer. Hirn-Korrosion der freudigen Hingabe!

Laurence Anyways


Regie: Xavier Dolan, 2012

Xavier Dolan wird ja gerne als Regiewunderkind gefeiert. Meinen Erstkontakt mit dem blutjungen kanadischen Autorenfilmer hatte ich mit seinem Zweitwerk "Les amours imaginaires" und war völlig unterwältigt. Eine komplette Schlafpille, die allerdings mit einem geschmacksicheren Soundtrack ausgestattet war (was sich zu Dolans Handschrift entwickelt hat) und man das Talent von Dolan dennoch erkannte. Sein letztjähriges Werk "Mommy" hat mich dann aber ziemlich begeistert.
Und nun habe ich mir sein hochgelobtes Drittwerk angesehen. Das Drama, welches knapp an der drei Stunden-Grenze kratzt, zeigt den Willen und den Wunsch von Laurence Alia sich in eine Frau zu verwandeln, da er seit über dreißig Jahren im falschen Körper eingesperrt ist und damit nicht mehr leben kann und will. Seine Freundin Frédérique versucht dies zu akzeptieren und die Liebe aufrecht zu erhalten. Doch nervlich scheint sie nach einer gewissen Zeit und einer heimlichen Abtreibung an ihre Grenzen zu stoßen. Mehr möchte ich zu der Geschichte nicht schreiben, denn die sollte man sich wirklich mit der Bilderflut und der Musik ansehen.
Dolan stolpert hier nicht eine Sekunde ins Peinliche oder versinkt im Kitsch (der trotzdem bewusst dezent als Stilmittel eingesetzt wird - aber auf typische Dolan-Art). Man muss sich auch mal vor Augen führen, dass Dolan hier gerade mal 23 Jahre alt war und gleichzeitig so ein selbstsicheres und fantastisches Meisterwerk abgeliefert hat. Dolans Stil ist eigenwillig, schon fast provokant und selbstverliebt, aber mit einem Ideenreichtum ausgestattet, wie es seit Jahren nur vereinzelte Regisseure vergönnt ist. 
Sein Spiel mit Farben, Zeitlupen, grandioser Musik und Kameraeinstellungen erinnert an eine moderne Interpretation der Nouvelle Vague. Dolan setzt sehr oft bekannte Pop- und moderne Electro-Musik ein, die in Kombination mit den Bildern wie ein Popmärchen anmuten. Es gibt hier z.B. eine so grandiose Szene, wo Fred zu einem Filmball geht und sie knallbuntgestylt zu 'Fade to Grey' durch die Massen (die ebenfalls abgefahren durchgestylt sind) abwechselnd in Zeitlupe drehend schwebt und dann wieder mit ernstem Gang voranschreitet. Alleine diese Szene ist so weit drüber und pompös, dass man mit herunterlaufendem Speichelfaden vor dem TV Gerät anfängt zu zucken. 
Die Handlung spielt in den Neunzigern, also eine sehr bunte Zeit/Mode mit kleinen Ausflügen in die Spätachtziger. Hier tobt sich Dolan regelrecht besessen an den Kostümen, Frisuren, Perücken und dem Make-Up aus. Seine Bilder sind perfekte Zeitepochen, die aber nur nebenbei existieren, denn im Vordergrund steht die Geschichte von Laurence und Fred.
Der Film hat so viele denkwürdige Szenen wie die Wasserfallszene in der Wohnung von Fred, die Klamotten-regnen-vom Himmel-Szene oder als Laurence in Frauenklamotten seine Klasse betritt (er ist Lehrer) und die angesprochene 'Fade to Grey'-Szene. Aber am meisten hat mich die Szene im Café begeistert, als Fred die Bedienung in einer gewaltigen Lautstärke zusammenfaltet und fast explodiert. Fantastique!
Die beiden Hauptdarsteller sind großartig und mir persönlich hat Suzanne Clément als Fred am besten gefallen. Man könnte meinen, dass Dolan mit seinen 23 Jahren zu überheblich filmt, aber dem ist nicht so. Er kann es einfach. Seine Filme sind sicherlich nicht für die breite Masse bestimmt (was man auch seinen Filmen sofort anmerkt), aber es lohnt sich für Filmbegeisterte seine Werke zu entdecken. Das hier ist sein Meisterstück und gleichzeitig Vorbild für kommende Filmemacher in Sachen Kreativität und Stil. 

