Blog heiraten

Dienstag, 20. Oktober 2015

Pink Floyd - The Final Cut

Pink-Floyd-The-Final-Cut

Warum dieses Werk so unbeachtet im Schaffen von PINK FLOYD geblieben ist, ist mir immer noch ein großes Rätsel. Nach dem für mich viel zu überheblichen und schlicht überladenden "The Wall", erschien mit "The Final Cut" vier Jahre später das vielleicht düsterste und traurigste Pink Floyd-Album. Erfrischend reduziert, leise und trotzdem epochal und mit zerbrechlichem Bombast, liefert Roger Waters ein kleines Wunderwerk der intimen Töne ab. Die Floyd-Musiker waren schon immer eher durchschnittliche Könner an ihren Instrumenten, hatten jedoch mit David Gilmour dafür einen der bedeutendsten und herausragendsten Gitarristen der bisherigen Rockgeschichte in der Band.
Über "The Dark Side of the Moon", "Animals" und "Wish You Were Here" zu philosophieren, macht mir mittlerweile auch keinen Spaß mehr. Leute, die ich lieb haben soll, stehen auch zusätzlich noch auf das famose Debüt. Von 1968 - 1972 hat die Band auch eher merkwürdigen Kram veröffentlicht. Wenn man ehrlich ist, bekommt man aus diesem Zeitraum, wenn man die großen Songs zusammenschneidet, gerade so ein halbes Doppelalbum zusammen. Völlig egal.
"The Final Cut" höre ich nur alleine, das möchte ich nicht mit anderen Menschen teilen. Gerade Waters, der eigentlich nicht viel besser singen kann als ein Knäckebrot, erschafft mit seiner intimen Stimme hier eine unglaublich bedrückende Stimmung. Das ist mir auch viel mehr Wert, als der Flächenbombast und die größenwahnsinnige Produktion des direkten Vorgängers. Waters schafft es mit seiner Stimme in mir irgendetwas anzusprechen; ich kann mich direkt in die Musik hineinversetzen, fühle mit und bin immer wieder schwer beeindruckt, wie Waters da seelisch in mich eindringt.
Dass die übriggebliebenen Floyds Gilmour und Mason auf diesem reinen Waters-Werk eigentlich nur billiges Fachpersonal sind, macht dem Album überraschenderweise nichts aus.
Es passiert wenig (dafür im Hintergrund viel interessantes), es ist ein schwermütiges und sehr monotones Werk, wenig Gilmour-Sound, ein kaum wahrnehmbarer Mason - dafür lauert Waters überall. "The Final Cut" besitzt sehr viel Text, kaum Bandsound und wenig laute Momente, dominiert von Pianoeinlagen, Geräuscheffekten und intensiven Texten. Waters war für mich schon immer der Ober-Floyd und hat extra nur für mich ein berauschendes Musikwerk mit emotionalem Tiefgang abgeliefert, bevor PINK FLOYD mit den beiden Nachfolgern für mich zu einer komplett anderen Band mutierten.
Was man "The Final Cut" vorwerfen kann, ist die maximale Dominanz von Waters, aber dann bitte konsequent sein und "The Wall" gleich mit in die Puh-Ecke mitnehmen, und den für mich zu sehr nach Straßenstrich stinkenden 'Not now John' - da habe ich ständig weibliche Aerobic-Vorturner im Leoparden-Badeanzug mit vollem Achselhaar und verschwitzter Vollrippunterwäsche vor Augen (remember 'Young Lust' - lupenreiner Pornosoundtrack vom Vorgänger).
So ein berauschend-emotionales Werk haben zuletzt vielleicht ANATHEMA Ende der 90er abgeliefert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen