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Montag, 14. März 2016

Show Me a Hero

David Simons aktuelle Miniserie für HBO ist ein Meisterstück - ein Kaleidoskop, welches Rassismus, wirre Politik, Schicksale, soziale Randexistenzen und Scheuklappenpolitiker beleuchtet und dem Zuschauer schmerzhaft vorführt, wie abscheulich Menschen sein können aber auch gleichzeitig aufzeigt, dass es auch Auswege gibt, Hoffnung und der Mensch doch fähig sein kann umzudenken.
In sechs Folgen begleitet man den Stadtrat Nick Wasicsko, der sich zum Bürgermeister hocharbeitet und daran zerbricht. Kern der Geschichte ist ein geplanter Bau von Sozialwohnungen in der unmittelbaren Umgebung der weißen Mittelschicht, wo ein Teil der Bevölkerung (Schwarze, Hispanics) mit geringem Einkommen aus den Brennpunkten “ausgesiedelt“ werden sollen.
Wasicsko steht kurz nach dem Antritt zum Bürgermeister so gut wie alleine da, denn seine Stadträte sträuben sich gegen den geplanten Bau, der von einem Richter erzwungen wird, und machen es nicht nur Wasicsko schwer, ordentlich zu regieren, sondern stacheln gleichzeitig auch den hirntoten tobenden Mob, der aus Städten wie Leipzig, Dresden oder Clausnitz extra für die Serie von HBO eingeflogen wurde, an, um sich bei den nächsten Wahlen besser zu positionieren. Besonders der schmierige Spallone (widerwärtig großartig Alfred Molina) befeuert mit seinem Großmaul und seiner animalischen Verhaltensweise die Zündung der Demonstranten und besorgten (wie ich diese Wort hasse!) (weißen) Bürger.
David Simon beweist hiermit, dass er zu den grandiosesten Geschichtenerzählern der TV-Landschaft unserer Zeit gehört. Ob nun Treme, The Wire oder Generation Kill - seine Serien bestechen durch kluge Konzepte, packende und aufrüttelnde Themen, authentische und zeitlich beeindruckende Aufarbeitungen sowie ziemlich komplexe Geschichten. Mit Show Me a Hero hat er neben The Wire seinen zweiten TV-Meilenstein gesetzt und nicht nur eine hässliche Geschichte der USA aus den Achtzigern eingefangen, sondern auch für uns Europäer eine erschreckend aktuelle Schweinerei menschlichen Ekels gespiegelt.
Oscar Isaac beweist zudem in seiner Hauptrolle als Nick Wasicsko, dass er zu den derzeit besten und ganz großen Schauspielern aus den USA zählt - wie schlimm es aber auch gleichzeitig ist, dass so ein grandioser Schauspieler demnächst für so ein Quatsch wie X-Men und Star Wars sein Können verschwendet. Für mich persönlich ist er sozusagen die Wiederauferstehung des jungen Pacinos.
Auch der restliche Cast ist wieder, wie gewohnt von HBO, großartig besetzt (James Belushi!). Und als Bonbon aus Wurst wird jede Folge mit einem Springsteen-Song veredelt. Außerdem finde ich das Format der Miniserie richtig großartig und die Hosen (die gleichzeitig als BH dienen) und Schulterpolster der Frauen - eine Mode, die in den Achtzigern so ziemlich das Maximum an Weiblichkeit herausgeholt hat.

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