Mittwoch, 20. Juli 2016

Heather Nova - Siren


Ich stehe ja total auf diese Musikerin, deswegen mal hier mein liebstes Werk dieser tollen Frau schnell vorgestellt.
"Siren" ist das dritte Album und dürfte wohl auch das erfolgreichste Werk von Heather Nova sein. Schon der fantastische Vorgänger "Oyster" mit solchen großartigen Songs wie 'Maybe an Angel' oder 'Island', hat mich damals als pubertierender Jugendlicher schon sehr angemacht, konnte es aber nicht offiziell zugeben, da es sich damals nicht geziemt hat, dass man auch solche Musik gut findet, wenn man im The Triumph of Steel-Muscle-Shirt immer nur das Manowar-Zeichen mit seinen Kleinkind-Armen machte.
Heute, 20 Jahre später, liest sich das natürlich unfreiwillig lächerlich. Richtig schön, und ich meine auch schön, wurde es aber erst mit dem dritten Album, welches vier Jahre später erschien. "Siren" ist nicht nur erdiger, sondern besitzt auch einen klasse Bandsound und ist rockiger als seine beiden Vorgänger. Auch die Produktion ist angenehm warm und voluminös. Hier zeichnet sich übrigens Martin Glover von KILLING JOKE und Jon Kelly verantwortlich.
Was "Siren" neben dem typischen 90er-Sound so wunderbar macht, sind eigentlich die richtig gut komponierten Songs, die Heather hier geschrieben hat. Waren die beiden Vorgänger noch teilweise durchwachsen, kommt auf "Siren" das volle Talent von Nova zur Geltung. Knackige Rocksongs stehen neben melancholisch angehauchten Popsongs und unkitschigen Balladen in Reihe und Glied. Das Album wird zudem erstklassig eröffnet. 'London Rain (Nothing Heals Me Like You Do)' ist halt auch ein irre guter Opener für so eine Art von Pop-Rock-Musik, gefolgt von dem starken 'Blood of Me' und dem schönen 'Heart and Shoulder'. 'What a Feeling' ist dann eher ein Schmusesong, allerdings ein guter.
Hier braucht es auch keine instrumentalen Höhepunkte, die Songs sind einprägsam und flüssig. Und Heather hat nebenbei noch bemerkt eine wunderhübsche Stimme, auf der die Songs aufbauen. Mit 'I'm the Girl' ist hier auch mein Lieblingssong von Heather auf dem Album, wozu ich immer mit eingeklemmtem Spatzelmann zwischen den Beinen den Buffalo Bill tanze.
Musikalisch typische Sommermusik, kann man ohne große Konzentration genießen, passt eigentlich immer und ist weit entfernt von seelenloser Popmusik. Heather Nova ist eine äußerst talentierte Songwriterin mit einer tollen Stimme und mit Sinn und Verstand für gute Songs ausgestattet.
"The Jasmine Flower" fand ich 2008 wieder richtig stark, obwohl Heather selber nie wieder an ihre beiden Delikatessen "Oyster" und eben "Siren" anknüpfen konnte. Heather ist auch heute noch oft ein gern gesehener Gast in meinem Musiktempel. Super Frau halt!

Dienstag, 19. Juli 2016

System Of A Down - Mezmerize

System-of-aDown-Mezmerize
Müsste ich mich entscheiden, welche Band mich im letzten Jahrzehnt am meisten beeindruckt und durcheinandergebracht hat, dann würde ich wohl SOAD nennen. "Toxicity" ist für mich mittlerweile mein liebstes harsches Gitarrenpower-Album aus diesem Jahrzehnt. Diese ungezügelte, rohe Brutalität, die von Rick Rubin meisterhaft eingefangen und in der Produktion umgesetzt wurde, knallt (hier stimmt dieser Ausdruck mal) immer noch so berserkerhaft wie am ersten Tag. Man darf auch nicht überhören, dass hier nur ein einziger Gitarrist für diesen Sturm verantwortlich ist.
Daron Malakian ist für mich das größte Talent an der Gitarre seit Darrell Lance Abbott, und das meine ich völlig ernst. Was Daron für kreative Riffs, Melodien, ungewöhnliche Solis und Ideen auf der Gitarre auslebt, ist für mich wirklich nur mit einem Dimebag zu vergleichen.
Stilistisch ganz klar auf einem anderen Level, aber von der Wirkung nicht weniger erschlagender. Dabei sind es nicht nur seine ungehaltenen und monströsen Power-Riffs, die kochende Wut und blutige Aggressionen atmen, sondern auch seine ruhigen Töne, sein ausgeprägter Sinn für feine Melodien und natürlich dieser ultraherb geile musikalische Einfluss seiner Herkunft. Dieser ist fester Bestandteil im Sound von SOAD, wird aber nie plakativ in den Vordergrund gestellt, sondern begleitet mit sanften Schritten den musikalischen Rahmen. Dazu hat man mit Serj Tankian einen der außergewöhnlichsten Sänger der letzten Jahre hinter dem Mikro stehen, der passend zu dem Stil von Malakian aggressiv, wild, verrückt und melodisch die abgefahrensten Gesangslinien ausspuckt. Richtig sexuell wird es aber erst, wenn Tankian und Malakian sich zusammen duellieren und im Duett die schrägsten Parts mit ihren Stimmen nochmals aufwerten.
Und mit John Dolmayan hat man eine extrem unterbewertete Groovemaschine am Schlagzeug sitzen, der so richtig vom Leder zieht, wenn er synchron mit Malakian eine Urgewalt heraufbeschwört.
Mit "Mesmerize" (mein Erstkontakt mit SOAD) hat man 2005 ein wahres Gigantenwerk an Kreativität, Feuer, Melodien, Hits, Riffs für Millionen, Refrains und Momente für die Ewigkeit veröffentlicht. Die brachialen Momente von "Toxicity" findet man nun in einem etwas geordneten Rahmen die wunderbar mit den einprägsamen Melodien, die erst auf dem melodischeren Zwillingsbruder "Hypnotize" so richtig aufblühen, harmonieren.
Das Doppel "Mesmerize"/"Hypnotize" ist vielleicht der letzte große Paukenschlag in der Rockmusik bis heute. Sozusagen die beiden "Use Your Illusion" in musikalisch gut und wertvoll. "Toxicity" war zwar glaube ich erfolgreicher, aber "Mesmerize" ist musikalisch das bisher ausgereifteste Werk in der Bandgeschichte. Was für wahnwitzige Songs wie 'Sad Statue' (wie dieses Riff tötet!), 'Violent Pornography', 'Question!', 'B.Y.O.B.', 'Cigaro' oder mein Lieblingssong 'Radio/Video' mit seiner orientalischen Köstlichkeit im Mittelteil dieses Album beinhaltet, ist kaum auszuhalten. Dabei gibt es eigentlich keinen einzigen Ausfall. Auch die Verpackung ist endlich mal hübsch, was man ja bei den Vorgängern nicht behaupten konnte. Und auch hier war Rick Rubin wieder für die Produktion verantwortlich, diesmal aber in Zusammenarbeit mit Malakian. Auch wenn der Sound nicht ganz so brachial wie bei "Toxicity" ist, sind es die besser nuancierten Feinheiten und die weicheren Gitarrenmelodien, die den Bandsound noch spannender gestalten.
In allen Belangen ist "Mezmerize" das anspruchsvollste und am besten komponierte Werk der Bandgeschichte. Die unglaublich komplexen Gesangsleistungen von Tankian und Malakian, die Luxusarbeit von Malakian an der Gitarre, die sagenhafte Groovearbeit von Shavo Odadjian und John Dolmayan und dieser irre Stilmix aus allem, was gut ist, gehören zu den größten Momenten der Rockmusik des neuen Jahrtausends.
SYSTEM OF A DOWN sind laut meinem Gehirn, meinem Bauch, meiner Seele und meinem Herzen die kreativste und frischeste Band, die die Rockmusik nach den Neunzigern hervorgebracht hat. Ist wie mit Falafel: kann ich (leider) nicht immer und überall essen, aber wenn ich es in die Finger bekomme, ist es das geilste Zeug von Welt.

Montag, 18. Juli 2016

Nagelfar - Hünengrab im Herbst

Nagelfar - Hünengrab im Herbst
1997 hatte ich meine ersten ernstzunehmenden Berührungen mit Black Metal. Das für mich im Nachhinein vielleicht wichtigste und prägendste Album, welches mir den Black Metal ins Haus holte, kam nicht aus Norwegen, sondern aus Deutschland.
Damals besorgte ich mir CDs und Shirts noch über Papier-Mailorder per Post oder per Telefon. Napalm Records, Last Episode, Nuclear Blast, EMP, Invasion - die üblichen Verdächtigen halt aus dieser Zeit. Dort habe ich dann auch das Debüt “Hünengrab im Herbst“ von NAGELFAR entdeckt. Die positiven Meinungen zum Album haben mich dann zum Kauf überredet, und diesen habe ich bis heute nicht bereut.
Der ausschlaggebende Punkt war aber, dass die Texte komplett auf Deutsch vorgetragen wurden - damals eine Seltenheit im Black Metal. Auch das Covermotiv war eher Black Metal untypisch.
Ich kann mich heute noch genau an diesen großen Moment erinnern, als das kurze Intro in den ersten Song 'Seelenland' überging. Ein Schrei, ein Blastbeat, ein druckvolles Riff und eine, meiner Meinung nach, immer noch einzigartige und unerwartete Produktion. Andy Classen hat hier eine unglaubliche Arbeit abgeliefert, den Sound für das eher moderne Songwriting, welches sich klar von den anderen Bands unterschied, zugeschnitten und Emotionen, jede Menge Details, Ecken und Kanten, sowie leichte elektronische Experimente als einen großen Klangkosmos geschaffen.
Natürlich bringt die beste Produktion nichts, wenn das Songwriting nicht stimmt. Und da kommt man automatisch auf den nächsten herausragenden Punkt, der für die Sonderstellung des Albums verantwortlich ist. NAGELFAR haben auf “Hünengrab im Herbst“ 5 teuflische Songs verewigt, die sich, genau wie die Produktion, vom üblichen Schema der Black Metal Kunst (bewusst?) abgrenzten. Wahnsinnig mutiges Songwriting, furchtloser Einsatz von Keyboards und Electronica, ungewöhnliches Drumming, druckvoller Gitarrensound, deutsche Texte und verständlicher Gesang geht Hand in Hand mit geistesgestörtem Geschrei. Zudem hat sich mit dem Titelsong auch noch eine gothische Ballade auf dem Album versteckt, die mir persönlich aber schon immer nicht so recht schmecken wollte. Eine weitere außergewöhnliche Kombination, so ein Stück in die Mitte des Albums zu platzieren. Man darf nicht vergessen, dass Keyboards, zu viele Melodien, klarer Gesang und ein druckvoller Sound 1997 mit Black Metal so viel zu tun hatte, wie meine Oma mit WACO JESUS.
Zurück zu 'Seelenland'. Der erste Song sorgte bereits für unfassbare Begeisterung in meinem damals zarten Alter und lies meinen Penis abermals einen mächtigen Wachstumsschub erfahren. Wie ein Sturm donnert der Song los, prügelt, sägt um dann in einen eher hymnischen Rhythmus zu wechseln. Immer wieder brechen NAGELFAR in rasende Parts aus, verbinden das aber alles so geschickt und stimmig, dass mir damals echt nichts mehr dazu einfiel. Auf jeden Sampler packte ich 'Seelenland', alle wurden in meinem Bekanntenkreis mit diesem Song beglückt, ob sie wollten oder nicht.
Mit 'Schwanengesang' folgte dann ein episches Meisterwerk mit einer Länge von knapp 15 Minuten, welches mit ungewöhnlicher Rhythmik und experimentellen Synthesizern beginnt, danach in epischer Black Metal Manier umherstürmt um dann mit ruhigen, träumerischen und spacigen Passagen ein sehr atmosphärisches Gesamtbild zu erschaffen. Auch hier sticht der grandiose und meiner Meinung nach meisterliche Gesang von Jander heraus, der auf “Hünengrab im Herbst“ für mich eine der besten Gesangsleistung auf einem Black Metal Album abgeliefert hat. Wildes, chaotisches Geschrei, Sprechgesang, hymnenhafter Klargesang oder irres Psychogekeifer, Jander besitzt für Black Metal Verhältnisse eine enorme Vielfältigkeit. Technisch natürlich alles sehr begrenzt - aber darauf kommt es auf “Hünengrab im Herbst“ gar nicht an. Es ist diese emotionale, extrem charismatische Stimme, die authentisch die gesamte Stimmung der Songs einfängt. Wie geschickt und unverschämt selbstverständlich NAGELFAR in 'Schwanengesang' mit Tempo, Rhythmik, klarem Gesang, ungewöhnlichen Keyboards und Stimmungen spielen, ist heute genauso spannend und faszinierend wie vor 19 Jahren.
Mit 'Hünengrab im Herbst' folgt dann die bereits erwähnte Ballade, die zwar super zur Stimmung des Albums passt, mir aber etwas zu abgedroschen klingt. Mutig ist dieses Stück allemal, welches auch mit schönen Klanglandschaften aufwartet. Vielleicht erinnert mich der Song auch zu sehr an den Kitsch von einer Band wie LACRIMOSA, ohne dabei in diese Gefilde abzurutschen.
Kein Ausfall, für mich aber schon damals eher ein nettes Beiwerk zum restlichen Album.
'Bildnis der Apokalypse' zeigt NAGELFAR wieder in experimentierfreudiger Laune. Verzerrter Gesang wechselt sich mit kraftvollem Geschrei ab. Auch hier zelebrieren NAGELFAR wieder eine Symbiose aus rasendem Black Metal mit ungewöhnlichen Tempowechseln und Synthesizersounds.
Mit 'Srontgorrth (Das dritte Kapitel)' haben NAGELFAR den vielleicht besten Song ihrer Karriere auf dem Album verewigt. Epochal, rasend, stampfend, hymnisch, poetisch und besessen knüppeln und spielen sich NAGELFAR in einen Rausch über dem das gnadenlose Gekeife von Jander herrscht. Heute noch verschafft mir der majestätische Mittelteil eine Gänsehaut. "Der Frühling erstarb auf meinen Lippen. Doch da … im Frühnebel - ein Funke - heidnischer Schönheit".
Abschließend bewegen sich NAGELFAR in 'Der Flug des Raben (Ein Jammerschrei in traurig’ Nächten)' 15 Minuten lang durch alle Ebenen, die das Album bisher aufgezeigt hat.
“Hünengrab im Herbst“ ist heute, 19 Jahre später, sicher nicht mehr so faszinierend wie damals. Es gibt mittlerweile auch teilweise viel bessere deutsche Black Metal Alben, doch eines hat sich das Album bis heute bewahrt. Es ist und bleibt in seinem Ganzen einzigartig und unerreicht.
Die fantastische Produktion von Andy Classen ist bis heute nicht eine Sekunde gealtert, der druckvolle Schlagzeugsound ist immer noch etwas ganz Besonderes, die ungewöhnlichen Riffs und Rhythmen waren damals extrem mutig und Janders Gesang ist und bleibt eine Meisterleistung im Black Metal. Dazu haben NAGELFAR einfach wunderbare, im Gedächtnis haften bleibende Melodien auf “Hünengrab im Herbst“ verewigt, ob nun mit Synthesizer, Gitarre, Samples oder Gesang.
Der für mich aber höchste Stellenwert, den dieses Album für mich besitzt, ist, dass es ein Teil meiner Jugend ist und für mich ein ähnliches prägendes und sehr wichtiges Album wie "Into Glory Ride", "Dark Side Of The Moon" oder "Within The Realm Of A Dying Sun" darstellt. Die Erinnerungen, die ich mit "Hünengrab im Herbst“ verbinde, sind sowieso nicht in Worte auszudrücken.
Nach “Hünengrab im Herbst“ war ich endgültig und hoffnungslos dem Black Metal verfallen.

De rouille et d'os


Regie: Jacques Audiard, 2012

Der rohe Alain schlägt sich mit seinem Sohn ohne viel Perspektive durch das Leben und bekommt einen Job als Türsteher in einem Club. Dort muss er auch gleich bei einem Handgemenge eingreifen, wo er auf die schöne Stéphanie trifft, die wohl daran beteiligt war und was auf die Nase bekommen hat. Er fährt sie nach Hause und bittet sie noch Eis für seine verletzte Hand zu besorgen. Stéphanie lässt ihn in die Wohnung, wo Alain auch gleich ihren Freund kennenlernen darf. Zudem erfährt er von ihrem Beruf, da überall in der Wohnung Fotos und Artikel Stéphanie als Orca-Dompteurin in einem Seapark zeigen. Für Alain eine unerwartete coole Sache. Cut.
Stéphanie wird bei ihrer nächsten Show gezeigt, alles riesengroß mit Pomp und Menschenmengen. Alles läuft normal, bis plötzlich ein Orca mehr Hunger hat als die anderen. Stéphanie wird bei dem Zwischenfall verletzt und verliert ihre beiden Beine.
Monate später meldet sich Stéphanie bei Alain (der damals seine Nummer hinterlassen hat), der mittlerweile bei seiner ebenfalls sozial eher schwachen Schwester wohnt und jetzt Nachtschichten in einer Security-Firma schiebt. Er besucht sie, doch Stéphanie hat die Lust am Leben verloren, gammelt im Rollstuhl in ihrer abgedunkelten Wohnung vor sich hin und steht völlig alleine da (bis auf eine Kollegin, die öfter vorbeikommt).
Alain nimmt es gelassen, bemerkt ungehobelt zwischendurch, dass es in der Wohnung ziemlich stinkt, und überredet Stéphanie letztendlich doch dazu an die frische Luft zu "gehen". Beide unterhalten sich in einem Strandcafé, bis Alain Stéphanie plump fragt, ob sie Lust hat mit ihm schnell ins Wasser zu springen. Stéphanie hält das anfänglich für einen Scherz, bis sie dann doch mit dem Rollstuhl zum Strand fährt, wo Alain schon im Wasser ist. Schließlich lässt sie sich von Alain überreden, der sie dann ins Wasser trägt.
Hier sind mir dann schon die Tränen gekullert. Aber was bitte ist das für eine geile Tricktechnik mit den beiden Stummeln. Hier werden keine Kameratricks verwendet - wie das alles in Szene gesetzt ist, zeigt ein tolles Making of als Extra auf der DVD. Wahnsinn, wie authentisch das aussieht.
Stéphanie schwimmt den halben Tag im Meer (auch das sieht man - ohne Beine) und ist überglücklich, als Alain sie wieder aus dem Wasser trägt und sie sich herzlichst dafür bedankt.
Zwischen den beiden entwickelt sich eine tiefere Freundschaft, auch wenn Alain schon eher der Arschlochtyp ist. Gegenüber Stéphanie zeigt er aber unbewusst Gefühle. Als Alain ein Angebot für Straßenkämpfe bekommt, sieht er darin seine große Chance auf mehr Geld. Und Stéphanie verliebt sich langsam in Alain.
Wow! Was für ein grandioses Stück Europakino! Marion Cotillard ist einfach eine der besten derzeitigen Schauspielerin und spielt ihre Rolle so authentisch und beeindruckend, dass ich der Frau ab sofort verfallen bin. Ihre Ausstrahlung auf dem Bildschirm ist sagenhaft. Matthias Schoenaerts Rolle als Alain ist ebenfalls überragend. Eine fantastische Schauspielleistung der beiden Hauptakteure.
Jacques Audiard hat mich damals schon mit seinem meisterlichen Gefängnisdrama "Un prophete" überzeugt und legt hier nochmal eine Schaufel Emotion drauf. Eine erstklassige Kamera, unterlegt mit einem coolen Soundtrack (Springsteens 'State Trooper'!) und der "Mut", ungeschönte Sexszenen mit amputierten Beinen zu zeigen, sind dabei eigentlich nur Nebensächlichkeiten, die erst nach dem Ende im Kopf wirken. Getragen von den beiden herausragenden Darstellern, einer absolut kitschfreien Geschichte und der Weg, wie Stéphanie wieder Freude am Leben findet, ist "De rouille et d'os" für mich großartiges europäisches Kino, wie man es eigentlich nicht besser machen kann.

Soundgarden - Louder Than Love


Die beiden Nachfolger sind unbestreitbar ein ganz anderes Level und gehören zu den Götterfunken der 90er Rockmusik, aber "Louder Than Love" gehört nach wie vor zu meinem liebsten Wegbegleiter und dient zugleich als Lebensladestation für den Alltagsakku. Selten klang jugendliche Rockmusik so frisch, dynamisch, wild, ungebremst, chaotisch und kraftvoll, wie es die Wunderknaben unter der Beaufsichtigung von Terry Date (!) 1989 für die Nachwelt festhielten. Chris Cornell schreit und flucht hier noch schräg und schrill, die tonnenschweren Iommi-Riffs von Kim Thayil fräsen sich wie ein Panzer durch den Sound und Herr Cameron macht bereits hier schon das, was er am besten kann: richtig interessant Schlagzeug spielen. Kaiserliche Rohware!

Sonntag, 17. Juli 2016

Pink Floyd - Wish You Were Here


Nachdem so gut wie die ganze Welt den Vorgänger "The Dark Side of the Moon" gehört hatte, war die Aufregung um ein neues Pink Floyd Album natürlich groß.                               
Wie so oft, wurde ein identisches Werk erwartet, ein Abziehbild, womit der gemeine "Fan" sich auskannte, sozusagen unkreativer Stillstand. Es kam jedoch ganz anders. Prahlte der Vorgänger noch mit nie dagewesenen Soundexperimenten, klanglicher Perfektion, kreativen Songs und recht eingängigen Melodien, ist "Wish You Were Here" eigentlich die sinnliche Antithese dazu.
Das Album, welches zum Großteil aus nur einem Song besteht - 'Shine On You Crazy Diamond' ist nicht nur das 26 Minuten lange Hauptwerk des Albums, sondern auch der allgemeine Höhepunkt in der Schaffensphase der Band, aufgeteilt in zwei Parts und dazwischen sich drei weitere Klassiker der Bandgeschichte zu erkennen geben, ist ein stiller Ruhesturm.
"Wish You Were Here" ist das untypischste typische Pink Floyd Album, das intimste und ergreifendste. Es ist meilenweit von der Größe eines "The Dark Side of the Moon" entfernt und besitzt nicht im Ansatz den Pomp und (leider auch) den Kitsch der alles ab "The Wall"-Werke, sondern ist ein einzigartiges und stimmiges Klanguniversum, welches zwar von "Animal" auf eine ähnliche Weiße "reproduziert" werden konnte, die Aura und eigene Atmosphäre aber so nie wieder von der Band eingefangen wurde.
"Whish You Were Here" zählt zu den ganz Großen der Rockgeschichte - es ist ein Album, was so nur ein einziges Mal entsteht, ein wertvoller Schatz der Menschheitsgeschichte und Worte es nicht vermögen zu beschreiben und notwendig sind.

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Auf der anderen Seite


Regie: Fatih Akin, 2007

Wow, Fatih Akin kann einfach mal großartige Filme drehen! Das war nun mein dritter Akin und wieder hat mich sein Film verzaubert.
Es geht um den Tod und das Schicksal von verschiedenen Menschen, die entfernt was miteinander zu tun haben. Wie das alles aufgebaut und erzählt ist, ist für einen (modernen) deutschen Film beispiellos.  
Der Schauplatz wird zwischen der Türkei (Istanbul / Trabzon) und Deutschland (Bremen / Hamburg) mit einer Leichtigkeit in verschiedenen Kapiteln gewechselt, multikulturell wild durcheinandergewürfelt und sehr stimmig beschrieben. Teilweise ist die Geschichte etwas unlogisch, stört aber überhaupt nicht, da der Film einen angenehmen Erzählfluss besitzt. Die Darsteller sind auch wieder super (bei Akin ja fast schon eine Garantie), besonders Nurgül Yeşilçay als türkische Politaktivisten, die nach Deutschland flieht und Baki Davrak als Germanistikprofessor in Bremen, der wieder in die Türkei zurückkehrt, haben mir sehr gut gefallen.
Nebenbei mag ich halt auch den Stil von Akin ungemein gerne, ein Regisseur, der was zu sagen hat. Die klischeefreie und nüchterne Verarbeitung der türkischen Kultur in seinen Filmen (Essen, Musik, Sprache, Gesellschaft) mit deutschem Kontrast, ist für mich nicht nur spannend und interessant, sondern auch lebendig und natürlich umgesetzt. Nicht ganz so kraftvoll und überragend wie sein Meisterwerk "Gegen die Wand", gehört aber auch dieser Film zu den sehr empfehlenswerten deutschen Filmen der letzten Jahre.

Mittwoch, 13. Juli 2016

Death - The Sound Of Perseverance


Dass Charles Michael Schuldiner zu den einflussreichsten und wertvollsten Grob-Gitarristen eines ganzen Genres gehört(e), ist unwiderlegbar. Seine Art und Weise dieses Instrument zu spielen, Songs zu komponieren, mit dem ständigen Drang zur nächsten Evolution und die jeweiligen Musiker, die Chuck auf seinen Lebenswerken versammelte und zu eigentlich unmöglichen Höchstleistungen antrieb, sowie der perfektionistische Anspruch, den Chuck an sich, seine Musik und an seine Mitmusiker stellte, ist ein bis heute nie wieder erreichtes Unikum in der weltweiten Metallverarbeitung.
Seine klassischen Revolten wie "Human", "Symbolic", "Leprosy", "Spiritual Healing" oder "Individual Thought Patterns" sind Schablonen, die um die Welt gingen. Mit seinem letzten Death-Werk "The Sound of Perseverance" übertrieb es Herr Schuldiner schon fast - alles ist to the MAX! Aber, und das kann man nach über 15 Jahren mit Stolz behaupten, es gibt und gab nie wieder ein vergleichbares Knallbonbon, welches ultra komplexe Songs, "was'n jetzt?"-Solis und unruhiges Zappeldrumming so gekonnt verschmolzen hat, wie "The Sound Of Perseverance".
Und welches Album wird bitte so mitreißend eröffnet, wie es 'Scavenger of Human Sorrow' abliefert? Richard Christy stürzt kopfüber in seine Schlagzeuggebirgskette und nimmt dabei ALLES mit (selbst Mutti klingt in der Küche beim Kochen dagegen harmlos) während Schuldiner eines der andächtigsten Riffs der Rockmusik dagegensteuert.
Charlie, du warst und bist einer der 3 größten Gitarristen und Musiker der Heavy Metal Geschichte. Einzigartig. Unersetzbar. Fehlend!